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WirtschaftsnobelpreiseNobelpreisträger

Wirtschaftsnobelpreis 2009 für US-Politologin Elinor Ostrom

Den Wirtschaftsnobelpreis des Jahres 2009 geht an die beiden amerikanischen Institutionen-Ökonomen Elinor Ostrom und Oliver E. Williamson. Mit Ostrom wird seit 1969 erstmals eine Frau mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet.

Wirtschaftsnobelpreis Ostrom Williamson

Wirtschaftsnobelpreis 2009 für US-Politologin Elinor Ostrom
Ostroms Aufmerksamkeit gilt seit den frühen 70er Jahren den Gemeingütern, welche auch als Allmendegütern bezeichnet werden, also jenen Dingen, die alle Menschen gemeinsam nutzen. Dazu zählen beispielsweise der Umgang mit Wasser, Wäldern, Weideland, Fischbestände und der Atmosphäre. Elinor Ostrom hat gezeigt, wie Gemeingüter von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden können. Gemeinsam mit Ostrom erhält der amerikanische Konfliktforscher Oliver E. Williamson den mit umgerechnet einer Million Euro dotierten Wirtschaftsnobelpreis 2009. Seine Theorie erklärt, wann Unternehmensstrukturen bessere Konfliktlösungen als Märkte liefern.

Wirtschaftliche Transaktionen finden meist auf Märkten aber auch innerhalb von Firmen, Genossenschaften, Haushalten und Behörden statt. Während die Volkswirtschaftslehre die Funktionsweisen von Märkten umfassend erklären, wurde anderen institutionellen Gefügen Langezeit wenig Beachtung geschenkt. Die wegweisenden Forschungsbeiträge der beiden US-Wissenschaftler haben die Institutionen-Ökonomie in den letzten drei Jahrzehnten von einem Randgebiet der Volkswirtschaftslehre in den Focus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gebracht. Ihre Arbeiten zeigen, dass die meisten sozialen Organisationen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten folgen.

Elinor Ostrom hat die klassische Lehre hinterfragt, nach welcher Gemeingüter entweder vom Staat zentral verwaltet oder privatisiert werden sollten. Anhand zahlreicher Studien zu Fischbeständen, Weideland, Wäldern, Seen und Wasservorkommen hat Ostrom jedoch gezeigt, dass Nutzerorganisationen diese Gemeingüter vielfach deutlich besser verwalteten, als dies nach den klassischen Theorien zu erwarten wäre. Sie beobachtete, dass die Nutzer solcher öffentlichen Ressourcen häufig raffinierte Entscheidungsregeln entwickeln, um die gegensätzlichen Interessen zu vereinbaren und eine übermäßige Nutzung wie beispielsweise durch eine Überfischung zu vermeiden. Sie leitete aus den Studienergebnissen zudem Regeln dafür ab, wann solche Nutzerorganisationen erfolgreich sind.

Zur Auszeichnung der US-Forscherin mit dem Wirtschaftsnobelpreis 2009 erklärt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: "Mit Elinor Ostrom ehrt das Nobelpreiskomitee in Stockholm eine der weltweit bedeutendsten Vordenkerinnen der Gemeingüter-Ökonomie. Die Konsequenz, mit der Ostrom die ganze Welt durchkämmt hat, um den Voraussetzungen für einen nachhaltigen und fairen Umgang mit Gemeingütern nachzuspüren, ist beeindruckend.“

Oliver Williamson hat entdeckt, dass sich die Kontrollstrukturen von Märkte und hierarchische Organisationen wie beispielsweise Unternehmen in ihren Ansätzen zur Lösung gegensätzlicher Interessen unterscheiden. In Märkten entsteht leicht Streit über die Konditionen von Transaktionen, welcher in Unternehmen durch Vorgesetzt vermieden oder geschlichtet werden kann. Dafür besteht jedoch die Gefahr, dass Vorgesetzte ihre Macht missbrauchen.

Märkte funktionieren relativ gut, wenn sie im Wettbewerb stehen und die Käufer und Verkäufer sich bei Meinungsverschiedenheiten andere Handelspartner suchen können. Bei einem eingeschränkten Wettbewerb sind Unternehmen dagegen besser als Märkte zur Konfliktlösung geeignet. Eine Kernaussage von Williamsons Theorie besagt, dass Geschäfte meist dann innerhalb von Firmen abgewickelt werden, wenn diese schwer vertraglich zu fixieren sind und die Geschäfte beispielsweise durch Investitionen zu einer starken Abhängigkeit führen.

Der Preis geht damit zum zehnten Mal nacheinander US-Ökonomen. Im Vorjahr wurde der Handelstheoretiker Paul Krugmann ausgezeichnet. Der Wirtschaftsnobelpreis ist mit umgerechnet einer Million Euro dotierte und wird traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, durch den schwedischen König in Stockholm überreicht.

Elinor Ostrom wurde 1933 in Los Angeles (USA) geboren. Sie habilitierte 1965 an der Universität von Kalifornien in Politikwissenschaften. Sie lehrt als Professorin für Politikwissenschaft an der Universität von Bloomington in Indiana.
http://www.cogs.indiana.edu/people/homepages/ostrom.html

Oliver E. Williamson wurde 1932 in Superior (USA) geboren. Er habilitierte 1963 an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh in Volkswirtschaftslehre. Er lehrt als Professor für Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Jura an der Universität von Berkeley in Kalifornien.
www2.haas.berkeley.edu/Faculty/williamson_oliver.aspx

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