Beschreibung der Situation: Jobangebot von einem ausländischen Konzern in Deutschland, der sehr schlechte Bewertungen auf Kununu hat: unbezahlte Überstunden an der Tagesordnung, teilweise Wochendarbeit, Vorgesetztenverhalten und Kommunikation soll auch schlecht sein. Arztbesuche müssen wohl über Tage erbittet werden...

Das Gehalt, was mir geboten wurde ist weit unter Durchschnitt für Masterabsolventen und auch mit einem Bachelor wäre es niedrig. Nun klingt das alles nach einem Job, den man ablehnen würde, allerdings suche ich vor allem im Controlling, obwohl Controlling nicht der Schwerpunkt meines Masters war (FH-Bachelor, Uni-Master, beide mit 1er-Schnitt). Demnach habe ich natürlich viel Konkurrenz von den ganzen Absolventen mit FACT-Schwerpunkt.

Einladungen zu ACs oder Gesprächen für Controlling bekomme ich zwar, aber nach den Gesprächen sonst nur Absagen. Nun auch eine generelle Frage: Ich bin schon länger auf Jobsuche, habe im Mai 2016 während dem Studium mit Bewerbungen langsam angefangen, vor drei Monaten meine Masterarbeit abgegeben, vor zwei Wochen mein Zeugnis erhalten. Wie lange nach Abschluss ist es noch legitim nach einem Job zu suchen, ohne dass es komisch auf Arbeitgeber wirkt? Die letzten drei Monate habe ich nichts vorzuweisen außer Bewerbungen und Gespräche. Ab wann sollte man einfach jeden Job annehmen?

Der Job könnte mir einen (langsamen) Einstieg im Controlling ermöglichen, wo ich ansonsten aufgrund der Konkurrenz vllt. schlechtere Chancen habe. Allerdings möchte ich einen guten Einstieg. Müsste für den Job auch umziehen (dt. Metropole) und will nicht, dass ich nach einem Jahr resigniert aufgebe und mir selbst nach Studium nichts leisten kann aufgrund des Gehalts. Auch spätere Gehaltserhöhungen scheinen bei dem Unternehmen nur in geringem Maße gegeben.

Kann man Kununu-Bewertungen in "Verhandlungen" eig. offensiv ansprechen?

Nimm es an und mit etwas Berufserfahrung kannst du dann zu einem besseren Unternehmen wechseln

Offiziell hast du dein Studium erst mit Erhalt des Zeugnis beendet. Das verschafft dir also noch etwas Zeit.
Wichtiger als Schwerpunkt ist aber Erfahrung im Controlling. Wie sieht es da bei dir aus? Hast du eine Idee, warum du Absagen erhälst?

Das Studium ist offiziell mit dem Datum der letzten Prüfungsleistung beendet. Das Datum sollte auch auf der Urkunde/Zeugnis stehen.

Lounge Gast schrieb:

Offiziell hast du dein Studium erst mit Erhalt des Zeugnis
beendet. Das verschafft dir also noch etwas Zeit.
Wichtiger als Schwerpunkt ist aber Erfahrung im Controlling.
Wie sieht es da bei dir aus? Hast du eine Idee, warum du
Absagen erhälst?

Ich hatte selber eine lange Suchphase und einen Einstieg und ich kann dir nur raten: nimm es an. Kein Studium dieser Welt wird jemals wertvoller als tatsächliche Berufserfahrung sein. Und mit Berufserfahrung bewaffnet kannst du dann deutlich leichter eine Nachfolgestelle finden. Im neuen Unternehmen muss ja dann keiner von deinem grottigen Gehalt wissen. Aus einer festen Stelle heraus bewirbt es sich auch deutlich entspannter und ungezwungener.

Das hatte ich auch so gemacht. Anforderungen drastisch runtergesetzt um irgendwo unterzukommen. Sieh es als Investition oder als ein besser bezahltes Praktikum an: du investierst jetzt deine Zeit zu solala Konditionen, damit du später damit einen leichteren Einstieg in bessere Positionen hast.

Wann bist du dann gewechselt? Normal sollte man ja min. 2 Jahre in einem Beruf sein. Was ist, wenn es mir nach einem halben Jahr keinen Spaß macht und ich keine Perspektive sehe?

Wenn mein Studium mit der letzten Prüfungsleistung beendet ist, dann ist es Mitte November 2016. Wenn es die Ausstellung des Zeugnisses ist, dann Ende Januar 2017. Beide Daten sind auf dem Zeugnis/der Urkunde vermerkt.

Habe keine Erfahrung im Controlling. Aber ein fünfmonatiges Praktikum im Vertrieb, dass sehr finanzlastig war. Ggf. könnte ich das sogar im Anschreiben als Vertriebscontrolling verkaufen. Gab in meiner Abteilung auch Risikomanagement. Abteilung hieß aber "Vertrieb". Ansonsten habe ich noch ein anderes Praktikum, dass hatte aber auch nichts mit Controlling zu tun und nichts mit Zahlen oder Analysen.

Meinst du Absagen gleich nach dem Anschreiben oder nach den Gesprächen. Bei ersterem denke ich einfach, dass es an meinem breitem Studium liegt. Schwerpunkte in der Logistik, Informationsmanagement, Innovationsmanagement, Praktika in Vertrieb und Marketing, nur gute bis sehr gute Noten. Viele Grundlagen in Controlling, Finanzierung, Buchhaltung, Kostenrechnung, Bilanzierung, auch relativ viel VWL für BWL.

Vielleicht bin ich etwas zu genau... Vielleicht hätte ich wirklich mal "Vertriebscontrolling" schreiben sollen anstatt "Vertrieb". Immerhin hatte ich dort zu tun mit dem Economic Value Added, Return on Sales, Balanced Scorecared, Risikomanagement, Analyse...

Bei Absagen nach Gesprächen: Bei den zwei ACs, bei denen ich war, hatte ich es im Gefühl. Ich bin nicht gut in "Rollenspielen" aber ich werde besser. Ansonsten hatte ich manchmal ein gutes Gefühl und es hat trotzdem nicht geklappt...

Btw. So jede 10 Bewerbung führt zu einem Gespräch. Anfangs habe ich jedoch auch mehr Initiativbewerbungen geschrieben... Aktuell geht es eher so auf jede 5. Bewerbung, schreibe aber auch weniger Bewerbungen...

Lounge Gast schrieb:

Wichtiger als Schwerpunkt ist aber Erfahrung im Controlling.
Wie sieht es da bei dir aus? Hast du eine Idee, warum du
Absagen erhälst?

Das ich etwas anders. Fehlende Praxis merkt man nach einem halben Jahr im Beruf im Grunde nicht mehr, fehlendes theoretisches Wissen kann noch nach Jahren zum Problem werden, wenn man eine neue Aufgabe übernimmt, wo es keinen gibt, der einem etwas vorkaut. Darum bei uns: Kein Controlling-Schwerpunkt, keine Chance. Vollkommen egal, was man ansonsten mitbringt. Und macht euch nichts vor, es gibt massenweise Absolventen, die den richtigen Schwerpunkt, die richtigen Praktika und sonstige Qualifikationen mitbringen.

Aus einer festen Stelle heraus bewirbt es sich auch deutlich entspannter und ungezwungener.

Vielleicht noch eine Nachfrage und Anmerkungen. Ist es im Job nicht schwieriger, sich neu zu bewerben? Denn für die Gespräche muss man ja dann immer einen Tag frei nehmen.

Ansonsten, das Gehalt ist übrigens 34.000 ?. Ein weiterer Grund, warum ich sehr zögerlich bin, ist, dass das Gespräch aus meiner Sicht sehr durchwachsen war. Das lag zum einen an mir, zum Anderen an den Gesprächspartnern und mit einer Zusage habe ich nicht gerechnet. Der ganze Tag war voller Pleiten, Pech und Pannen. Vor dem Gespräch habe ich vergessen, den obersten Knopf im Hemd zuzumachen und die Krawatte nochmal anzuziehen, auf der Heimfahrt geblitzt, musste zwischendurch nochmal Öl nachfüllen und habe ein bisschen verschüttet...

Zur Stelle, es kam zu einem Gespräch auf einer Jobmesse bereits vor vier Monaten. Dann würde ich kürzlich angerufen, ob ich immer noch an dem Unternehmen interessiert sei. Mir wurde nie konkret gesagt, um welche Stelle ich ging, ich machte aber deutlich, dass ich an einer Stelle im Controlling interessiert sei, wie sie aktuell auch ausgeschrieben ist. Hier kam es wohl zu einer fehlerhaften Kommunikation, den meinen Gesprächspartner schienen im Interview verdutzt, als ich auf die Position zu sprechen kam. Stattdessen ging es immer um Rechnungswesen. Generell waren die Antworten, wenn ich fragen stellte, immer sehr kurz und verhalten. Dann kamen fachliche Fragen, die ich nicht gut beantworten konnte, da es typische, Auswendigfragen zur Bilanz und GuV waren, die ich nicht mehr so parat hatte, da das alles weit zurücklag, waren aber einfache Fragen. Das alles führte dazu, dass ich mit der Zeit resignierte, generell nicht auf der Höhe war, und meine wichtigsten Fragen vernachlässigte. Man merkte zu jeder Zeit, dass das Unternehmen wohl nicht auf das deutsche Bildungssystem vorbereitet ist (asiatisches Unt.). Naja, jedenfalls ärgert mich auch, weil ich eben manch einfache Frage nicht beantworten konnte, dass angenommen wird, ich könnte das nicht, und extrem langweilige Aufgaben bekomme. Ich versicherte zwar, dass das alles wieder kommt, wenn ich es einmal sehe, aber die Reaktion der Gesprächspartner konnte ich nie einschätzen. Insgesamt bin ich mit meinem eigenen Vorgehen und mit der Informationsbereitschaft seitens des Unternehmens unzufrieden. Ansonsten würde ich vllt. annehmen trotz des geringen Gehalts. Dieses kam auch zum Gespräch, und ich sagte, 40.000 ? seien vllt. realistisch, worauf mir gesagt wurde, 34.000 seien realistischer. Ich wusste aber auch nicht, dass ich verhandeln kann, da es sich so anhörte, als gebe es feste Tarife im Unternehmen. Aber nach Rücksprache mit der Personalabteilung gibt es wohl doch Verhandlungsspielraum... Jedenfalls, die allgemeine Unzufriedenheit mit dem Bewerbungsprozedere von beiden Seiten wird vllt. dazu führen, dass ich absage.

Ich lernte jedenfalls gerade dadurch, dass ich nicht Bittsteller bin, sondern auch meinen eigenen Standpunkt gegenüber dem Unternehmen klar machen muss. Insgesamt ist es für mich schwierig, hier zusammenzufassen, was alles schief lief. Hatte viele Gespräche und Verfahren, wo alles ganz harmonisch ablief, letztenendes aber keinen positiven Bescheid erhielt. Finde jedenfalls, das Gehalt ist für einen Master mit 1er Schnitt, 1 Jahr Praktika, 1,5 Jahre außereurop. Ausland ziemlich wenig. Leider habe ich mir über Gehalt bis zu diesem Gespräch die wenigsten Gedanken gemacht. Habe in Bewerbungen auch meist 41.000 oder 42.000 geschrieben, obwohl ich mit meinem Profil wohl immer mit 45.000 anfangen soll...

Ganz einfach. Marktgleichgewicht. Ist die Nachfrage nach dir gering, so ist der Preise die Stellschraube. Ich würde auch lieber für 200 TEUR im Jahr arbeiten. Bei 36h/woche natürlich.