Also, bevor ich hier auf die gestellten Fragen antworte muss ich zuerst ein paar Sachen klarstellen da meine Beiträge wohl allzu oft missverstanden werden.
-
Dieser Post:
Du bist wohl erst seit kurzem dabei, oder?
Gruß Sebastian
stammt nicht von mir. Da ich sowas, um es freundlich auszudrücken, nicht mag wird das hier wohl mein letzter Beitrag zu der ganzen Sache sein.
-
Ich sage nicht dass die Branche "suckt", wenn ich deine Wortwahl aufgreifen darf habe ich höchstens gesagt dass die meisten Leute sagen dass der Spezialisierungsgrad "suckt".
-
Dass man ein Nerd oder Geek (ihr scheint die Anglizismen ja zu lieben) sein muss um sich wirklich für das Thema zu begeistern habe ich auch nie behauptet. Ich selber bin das Beste Beispiel dafür dass es nicht so ist! Allerdings verstehe ich euch voll und ganz und weiß dass ihr wegen der Monotonie - Spezialisierung usw. so unglücklich seid.
-
Ich werde hier in der Tat keinen "Wirtschaftskrimi" erzählen, die Sachen die gleich kommen klingen (für mich sind sie es) wahrscheinlich sehr interessant, aber ich warne euch wirklich davor hier mit zu viel Phantasie an die Sache ran zu gehen und euch die Spannung die fehlt weil es ein Tatsachenbericht ist selbst rein zu dichten.
- Wenn ich eine Frage jetzt nicht beantworte werde ich sie auch in Zukunft auf wiederholtes Nachfragen nicht beantworten, aus dem einfachen Grund dass ich es nicht möchte.
Gut, also zuerst müsst ihr wissen dass ich in einem Doppeldiplom-Studiengang BWL mit den einschlägigen Schwerpunkten studiert habe. Der letzte Teil meines Studiums war also in den USA, genauer gesagt in New York. Als ich dann fertig war habe ich ein Angebot von einer ziemlich kleinen Praxis bekommen und habe es auch angenommen, da ich meine Arbeitserlaubnis bekam und mich für den Moment nichts nach Deutschland gezogen hat...
Die Praxis war bis auf die Bezahlung (ihr kennt die Preise in New York) top, ich habe ca. 2 Jahre alles von A-Z mitbekommen und die haben verdammt viel in Weiterbildung investiert. Es gab da allerdings ein Spezialgebiet (die Praxis ist bei Branchenkennern auch sehr bekannt dafür) dass ich wirklich spannend fand, die haben für Kunden (Aktienbesitzer) die sich nach M&As verarscht vorkamen Unternehmensbewertungen auseinander genommen und dann die Kunden bis vor Gericht begleitet. Bei solchen Fällen findet man immer irgendwas, ich kann mich nicht erinnern dass einer unserer Kunden mal verloren hat. Da ich schon immer das berühmte Gespür im Urin hatte, habe ich mich dann für ca. 1,5 Jahre neben den normalen Sachen hauptsächlich in diesem Bereich engagiert. Um ehrlich zu sein hatte ich zu dem Zeitpunkt schon kein richtiges Privatleben mehr, denn ich musste mich auch noch für den CMA vorbereiten und soziale Kontakte in Kneipen darf man zwecks netzwerken ja auch nicht zu kurz kommen lassen.
Den CMA habe ich dann Gott sei dank bestanden, aber die große Gehaltssteigerung die ich mir ausmalte blieb aus. Der Besitzer weigerte sich einfach uns ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen, was mich frustrierte und letztendlich zur Jobsuche bewog.
An dem CPA oder WP wollte und musste ich mich nicht versuchen, da ich wie gleich klar wird in Zukunft eine Art Stabsposition hatte...
Nach insgesamt ungefähr 6 Jahren Studium und Arbeit in den USA, es wäre auch schwierig gewesen noch weiter ohne GreenCard da bleiben zu dürfen, hatte ich dann wieder Sehnsucht nach good old Germany und habe meine Jobsuche auch hauptsächlich auf die Heimat ausgerichtet. Die "kleineren" haben mich dann abgelehnt weil sie natürlich nichts mit meinem Examen anfangen konnten, aber ich wurde bei den Forensics einer "großen" fündig.
Nachdem wir dann ca. 1 Jahr Controller und Einkäufer aufliegen ließen und kräftig Folgeaufträge zwecks Prävention (Stichwort "Umsatzneger") verkauft hatten, kam man unter anderem auf mich zu und fragte mich ob ich mir vorstellen könnte in besagter International Group tätig zu sein.
Das Team wurde immer dem Fall entsprechend zusammengesetzt sah aber als Ganzes so aus:
1 CPA, 1 WP, 1 deutscher Steuerrechtsspezialist, 1 amerikikanischer Steuerrechtsspezialist, 3 Forensiker (unter anderem ich) und ein Partner, der sich allerdings wegen uns nur sehr selten aus seinem Heimatbüro bewegte.
Die meisten von euch wissen ja das so gut wie bei jedem Unternehmen "Unregelmäßigkeiten" auftreten, natürlich in verschiedenen Ausmaßen. Wir waren also dafür zuständig das Risiko eines Testats abzuschätzen und eine Empfehlung auszusprechen. Denn die Realität sieht anders aus als die ganzen Unabhängigkeitsfloskeln suggerieren, hier wird sehr viel nicht "gesehen".
Aus privaten Gründen war dann allerdings der Punkt erreicht an dem ich öfter zu hause sein wollte und das war leider nicht der Fall. Ich war also in Amerika und Deutschland unterwegs, was der eine Grund für mein Ausscheiden war. Die Klasse der Hotels hängt übrigens einfach von der Gesellschaft und deren Kundschaft ab, der Kunde bezahlt es ja. Der andere Grund war das meine letzte Tätigkeit nicht gerade dazu beitrug dass ich nachts besser schlafen konnte. Meine Unterschrift steht zwar nirgends drunter und ich habe letztenendes nie die Verantwortung getragen, aber ich kann halt nicht einfach mein Gewissen ausschalten.
Dann kam erneut die Bewerbungsphase und dann habe ich mit meiner Freundin den Zwischenstop in Italien eingelegt und den Rest kennt ihr ja...
Es muss also nicht immer stinklangweilig sein, aber ich warne nochmal davor sich jetzt darunter ein Jetset-Leben als Detektiv vorzustellen. Das läuft viel nüchterner ab als man vielleicht denken mag...
Gruß Sebastian
antworten