Hallo zusammen,

ich arbeite in einer speziellen Beratung, die von einiger Zeit mit einem anderen Unternehmen zusammengegangen ist, genauer möchte ich es nicht darstellen.

Unsere Kultur war eines sehr egalitäre, man duzte sich quer durch die Hierachien, auf sichtbare Statussymbole (Kleidung, Autos, Uhren etc) wurde keinen Wert gelegt, insgesamt eine für HR-Beratungen (Comp&Ben, Diagnostik) typische, nerdig-nette Kultur.

Die andere Firma tickt anders - elitär im Auftritt und Dresscode der Mitarbeiter, Fuhrpark schon sehr überkandidelt, Partner fahren u.a. Sportwagen und riesige Limousinen, man geht teuer essen, Mitarbeiter mit Dr. oder Adelsnamen, kühl im Umgangston uns gegenüber.

Nachdem, was so durchsickert, ist deren Vergütungsstruktur eine ganz andere. Dabei arbeiten die auch nicht mehr als wir. Alles in allem frage ich mich, wie das weitergehen soll, unsere "eigene", schöne Kultur, derentwegen ich ja auch an Bord gekommen bin, verschwindet immer mehr und mehr.

Wie geht ihr mit extremen Ungleichheiten im eigenen Unternehmen um, und was würdet ihr an meiner Stelle (w, Anfang 30) machen?

Als ich bei PwC FFM war (noch zu Mertonviertel-Zeiten) konnte man auf dem Parkplatz auch so einiges sehen. Mich hats auch gestört, aber man kann es nicht ändern.

Ja, lass doch alle Kleinwagen und Öffis fahren. Hauptsache immer ganz bescheiden und sich nie etwas gönnen. #LowPerformer

naja, was hat das mit "low performern" zu tun, eher "low spender" oder "low show-off", wenn man Anglizismen benutzen will.

Glaube es geht hier nicht um die Autos an sich, sondern um die aroganten Schnösel die durch die Fusion ins Unternehmen geschwemmt wurden

Lounge Gast schrieb:

Ja, lass doch alle Kleinwagen und Öffis fahren. Hauptsache
immer ganz bescheiden und sich nie etwas gönnen. #LowPerformer

Das ist halt das typische Problem, warum viele Merger scheitern. Die "neue" Kultur wird viele aus dem Unternehmen treiben und auch du wirst, wenn es nicht besser wird, wohl auch wechseln. Eine Kultur setzt sich dann meistens durch und die guten Leute sind weg.

Ist halt leider so und statistisch gesehen spricht der Fall wohl gegen dich. Ergo: Entweder du passt dich an, oder du gehst auch irgendwann.

Btw: Protzerei hat nix mit High Performern zu tun, eher mit Kompensationsdrang weil was anderes besonders klein ist.

Bei mir war es ähnlich.

War bei einer Tochter eines DAX Unternehmens - Arbeitsatmosphäre war sehr sehr locker (Mittwochs wurde Nachmittags auch mal ins Freibad gegangen inkl. Geschäftsführer, mit Hemd war man overdressed, wenn man nicht zum Kunden musste etc..). Beschweren konnte sich niemand, denn unsere Produktivität war sehr hoch, wir waren höchst profitabel (die Bude bestand nur aus Spezialisten) und wurden deswegen irgendwann in den Mutterkonzern eingegliedert.

Und auf einmal hat sich das Arbeitsleben geändert... Man wurde genötigt im Business look zur Arbeit zu kommen, selbst wenn keine Kundentermine anstanden. Geduzt hat sich niemand und wenn man sprichwörtlich nach getaner Arbeit mal früher nach Hause gegangen ist, wurde man schief angeschaut... Naja, Konsequenz war, dass viele (inkl. mir) gewechselt sind.

Unternehmenskultur ist mehr als die Größe der Firmenwagen. Wie die TE ja prima beschrieben hat, kann schon der Umgangston, der (nicht verordnete, sondern einfach entstandene) Dresscode, selbst Profil, Ausbildung und soziale Herkunft der Mitarbeiter für eine bestimmte Kultur sorgen, die dann eben so ist, und die sich mit einer gegensätzlichen Kultur nicht leicht verträgt.

Bei Beratungsunternehmen fällt dies m.E. besonders auf, anders als bei produzierenden Unternehmens (naja- Daimler/Chrysler).

Geht mir momentan aehnlich. Bei uns stand immer harte Arbeit im Vordergrund, Disziplin und Ehrgeiz - wurde dann aber auch entsprechend entlohnt. Seit dem Merger laufen jetzt Kollegen von der anderen Firma in Wollpullis und Birkenstock im Buero rum.

Lounge Gast schrieb:

Hallo zusammen,

ich arbeite in einer speziellen Beratung, die von einiger
Zeit mit einem anderen Unternehmen zusammengegangen ist,
genauer möchte ich es nicht darstellen.

Unsere Kultur war eines sehr egalitäre, man duzte sich quer
durch die Hierachien, auf sichtbare Statussymbole (Kleidung,
Autos, Uhren etc) wurde keinen Wert gelegt, insgesamt eine
für HR-Beratungen (Comp&Ben, Diagnostik) typische,
nerdig-nette Kultur.

Die andere Firma tickt anders - elitär im Auftritt und
Dresscode der Mitarbeiter, Fuhrpark schon sehr überkandidelt,
Partner fahren u.a. Sportwagen und riesige Limousinen, man
geht teuer essen, Mitarbeiter mit Dr. oder Adelsnamen, kühl
im Umgangston uns gegenüber.

Nachdem, was so durchsickert, ist deren Vergütungsstruktur
eine ganz andere. Dabei arbeiten die auch nicht mehr als wir.
Alles in allem frage ich mich, wie das weitergehen soll,
unsere "eigene", schöne Kultur, derentwegen ich ja
auch an Bord gekommen bin, verschwindet immer mehr und mehr.

Wie geht ihr mit extremen Ungleichheiten im eigenen
Unternehmen um, und was würdet ihr an meiner Stelle (w,
Anfang 30) machen?

Ich glaube nicht dass es hier um die Größe der Autos geht (habe selbst gerade Firmenwagen bestellt und bin erstaunt, was man alles für sein Geld bekommt, vom Papikombi bis zum Cabrio, für die gleiche Rate). Es ist vermutlich eher die Art und Weise, wie mit Erfolg umgegangen wird - individuell oder sozialisiert. Darf der einzelne seinen Erfolg zelebrieren, wird er/sie das sichtbar tun - auffälliges Auto (Cabrio, SUV, besondere Farbe), bekannte Uhrenmarken ("Krönchen"), ein bestimmer Kleidungsstil, Essenslocations mit Signaleffekt.

All dies ist nicht teurer als vieles anderes, aber es zeigt "was". Ebenso wie in machen Firmenkulturen übliche "Tombstones", Orden und Ehrenzeichen für Firmenzugehörigkeit oder erbrachte Leistungen (gern aus Kristallglas), Statusunterschiede durch Differenzierungen wie Eckbüros usw.

In skandinavischen Kulturen ist das anders. In den USA hingegen zeigt man, wer was kann und wer "oben" ist.

Den Schilderungen der TE entnehme ich, dass es sich bei dem übernehmenden Unternehmen vermutlich um ein amerikanisches Haus handelt. So kenne ich es auch von den "Amis", mit einem schwedischen Arbeitgeber habe ich gegensätzliche Erfahrungen gemacht.

ein Tipp: tu der Arbeitswelt einen Gefallen und versuche, möglichst wenig Gedanken an das im Betreff Genannte zu verschwenden. big dogs don't need to bark :-)

Interessant zu hören, wie es die andere Seite sehen würde...

Ich sehe es ähnlich wie der TE. Gerade in Beratungsunternehmen gibt es immer wieder Spezis, die zeigen müssen was sie haben. Mein Ex war so einer - Anzug, Aston, Arbeit. Ausser ihren Eliteabschlüssen und Boni haben die sonst nix im Kopf.

Daher finde auch ich "nicht-traditionelle" Unternehmenskulturen in der Beratung gut, wobei man die eher bei nicht-amerikanischen Firmen und Boutiquen findet.

"Die andere Firma tickt anders - elitär im Auftritt und Dresscode der Mitarbeiter, Fuhrpark schon sehr überkandidelt, Partner fahren u.a. Sportwagen und riesige Limousinen, man geht teuer essen, Mitarbeiter mit Dr. oder Adelsnamen, kühl im Umgangston uns gegenüber."

Vom kühlen Umgangston abgesehen (was auch immer das ist), ist mir die "andere Firma" eigentlich sehr sympathisch. Scheinbar gibt es dort keinen sozialen Zwang, sich wie im Armenhaus zu geben, obwohl man sich schöne Dinge leisten kann.

Eine Kultur lebt übrigens dadurch weiter, dass sie gelebt wird. Also halte Kontakt zu Deinen bisherigen Kollegen und haltet bewusst die von Euch geschätzten Eigenscchaften aufrecht. Keiner zwingt euch, teuer essen zu gehen oder teure Autos anzuschaffen. Aber es kann auch niemand die Kollegen der "anderen Firma" zwingen, billiges Essen zu essen und die Doktortitel oder ihre Nachnamen abzulegen.

Manche Firmen setzen ja, was die Autos betrifft, ganz klare Grenzen.

Bin mir auch nicht sicher, ob es sich beim TE um einen Fake handelt, welche Beratung erlaubt heutzutage noch Luxuslimousinen und Sportwagen???

Muss zugeben finde diese "elitäre" auch etwas geil... bin gerade in einem Unternehmen wo sicherlich alle ganz gut verdienen - aber so ne Öko Einstellung haben (fahrrad, engagiert, links etc. ^^ ). Naja ja Kulter kann schon den Unterschied machen (auch bei gleichen Gehalt gibt es Riesenunterschiede)

Es gibt ja nun einmal Unternehmenskulturen, in denen die Gemeinschaft und nicht so sehr der einzelne im Vordergrund steht. Bei skandinavischen Unternehmen zum Beispiel.

Also ich verstehe nicht das Problem des TE.

Und: wer hat denn nun wen gekauft? Und um welche Firmen geht es denn konkret??

PWC + Strategy&

Zitat TE: "insgesamt eine für HR-Beratungen (Comp&Ben, Diagnostik) typische, nerdig-nette Kultur."

Welcher Laden ist es denn nun? Dann kann man vielleicht eher was dazu sagen.