WiWi Gast schrieb am 16.01.2020:
Nochmal der Fragesteller hier:
Ich habe bereits eine Zusage von einem Autohaus zur Ausbildung als Groß& Außenhandelskaufmann. Das Gehalt ist nur sehr klein 450 550 650 und eine Übernahme gibt es zu 100% nicht. Habe zwar noch ein paar Bewerbungen offen auch bei einer Thyssenkrupp Tochter aber ich weiß nicht ob ich mit einem mittelmäßigen Bwl Bachelor besser fahre.
Von der kaufmännischen(!) Ausbildung in so einem kleinen Betrieb, noch dazu in einer stark insolvenzanfälligen Branche (mehrfach gesehen, teilweise wurden von heute auf morgen nicht mal mehr bestellte und angezahlte Fahrzeuge ausgeliefert) würde ich dringend abraten.
Bei der Betriebsgröße läuft alles nach den eigenen Vorstellungen der Inhaber, Du kannst fast nichts für Dein weiteres Berufsleben mitnehmen und wirst höchstwahrscheinlich zu 90% Kaffee kochen und Dinge von A nach B tragen.
Einen dezidierten Ausbildungsplan, bei dem Du mehrere Stationen und Abteilungen durchläufst und wirklich in Vieles einen Einblick bekommst, wird es in einem Autohaus auch nicht geben.
Der Außenhandelsaspekt in Deinem Beruf wird im betrieblichen Teil Deiner Ausbildung auch kaum eine Rolle spielen, verglichen mit Azubis aus international tätigen Konzernen.
Die Ausbildungsvergütung ist zwar extrem niedrig, aber das ist nicht das Entscheidungskriterium. Viel wichtiger ist die Perspektive.
Wenn kaufmännische Ausbildung, dann im möglichst großen Unternehmen, niemals im inhabergeführten Kleinunternehmen.
Statt eine drittklassige kaufmännische Ausbildung in einem winzigen Betrieb und einen schlechten BWL-Bachelor in Betracht zu ziehen, gehe mal in Dich und überlege, inwieweit ein Handwerk infrage kommen könnte. ("zwei linke Hände" gilt nicht - man kann das lernen!)
Die Ausbildung ist hart, die Arbeit ist hart und Gesellen werden nicht hoch bezahlt - aber die Aussichten auf eine Selbständigkeit als Handwerksmeister in dem Alter, in dem Du Dich als schlechter Bachelor von unbezahltem Praktikum zu unbezahltem Praktikum hangelst, macht das bequem wieder wett. Ein halbwegs anständig laufender Handwerksbetrieb ist eine zukunftssichere Goldgrube. Ich habe Einblick in viele solcher Betriebe - der Meister kann sich die Aufträge aussuchen und mancher würde selbst in "Teilzeit" mehr verdienen, als die meisten BWL-Bachelor. Allein die gelernte Arbeitsmoral hält die davon ab, zu reduzieren.
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