Habe nach meinem Studium in der Jahresabschlussabteilung eines Konzerns angefangen und mal abgesehen von 2 Monaten im Jahr (Jahresabschluss) und 1 bis 2 Wochen zum Quartalsabschluss war das die Langeweile pur!!! Kaum etwas zutun!!! Dennoch habe ich mich mit meinem Chef permanent in die Haare gekriegt weil dieser die Meinung vertreten hat, "wer nichts zutun hat ist schlicht faul, weil es gibt immer etwas zutun".
Die Kollegen haben ihre Arbeitszeit damit verbracht ewig zu diskutieren welche Excel-Sheets man wie umgestalten kann oder irgendwelche sinnlosen Auswertungen gemacht, die nichteinmal angefragt wurden (man hat versucht diese an Führungskräfte/Fachbereiche als nützlich zu verkaufen => generate demand...) und alles in einem unglaublich langsamen Tempo. Das Wenige was sie zutun hatten wurde auf den Tag aufgeteilt und on Top nochmal Überstunden geleistet... Ich bin meist schlicht gegangen wenn ich nichts mehr zutun hatte (gab immer ordentlich ans...ss), weswegen mein Chef mich gegen Nachmittags nochmal mit sinnlosen Abfragen beschäftigt hatte...
Irgendwann habe ich mich mit meinem Chef dann dermaßen in die Haare gekriegt und bin gegangen. Heute bin ich bei einem KMU (3500 MA) und sehr happy. Bin zwar den ganzen Tag am rotieren, meine Arbeit hat aber eine Sinn und positiven Unternehmenseffekt und der Tag kommt mir nicht mehr halb so lange vor!!!
Zurückblickend fällt mir auf (mache mir heute auch ab und zu Gedanken mit Familie mein Pensum zu reduzieren bzw. unter 45h zu kommen), der Chef und die Kollegen von damals waren alle irgendwo um die 35-60, alle mit Familie, Haus und Hobby, alle für das was sie gemacht haben dreifach überbezahlt ohne einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen und sowohl mein Chef, als auch meine Kollegen, wussten das insgeheim auch. Diese Selbstbeschäftigungstherapie, gestresst aussehen obwohl man nichts zutun hat, sich selbst Deadlines setzen obwohl keiner danach fragt, Überstunden leisten obwohl man den halben Vormittag rumgedaddelt hat, etc. war immer auch eine "Rechtfertigung des eigenen Jobs", warum man so gut verdient, obwohl man so wenig zutun hat.... Hatte ja dennoch jeder irgendwo Angst jemand könnte dahinter kommen, dass das eigentliche Kerngeschäft, weswegen der Bereich eigentlich gegründet und die Mitarbeiter angestellt wurden, von 2 Leuten schlank und effizient hätte erledigt werden können. Und so ging es sehr sehr vielen Abteilungen im Konzern.... Habe zuletzt mitbekommen das mein ehemaliger Chef sogar 3 Neue eingestellt hat...
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