Guten Abend,

zuletzt hatte ich ein Gespräch mit einem ehmaligen WP, der inzwischen in Rente ist und mir stark davon abgeraten hat, in die Branche zu gehen. Die Begründung dafür ist, dass durch die bessere Technik in Zukunft immer weniger Leute in der Branche gebraucht werden. Er hat selber beobachtet, wie in seiner Zeit durch Excel & Co. plötzlich die Jobs wegrationalisiert wurden...

In Zukunft sei es wohl realistisch, dass technische Systeme die gesamte Prüfung von Rechnungslegungsposten übernehmen (wie es heute teilweise auch schon der Fall ist). Daher sei WP definitiv keine Zukunfts- und Wachstumsbranche - im Gegensatz bspw. zu Consultung, wo die IT die Jobs nicht wegnehmen kann.

Was meint Ihr dazu?

dann mach doch it-audit,
die systeme müssen ja trotzdem geprüft werden ;)

Nope. Erstens gibt es da genug Lobbyisten, zweitens muss jemand die Systeme prüfen und drittens erfordert selbst bei geprüften Systemen das Gesetz noch eine Prüfung nach Risikogesichtspunkten. Wer testiert denn in deinem Modell den Abschluss? Der Entwickler?

Nix - der hat wohl Excel nicht bedienen können ;)
Die Sorte WPs kenn ich auch, die den Abschied von der Schreibmaschine immer noch traurig finden.

Ich will die erste Maschine sehen, die alleine mal Rückstellungen, Vorräte oder einen plausiblen OAR machen kann (mal Personalrückstellung ausgenommen).

Also die Computer übernehmen ja schon seit Jahren immer mehr Kalkulationen die früher durch Ingenieure "per Hand" durchgeführt wurden.

Ist Ingenieur ein aussterbender Beruf?

Sind Mathelehrer durch Taschenrechner obsolet geworden?

Hehe,

guter Vergleich.

Selbst wenn die WP komplett computergestützt durchgeführt würde, gäbe es immer noch einen Bedarf an prüfungsnaher Beratung, Beratung zu bilanzpolitischen Themen etc. Unter diesem Geichtspunkt hätte ich keine Bedenken, in die WP zu gehen.

Lounge Gast schrieb:

Sind Mathelehrer durch Taschenrechner obsolet geworden?

Einfach Sachverhalte können durch Maschinen (PCs, Algorithmen etc.) geprüft werden. Da geb ich dir Recht.

Aber:

• Ob eine Maschine jedoch wirklich in der Lage ist, Bilanzierungsthemen wie Hedge Accounting, Defined Benefit Plans, Fremdwährungsbewertung etc. zu prüfen in der Lage, kannst du sicherlich ausschließen.

• Die regelmäßige Kommunikation mit dem Mandanten werden wohl auch keine Maschinen übernehmen können. Sobald was nicht absolut offensichtlich ist, brauchst du den "Menschen", der sich regelmäßig mit dem Mandanten abspricht.

Früher haben massenweise Ingenieure in Konstruktionsbüros Berechnungen mit dem Rechenschieber gemacht. Einfach ätzend, ich habe auch noch so ein Teil in der Schublade. Diese Tätigkeiten sind komplett weggefallen. Und natürlich hat der Ingenieur die Tendenz, sich selbst durch neue Techniken überflüssig zu machen. Weshalb hat wohl z.B. die Telekom tausende von Ingenieuren umgeschult oder abgebaut?

Lounge Gast schrieb:

Also die Computer übernehmen ja schon seit Jahren immer mehr
Kalkulationen die früher durch Ingenieure "per
Hand" durchgeführt wurden.

Ist Ingenieur ein aussterbender Beruf?

Sind Mathelehrer durch Taschenrechner obsolet geworden?

Dem ist prinzipiell zuzustimmen. Der Prüfer als "Berater" seines Mandanten ist nicht wegzudenken. Auch nicht in Zeiten des "E-Audits". Damit meine ich nicht nur, dass er Beratungsaufträge erhält, sondern dass er auch sonst bei komplexen Bilanzierungssachverhalten als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Und Bilanzierung wird ja bekanntlich immer komplexer.

Insofern sehe ich die Regulierungsvorhaben aus Brüssel sehr kritisch. Sollte der Prüfer tatsächlich nur noch einmal im Jahr zum "Häckchensetzen" kommen, gehen wichtige Bindungen verloren. Für den WP bedeutet das natürlich, dass sein Geschäft weniger rentabel wird.

Also so daneben ist die These, dass WPs in Zukunft weniger verdienen werden, nicht...

Lounge Gast schrieb:

Hehe,

guter Vergleich.

Selbst wenn die WP komplett computergestützt durchgeführt
würde, gäbe es immer noch einen Bedarf an prüfungsnaher
Beratung, Beratung zu bilanzpolitischen Themen etc. Unter
diesem Geichtspunkt hätte ich keine Bedenken, in die WP zu
gehen.

Lounge Gast schrieb:

Sind Mathelehrer durch Taschenrechner obsolet geworden?

...man ist aber im Moment dabei das Grünbuch und die Vorschläge der EU Kommission abzuservieren. Die Bundesregierung hat sich schon auf die Seite des IDW geschlagen.

In GB sieht es genauso aus...

Im Moment wird vermutet, dass Pflichtrotation und Joint Audits kommen werden aber dass man von der Trennung von Prüfung und Beratung absieht.

Stupide Arbeiten werden wegrationalisiert, gleichzeitig steigen Regulierung und Komplexität. Für unflexible Prüfer wird es schwieriger, für Spezialisten wird es besser. Keine neue Entwicklung.