Hier treffen sich die Bereiche Logik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Aussage, jeder der eine Premium-Auto fährt, ist ein totaler Loser in den restlichen 97% seines Lebens ist falsch. Ein einziges Gegenbeispiel widerlegt diese Aussage.
Allerdings können sich realistisch betrachtet nur 1-10% der Deutschen ein Premium-Auto leisten - ohne andere Lebensbereiche zu vernachlässigen - , je nachdem wo man mit Premium anfängt. Von denen fährt sicher auch jeder zweite Premium, die anderen setzen ihre Prioritäten anders. Also 0,5% - 5% echte Premium-Autofahrer, welche es sich leisten können. Auf deutschen Straßen fahren aber 5-30% Premium-Autos, je nachdem wieder rum wie man Premium definiert. Auf jeden echten Premium-Fahrer, welcher es sich wirklich leisten kann, kommen 7-10 Idioten, welche Scheiße fressen um BMW zu fahren, welche auf ein Einfamilienhaus, Urlaube, Ausgehen, etc. verzichten oder zumindest dort über das normale Maß hinaus knausern, damit BMW auf dem Auto-Emblem steht.
Und dort fängt das Problem an. Wenn du einen Premium-Auto-Fahrer siehst, dann ist die Wahrscheinlichkeit 10-15%, dass er es sich wirklich leisten kann und 85-90%, dass er es sich nicht leisten kann. In unserer heutigen Welt muss man die vielen Menschen, welche man kennen lernt, einfach schnell einordnen können. Wenn ich ein Premium-Auto bei einem Fahrer unter 50 Jahre sehe, dann kommt er bei mir erst mal in eine ganz bestimmte Schublade (zusammen in diese mit den Türken, welche sich im Familienverband eine S-Klasse holen und den Disko-Proleten mit dem gebrauchten, tiefergelegten, alten 3er BMW).
Bei einem Fahrer über 50 Jahre muss man genauer hinschauen, hier könnte der wirtschaftliche Hintergrund evtl. vorhanden sein. Ein abbezahltes Heim in Top-Zustand, Kinder sind aus dem Haus und Studium der Kinder ist finanziert, die Stellung im Unternehmen gehoben, ein Aktien-Depot bringt regelmäßige Dividenden und jetzt möchte man sich mal ein Auto gönnen, welches unvernünftig ist, aber man hat es ja. Da haben wir das Beispiel für jemanden, der es sich genuin leisten kann und nicht so tut als hätte er was, was er nicht hat.
Das ist auch ein Hauptproblem der ganzen kleinen Spießer. Die denken mit 3.000 EUR netto ist man wer. Pustekuchen, die wirtschaftliche Stellung ergibt sich aus dem Vermögen (Haus, Depot, Tagesgeldkonto) und nicht aus den momentanen Einnahmen des letzten Monats. der durchschnittliche Deutsche verfügt über ein gutes sechsstelliges Vermögen. Wie kann man denken, dass man sich ein Premium-Auto leisten kann, wenn man nicht mindestens 500.000 EUR Vermögen besitzt? Mit 200.000 EUR zählt man gerade so zum Durchschnitt in Westdeutschland.
Es ist die Auf-Pumpe-Denke der amerikanischen mittleren und unteren Mittelschicht, welche hier in Deutschland übernommen wurde. Vermögen 30.000 EUR aber ein Einkommen von 3.000 EUR und da denkt der Michel, er könnte sich was leisten.
Lounge Gast schrieb:
Außerdem: Ich finde diesen Trugschluss "wer ein größeres
/moderneres Auto fährt, ist ansonsten im Leben eine Hohlbirne
und lebt von Aldi-Food" ein wenig... überheblich. So
eine Art Manufactum-Reverse-Snobbery.
Man kann auch A8 fahren UND gut essen...
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