Konzernsprüche
WiWi Gast schrieb am 21.04.2021:
WiWi Gast schrieb am 21.04.2021:
- Muss noch E, F, G, H, I, J, K erledigen, aber bin heut nur am telefonieren
Das kenne ich aber auch aus der Perspektive des Sprechers. Ich verbringe jede Woche 20-25 Stunden in irgendwelchen, weitgehend sinnlosen Calls. Meine "tatsächliche Arbeit" erfordert zusätzlich natürlich keine 40 Stunden, aber eben schon 20-30. Macht in Summe 40-50+ Stunden, bisschen weniger mit Parallel Work.
Die Vielzahl der Calls liegt auch daran, dass in so einem Konzern niemand irgendetwas Wichtiges entscheidet ohne ein "Alignment" mit drei bis fünf weiteren Abteilungen zu fordern. Folglich wird man auch ständig zu Terminen eingeladen, in denen man maximal fünf Minuten inhaltlichen Redeanteil hat.
Nimmt man aber nicht teil und die Kollegen entscheiden irgendeinen Schwachsinn (kommt ziemlich häufig vor, beliebt sind v.a. Entscheidungen zulasten abwesender Dritter), heißt es "Ihr wart ja eingeladen." Im Anschluss stellt man dann zwei bis drei Folgetermine ein, um die falsche Entscheidung zu korrigieren....
Ziemlich auf den Punkt gebracht und der Hauptgrund, warum ich nie wieder in einem Konzern arbeiten werde. Dachte zunächst, das läge nur an Konzern X, aber leider ist das eine regelrechte "Konzernkrankheit".
Wenn ich den halben Tag am Telefon oder im Meetingraum hänge, muss zwangsläufig was falsch laufen.
Für Selbstdarsteller und hauptberufliche Quasselstrippen mag das ein Traum sein, ich als ergebnisorientierter Mensch hab da einige graue Haare bekommen.
Kannst du so oder so sehen. Bin auch ergebnisorientiert und ärgere mich manchmal über unproduktive Meetings. Aber meistens sind sie sinnvoll, und mit dem Wissen, der Erfahrung und den Blickwinkeln aus 4 Abteilungen kannst du bessere Entscheidungen treffen als mit dem aus nur einer. Es muss nur gut moderiert werden und Produktiv sein.
In der Theorie macht das Sinn. In der Praxis lief es meiner Erinnerung nach aber eher so ab:
Abteilung B/C/D wollen etwas abstimmen.
D fehlt in den ersten beiden Meetings, da noch spontan ein wichtiger Paralleltermin rein gekommen ist.
Von C ist nur ein unqualifizierter Vertreter anwesend, da derjenige mit Ahnung spontan Urlaub genommen hat oder krank ist.
Die Meetings dauern jeweils 90 Minuten und sind ohnehin wenig produktiv sind, da hauptsächlich 3-4 Kollegen um den heißen Brei herum reden und kaum auf den Punkt kommen. Gerne werden hier auch Grundsatzdiskussionen losgetreten, die nichts zur Sache tun.
Die restlichen Teilnehmer langweilen sich und haben nach 10 Minuten sowieso geistig abgeschaltet. Die meisten müssten eh nicht dabei sein, da sie zum Thema nichts beizutragen haben. Der Einwand war für den Veranstalter aber irrelevant da er "niemanden ausschließen wollte".
Nach 2 zermürbenden Meetings scheint dann eine Lösung gefunden zu sein, die alle mittragen wollen. Abteilung D (die bisher nicht da war) kommt zum letzten Meeting dazu und schiebt noch einen Totschlag-Einwand ein, der alles über den Haufen wirft.
Der Termin endet ohne Ergebnis und alle sind gefrustet.
Sicherlich etwas stilisiert dargestellt aber sinngemäß liefen bei meinen Konzern-Stationen die meisten Meetings so ab.
Nicht wenige hätten auch einfach durch 3-4 Mails ersetzt werden können.