WiWi Gast schrieb am 22.11.2018:
Also ich bin auch Städter aber diese Argumentation ist wirklich unverschämt und intellektuell ziemlich begrenzt. „Heimweh“ auf das wählen einer rechtspopulistuschen Partei umzumünzen und den Leuten fehlenden Horizont zu unterstellen..dein ernst, kid?
Ich bin selbst in einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen, mit absolut wunderbaren Freunden und Familie. Ich rede hier von wirklich engen Freunden, die mich seit dem 8. Lebensjahr begleiten und bis heute (29) halten. Beruflich übrigens alles dabei.
Natürlich zieht es mich immer dahin zurück, denn solche jahrelangen Bindungen holt man nicht mal während eines Auslandssemesters oder im Studium auf. Da hier einige fehlende Horizont unterstellen, scheinen die Personen leider nie in den Genuss wahrer Freundschaft gekommen zu sein. Ich kenne auch genug von den schwätzern a la „ich habe Freunde überall“ - zweimal miteinander gesoffen bedeutet leider nicht gleich Freundschaft.
Ich lebe übrigens mittlerweile - nach 3 Jahren (MB) B und super Exit - in Frankfurt und bin wirklich froh, diese Konstante in form meiner Heimatstadt zu haben. Ja, man kann hier schicker und teurer einen trinken gehen und hat viel Freizeitangebot. Die Argumentation von einem der VP passt aber: Es ist nur die Möglichkeit für vieles gegeben, aber ein großer Unterschied zur Kleinstadt besteht im wahrgenommenen Freizeitangebot eben nicht. Ich schätze auch die meisten hier weder alternativ begeistert noch so kulturaffin ein, dass sie solche Angebote der Stadt Vermehrt wahrnehmen. Hier und da im Sommer die Weinfeste etc sind zwar schön, aber ein mehr an Lebensqualität bringt es nicht.
Einige Dinge gesehen zu haben schadet dem Horizont natürlich nie, aber den Drang zur Heimatnähe kann man niemandem verübeln, der nur gute Dinge mit seiner Kindheit und ehemaligem Umfeld verbindet. Ich bin zwar auch ein Freund des „Komfortzone-verlassens“ aber auf Dauer schätze ich die Zufriedenheit auch höher ein, wenn man ein konstantes Umfeld hat.
WiWi Gast schrieb am 22.11.2018:
Irgendwie interessant, alle die hier schreiben kommen vom Land. Das zeigt wie viel eingeenter die Menschen dort oft sind: Der Grund warum ihr zurueck wollt in die Heimat sind Freunde und Familie. Ich als Staedter habe Freunde ueberall, in London, Muenchen, Frankfurt, Hamburg. Ausserdem kann man auch neue Freunde finden (und die alten Freunde behalten) wenn man wegzieht. Es ist nicht so als waere man zwangslaeufig alleine wenn man wegzieht fuer die Arbeit, auch dort lassen sich neue Freunde finden. Aber wenn ich das hier lese, dann weiss ich schon warum die AfD mittlerweile so viele Befuerworter bekommt.... blickt mal ueber den Tellerrand hinaus und lasst euch auf etwas Neues ein - und haltet das Alte dabei in ehren. Das ist Weltoffenheit.
Ich bin dein Vorposter. Du scheinst mich nicht ganz verstanden zu haben.
Heimweh ist etwas anderes als nur wegen alten Freunden und Familie zurueckzufahren. Ich habe dasselbe was du beschreibst: Einige sehr alte Freunde, die ich immer gerne wiedersehe. Allerdings sind auch diese nicht in der Heimat geblieben sondern verstreut, auch auf die Staedte, die ich genannt habe.
Ich finde, dass du begrenzten Horizont zeigst indem du quasi implizierst, dass nur sehr alte Freunde sehr gute Freunde sein koennen. Im Studium im Ausland habe ich zwei Freunde kennengelernt mit denen ich viel gesoffen habe, wir uns aber auch so sehr verbunden fuehlen. Also finde ich dein Argument, dass ich nicht wuesste was wahre Freundschaft bedeutet, sehr engstirnig.
Mich zieht es demzufolge auch immer wieder in meine Heimat zurueck, aber mittelfristig muss ich deswegen nicht gleich dort wohnen.
Finde es schade, dass du sagst, dass die Weinfeste in Frankfurt nett sind (das sind sie sehr) aber nicht zur Lebensqualitaet beitragen. Das kannst du dann ja auf alles uebertragen was ein, zwei mal im Jahr stattfindet - das Dorffest ist vor dem Hintergrund dann auch nicht mehr so toll. Ich finde aber, dass all diesen kleinen Dinge das Leben und die Lebensqualitaet ausmachen. Dass du das nicht so siehst ist schade, ich wuensche dir, dass du das noch so sehen wirst.
Und ja, natuerlich nimmt man nicht alles an den Angeboten wahr, das einem geboten wird. Das ist aber ueberall so und trifft auf das gesamte Leben zu, das kann man nicht zum Vergleich zwischen Kleinstadt/Dorf und Grossstadt heranziehen. Ich wollte hier auch kein Bashing gegen Dorf betreiben, finde es nur interessant zu sehen, dass dort diese Denke eben staerker ist als in den Grossstaedten. Und dass Grosstaedte liberaler waehlen ist ein Fakt. Kannst ja mal gucken in welchen Regionen die Blauen auf dem Vormarsch ist.
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