WiWi Gast schrieb am 04.02.2021:
Guten Morgen zusammen,
ich arbeite in einer Behörde und verdiene E13, das sind aktuell ca, 2720 Euro netto, da ich in Stufe 3 eingruppiert bin und keine Kinder habe.
Nun ist das sicherlich kein schlechtes Gehalt, aber wenn ich hier im Forum die Nettogehälter höre, bin ich schon etwas frustriert.
Die Akademiker in meinem Alter (ich habe ebenfalls einen Master-Abschluss) besitzen schon ein Haus oder eine Eigentumswohnung, tragen Designerkleidung, während ich noch in meiner kleinen 50qm Wohnung lebe.
Ich habe auch nur 45.000 Euro gespart, da ich letztes Jahr ein neues Auto benötigte und das mein Erspartes deutlich minderte. Selbst da fahre ich aber "nur" Opel und ich werde gefragt, wieso es nicht der Audi ist...
Hier im Forum sparen die Forenteilnehmer mindestens 3000 Euro im Monat und führen ein sehr angenehmes Leben. Da fragt man sich echt, wieso man überhaupt studiert hat.
Geht es jemandem so wie mir?
Du hast also 3 bis maximal 5 Jahre Berufserfahrung in deinem aktuellen Job? Was hast du vorher gemacht?
Wie andere Poster schon bemerkt haben, steigst du automatisch auf 3.350 Euro netto plus künftige Tarifsteigerungen. Wenn du bei IGM & Co. einsteigst, dann sind es Betrag X, aber der Betrag X ändert sich nicht, mit Ausnahme von Leistungszulage und Tarifsteigerungen. Die Leistungszulage kann auch mal gesenkt werden, wenn andere im Team besser performen.
Du bleibst auf deiner jetzigen Position und nach 10 Jahren auf der Position bist du bei 3.280 Euro netto und 5 Jahre später noch mal 3.350 Euro netto. Jeweils plus alle künftigen Tarifsteigerungen on Top.
Die nächste Sache ist, das sind nur Zahlen auf dem Konto. Nichts davon ist real. Du kannst dir mit bisschen mehr netto noch bisschen mehr Wohnraum, bisschen mehr Sterne beim Urlaub und bisschen teureres Auto leisten.
Du bekommst nicht mehr Urlaub, denn die Urlaubstage werden nicht mehr. Du hast, wie jeder reiche Sack auch, eine Küche, einen Esstisch, eine Couch und ein Bett. Du kannst dich individuell mobil von A nach B bewegen.
Kennst du hedonistische Adapation? Der Audi fühlt sich für den Audi-Fahrer an wie der Opel für den Opel-Fahrer. Die 90qm fühlen sich für den 90qm-Mieter an wie die 60qm für den 60qm-Mieter.
Warum zählt sich Friedrich Merz zur Mittelschicht? Weil er Mittelschicht ist. Um aus dem Mittelschichtsleben mit einem Wohnsitz, x Tagen Urlaub und Mobilität wie jeder andere Depp auch auszubrechen, musst du H4 machen oder 5 Mio. Euro auf dem Konto haben. Alles dazwischen ist Mittelschicht.
Der H4ler hat evtl. kein Auto und ist in seiner Mobilität eingeschränkt. Er hat sie auch nicht so nötig, wie eine Arbeitsbiene. Ich habe allerdings wirklich schon sehr schicke H4ler-Wohnungen gesehen. Bei der Mehrheit hapert es halt an der Arbeitsmotivation genauso wie an der Motivation, sich sein eigenes Zuhause schönzumachen. Das geht auch mit wenig Geld.
Wer 90k-120k brutto in Frankfurt oder München verdient, der ist aber genauso im Hamsterrad wie du. Eventuell sogar noch mehr, wenn du nicht in so einer teuren Gegend wohnst. So jemand hat auch nur eine Wohnung, ein Auto, x Tage Urlaub. Sein Leben und dein Leben unterscheiden sich nicht grundlegend.
Selbst mit 200k oder 300k pro Jahr ist man in Frankfurt oder München einfach nur Mittelschicht. 1x Wohnraum, kein Ferrari, keine Yacht, kein Privatjet. Mit 25 Jahren sparen schafft man es vielleicht bei durchgehend 300k brutto, sich in Frankfurt eine Immobile zu kaufen, freistehend natürlich.
antworten