Interview über die Studienwahl und interessante Lebensläufe
Dr. Birgit Jantzen ist Beraterin im Hochschulteam des Arbeitsamtes Aachen und Spezialistin in Fragen der Studien- und Berufswahl. Das Gespräch führte Martin Hellwig.
Welche Arbeits- bzw. Lerntypen eignen sich für die FH, welche für die Uni und welche für die Berufsakademie?
Die Uni ist wesentlicher offener; man muss sich selber motivieren, Dinge selbst organisieren. Das Verhältnis zu Professoren und anderen Studierenden ist eher distanziert. Grundvorlesungen der Wirtschaftswissenschaften in Köln werden zum Teil mit über 1000 Studierenden, an der FH Aachen dagegen nur mit 100 durchgeführt. Das ist schon ein großer Unterschied. Zudem stellt sich die Frage, wie der Lernstoff vermittelt wird. An der FH arbeitet man mehr in kleinen Gruppen und kann somit mehr Fragen stellen. An der Uni dagegen wird der Wissenschaftlichkeitsaspekt vertieft, das habe ich an der Fachhochschule nicht.
Auf dieser Basis kann man die jeweiligen Lerntypen einordnen. Wenn ich jemand bin, der sehr eigenständig lernt, der Verknüpfungen sucht, der gut Texte nachlesen kann, der sich selbst hinsetzt, der wissenschaftlich arbeiten möchte, der also sein geistiges Futter braucht, der ist natürlich auf der Hochschule oder Universität richtig.
Derjenige, der ein Learning-by-doing-Typ ist, der also sagt, ich möchte wissen, wie es geht, aber auch mein Wissen anwenden, der ein bisschen ungeduldiger im Praxisbezug ist und einfach merkt, dass selbstständiges Lernen mit wissenschaftlicher Auseinandersetzung nicht sein Ziel ist: Der ist auf der Fachhochschule besser aufgehoben.
Wie kann man eine Selbstanalyse im Rahmen der Studien- und Berufsfindung durchführen?
Es gibt unheimlich viel Informationsmaterial. Die Bundesanstalt für Arbeit gibt entsprechende Broschüren für eine Selbstanalyse heraus. Das Buch Studien- und Berufswahl ist hier exemplarisch zu nennen. Die Abi-Zeitung z.B., die an Gymnasien oder im BIZ erhältlich ist, enthält etliche solcher Tests. Dort werden Fragen geklärt wie etwa:
- Bin ich für Studium geeignet?
- Welche Fragen tauchen im Studiengang BWL auf?
- Was sind die Unterschiede zwischen Uni und FH ?
Die Leute müssen das mit Spaß angehen. Da hilft kein Buch und kein Rezept, weil sie es nicht nutzen werden. Wenn jemand keinen Spaß hat zu kochen, liest er auch kein Kochbuch. Wir führen auch nicht nur ein Gespräch durch, das ist vielmehr ein längerer Prozess, in dem weitere Fragen geklärt werden:
- Was habe ich selbst für Wünsche?
- Möchte ich fünf Jahre studieren oder bevorzuge ich ein kurzes Studium?
- Möchte ich etwas, wo ich eine Art Stundenplan habe, oder stelle ich mir alles selber zusammen?
- Kann ich mich selbst gut organisieren?
- Wie ist mein Lernverhalten?
- Wie viel Zeit investiere ich ins Lernen?
Solche Fragen stellen wir dann in unseren Beratungsgesprächen, weil viele Leute das für sich selbst nicht durchexerzieren.
- Seite 1: Studium, Ausbildung oder beides?
- Seite 2: Welcher Lerntyp für welche Hochschule?
- Seite 3: Chancen auf dem Arbeitsmarkt
- Seite 4: Schlüsselqualifikationen bei der Bewerbung