WiWi Gast schrieb am 05.07.2022:
Wo arbeitest du? Ich wechsel sofort. Bei unserer big4 bekommt man keine Beförderung ohne Examen. Wie bei der anderen big4 die ich gut kenne auch nicht.
(ich hatte ganz übersehen, dass ich beim Verfassen des vorherigen Beitrags nicht eingeloggt war)
Anscheinend arbeite ich bei einer der anderen beiden Big4. ;)
Tatsächlich ist bei uns (Financial Services, Investment Management) eine Beförderung vor Bestehen des WPs eher Regel als Ausnahme. Kriterien sind dann meist
- 5-6 Jahre Berufserfahrung
- Prüfungsleitung auf einem größeren Mandat
- aufsichtsrechtliches Fachwissen
- in Examensvorbereitung
Dennoch muss man ergänzen, dass ein Manager ohne WP-Titel spürbar weniger verdient als ein Manager mit WP-Titel.
Man bekommt bei uns sofort den Manager Titel nach bestehen der mündlichen Prüfung. Vielleicht meinst du das damit? Dann ist man kein WP aber man hat die Prüfung bestanden. Rest ist Formsache.
Das auch - also sollte man tatsächlich beim Bestehen des Examens noch kein Manager sein (bei Audit-Studiengang-Absolventen in der Regel der Fall), wird man spätestens dann befördert.
Selbst aus eigenen Gründen kann man nicht die Beförderung ablehnen. Nur mit Kündigung. Das geht zwar an einigen kleinen Standorten noch (also als WP freiwillig kein Manager werden) aber bei den wichtigen Standorten ist man generell Manager nach bestehen der mündlichen Prüfung. Sofort. Man braucht die Leute. Dann hilft nur selbst kündigen.
Warum sollte irgendwer die Beförderung ablehnen? Die Beförderung zum Manager ist in der Regel mit keinerlei Nachteilen verbunden. Die leitende Angestelltenposition (und somit der Wegfall diverser Schutzgesetze) ist an Examen und Prokura gebunden - nicht an den Titel "Manager".
Dann wird man frühestens nach zwei Jahren Senior Manager. Eher später. Für zwei Jahre muss man schon absolut Leistung bringen und Leute kennen.
Welche "Leute" muss man denn kennen? Wer seit 7+ Jahren im Unternehmen ist, kennt in der Regel Kollegen und Vorgesetzte. Besondere "Connections" habe ich keine.
Diese Geschichten über "Connections", "politische Entscheidungen", "Networking beim Feiern" bis hinzu "Affären mit Partnern" etc. kenne ich auch seit meinem ersten Arbeitstag. Die Schwätzer, die solche Geschichten verbreiten und wöchentlich zum Afterwork eingeladen haben um ihre "Connections" zu pflegen, haben inzwischen ausnahmslos nach unerfreulicher Karriereentwicklung das Unternehmen verlassen.
Ich sortiere das etwa in derselben Schublade ein, wie Geschichten über StB- und WP-Examen, man könne diese nahezu nur bestehen, wenn man jemanden in der Kammer kenne, der vorab Aufgaben durchsickern ließe.
Ich empfehle einfach mal ordentliche Arbeit zu leisten, das Examen ernsthaft anzugehen und höflich und selbstsicher die eigenen Erwartungen gegenüber Vorgesetzten zu kommunizieren. Wirtschaftsprüfung ist ein simples Geschäft: Erledige verlässlich effizient den Job mit hoher Qualität und du bekommst mehr Aufträge und mehr Verantwortung. Mehr Aufträge heißt mehr Umsatz, mehr Umsatz rechtfertigt mehr Gehalt. Mehr Verantwortung führt zur Beförderung.
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