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einjährige Probezeit?

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WiWi Gast

einjährige Probezeit?

Ich bin etwas verwirrt, und zwar habe ich eine Zusage für einen Job bekommen. Den Arbeitsvertrag habe ich noch nicht bekommen.

Was mich wundert, dass die Probezeit ein Jahr ist. Bisher dachte ich, dass die Probezeit max. 6 Monate betragen darf, auch im Tarifvertrag der Branche steht max. sechs Monate.

Wie kann es dann eine einjährige Probezeit geben? dadurch, dass das Unternehmen ein Jahr befristet einstellt und das ganze Jahr damit zur Probezeit deklariert. Denn wie soll man das anders machen, wenn die Probezeit gesetzlich max. 6 Monate betragen darf.

Mich stört die Probezeit an sich nicht, nur das befristete Arbeitsverhältnis, wobei das Unternehmen angibt, dass alle übernommen werden. Mich stört einfach, dass ich befristet eingestellt werde und das Arbeitsverhältnis rechtlich nicht auf Dauer geplant ist..

Davon stand nichts in der Stellenanzeige und ich kann ernsthaft nicht vorstellen, dass sie, so das Unternehmen, alle Absolventen mit einjähriger "Probezeit" einstellen. Es ist doch kein Traineeprogramm sondern Direkteinstieg.

Mit dem Arbeitsrecht kenne ich mich nur partiell aus. Ist eine einjährige Probezeit möglich?

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Hi,
diese tolle Regelung haben wir der SPD zu verdanken. Der befristete Vertrag mit Verlängerungsfunktion wurde abgeschafft. Stattdessen gibt es jetzt eine einjährige Probezeit. Bis jetzt bist du der erste, von dem ich gehört habe, dass ein Unternehmen diese Regelung wirklich nutzt. Das ist natürlich schlecht für dich. Womöglich kannst du mal eben ein Jahr nicht in den Urlaub fahren und ähnliches. Sprich mit denen. Laß die Klausel im AV entschärfen oder fang dort nicht an.

Gruß

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Es handelt sich um einen Job in der Chemischen Industrie. Der Manteltarifvertrag für akademisch Ausgebildete ist hier einschlägig, weshalb paar "humanere" Regelungen schon vorgesehen sind. Im Manteltarifvertrag unter § 2 Nr. Buchst. c):

"Ein auf bestimmte Zeit abgeschlossenes Probeanstellungsverhältnis kann höchstens für zwölf Monate vereinbart werden. Soll das Anstellungsverhältnis nach Ablauf nicht fortgesetzt werden, so ist dies dem Vertragspartner bei einem Probeanstellungsverhältnis von weniger als zwölf Monaten spätestens sechs Wochen und bei zwölf Monaten spätestens acht Wochen vor Ablauf schriftlich anzukündigen."

Weiter steht unter dem Buchstaben c);

"Wird ein für eine bestimmte Zeit abgeschlossenes Anstellungsverhältnis über den Ablauftermin – im Falle der Ziffer 3 b über den Ankündigungstermin– hinaus fortgesetzt, so gilt es als auf unbestimmte Zeit verlängert"

Ich kann mich also einer Kündigungfrist von mind. acht Wochen und anteiligen Urlaub erfreuen -:) Es ist nicht so, dass das Proberarbeitsverhältnis keiner Kündigung bedarf. Wird der Vertrag nicht rechtzeitig gekündigt, wird er in unbestimmte Zeit verlängert.

Doch ändert das alles nicht viel daran, dass ich ein befristetes Probearbeitsverhältnis habe, damit komme ich absolut nicht klar und das werde ich auch dem Unternehmen kommunizieren.

Einzelvertraglich kann man ja alles regeln und evlt auch mehr fordern als der Tarifvertrag vorsieht.. Ich werde in diesem Fall auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit max sechs Monaten bestehen.

Ich bin in der Lage zwischen verschiedenen Angeboten auszuwählen, das erhöht meinen Verhandlungsspielraum enorm und könnte im Zweifelsfall auf das Angebot mit ein Jahr Probezeit zugunsten eines unbefristeten Arbeitsvertrags verzichten. Die Angebote halte ich fast äquivalent.

Das wäre auch eine kleine Prüfung von mir, um herauszufinden, wie flexibel das Unternehmen auf Veränderungen reagieren kann und wieviel Wert ihnen meine Arbeit doch ist, -:)

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Prima, mach das - in wirtschaftlich guten Zeiten muss man sich nicht sinnlos gängeln lassen. 6 Monate sollten doch wirklich ausreichen, um einen schlechten MA zu erkennen. Das klingt doch sehr nach Hire&Fire

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Ich darf aber darauf hinweisen, dass das Unternehmen wirklich keine hire&fire-Personalpolitik betreibt. Ich mache mir auch keine Sorgan nach einem Jahr bei dem Unternehmen. Das Problem ist eher, dass ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden kann. Wäre es eine Traineestelle, würde ich das ja noch akzeptieren, aber das ist sie ja nicht. Auch bei den Traineestellen geht die Tendenz Richtung Festanstellung.

Prinzipiell hatte ich mir vorgenommen, alles was befristet ist, abzulehnen. Es wäre ja kein Prinzip mehr, wenn ich bei dem Unternehmen eine Ausnahme machen würde -:)

Ich werde das Unternehmen nicht darauf ansprechen. Es hieß nämlich, dass jeder gleichberechtigt und damit mit einem Jahr Probezeit eingestellt werde. Ich lasse mir den Vertrag zukommen. Ist er tatsächlich befristet, werde ich ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nicht unterschreiben.

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

ich frag mich, wie die Politik an einem Wirtschaftsabsolventen so vorbeigehen kann...

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Was meinst Du mit Politik? Personalpolitik, Wirtschaftspolitik..Denn ich wüsste gern, was an mir, dem Wirtschaftsabsolventen, vorbeigeht. Vielleicht ist da ja auch was daran, Ich bin offen für Kritik. Schieß los !

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Zum Nachtrag: Um es noch mal klar zu stellen; mir liegen zwei gleichwertige Angebote vor, davon eins mit sechs Monaten Probezeit., das andere mit zwölf Monaten. Was könnte denn eine bessere Benchmark bieten als das unbefristete Angebot? Das ist, vorsichtig ausgedrückt, MEINE Politik..

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WiWi Gast

Re: einjährige Probezeit?

Die Arbeitsmarktreformen scheinen ja an die vorbei gegangen zu sein, sonst würdest du nicht fragen ob eine einjährige Probezeit rechtens ist.

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