"Wann ist im Leben ein Punkt erreicht, an dem man sagt, dass man derzeit zufrieden ist und das "hier und jetzt" lebt und gerne auch eine Weile behalten möchte und nicht nur ein Großteil der Energie für ein "um dann später mal XY zu machen" verwendet?"
Es steht jedem frei, diese Entscheidung selbst zu treffen! Für fast jeden von uns ist doch bereits der Berufseinstieg ein Erfolg, auf dem man sich eigentlich bis zum Lebensende "ausruhen" kann (und manche planen das ja tatsächlich so). Erst in den ersten Jahren danach stellt man fest, dass man es über die Einstiegsposition hinaus weiter bringen könnte und dadurch z.B. mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten und u.a. auch mehr Verdienst bekommt. Einige finden diese Entwickelung attraktiv, andere nicht.
Zumal das Angebot einer Position mit höherer Verantwortung ja auch eine Anerkennung der bisherigen Leistung durch den Arbeitgeber ist. Wer sagt da Nein?
"Genau daran habe ich derzeit gewaltig zu knabbern.
In der Schule wird einem 13 Jahre gepredigt, dass man sich anstrengen solle, um einen guten Job bzw. einen Studienplatz zu bekommen. Dann fängt man zu studieren an und es wird einen immer Druck gemacht, gute Noten zu haben, gute Praktika, Auslandsaufenthalt usw, um später einen guten Job zu bekommen.
Nun findet man man einen guten Job und schon wieder geht es los mit "intensive Lernphase, um später dann..." (von Freunden, aber auch vom Arbeitgeber selbst)"
Meines Erachtens besteht das Leben aus einem ständigen Wechsel zwischen Säen und Ernten. Natürlich strenge ich mich in der Schule für einen guten Studienplatz an, im Studium für einen guten Job, im Job für eine gute Karriere. Aber auf diesem Weg gibt es auch vieles, mit dem ich mich belohnen kann. Wenn ich ein gutes Gehalt verdiene, habe ich größere Spielräume, um mir mal etwas zu gönnen. Geld ist nicht alles im Leben, aber es schafft bestimmte Freiheiten. Wem das nicht wichtig ist, der sollte auf andere Weise "ernten".
Aber "säen" müssen wieso sowieso alle: Da ich Schule und Job sowieso durchlaufen muss, kann ich es auch gleich richtig tun, damit es sich wenigstens lohnt. Ich finde den fleißigen Schüler mit gutem Abitur klüger als den Hinterbänkler, der für sein Abitur vielleicht sogar ein Jahr länger braucht und trotzdem geringere Möglichkeiten hat. Da ist die Zeit doch total verschenkt. Und statt 35 Stunden auf Sparflamme zu arbeiten, kann man auch 45 mit guten Ergebnissen arbeiten und dafür ein deutliches Mehr an Entscheidungsspielraum und Gehalt bekommen.
Das Streben nach guten Ergebnissen und persönlichem Erfolg muss doch nicht bedeuten, dass man unzufrieden und unglücklich ist. Es kann auch Spaß machen. Man muss halt wissen, wie weit man gehen möchte, und diese Grenzen dann auch konsequent einhalten.
Ich kenne aber auch Menschen, die aus mangelndem Antrieb bisher weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Die eigentlich viel mehr hätten erreichen können und nun nach >15 Semestern immer noch im Studium hängen oder für einen bescheidenen Lohn eine stressige Arbeit erledigen müssen, beides ohne langfristige Perspektive. Die sich langsam um ihre Zukunft zu sorgen beginnen. Und alles, weil ihnen Erfolg bisher "nicht so wichtig" war. Da möchte ich ungern tauschen.
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