Hallo ihr lieben,
nach weiteren sinnlos verstrichenen Monaten habe ich mir nochmal den Thread in Erinnerung gebracht. Einige Antworten von euch geben mir das Gefühl dass vieles der Probleme die ich in meinem sogenannten "Traineeprogramm" habe, zum Teil meine Schuld sind bzw. aus meinen übertriebenen Erwartungen resultieren. Zugegebenermaßen habe ich die ganze Problematik nicht detailliert genug beschrieben und wichtige Informationen nicht geschildert. Dies hole ich nun nach und freue mich auf eure Antworten.
Nach 8 Monaten hatte ich nun mehr als genügend Zeit, mir ein genaues Bild über dieses Unternehmen zu machen. Die Firma für die ich jetzt arbeite ist ein Mittelständiges Unternehmen mit ca. 500 Mitarbeitern. Angesiedelt ist es in einer Branche, wo es nur sehr wenig Neuentwicklung gibt. Man könnte auch sagen dass sich die Produkte seid ca. 50 Jahren nicht wesentlich verändert haben. So wie damals werden die Produkte heute noch gebaut. So wie die Produkte, hat sich das Unternehmen auch nicht wesentlich verändert. Selbstverständlich wurden neue Maschinen, EDV-Systeme etc. angeschaftt aber auch nur das nötigste. Die Investitionen sind so bemessen, dass nur das allernötigste beschafft wird damit es so eben irgendwie weiterlaufen kann.
Zu 70% aller Mitarbeiter stammen aus der Gründungzeit und sind so hoffnungslos eingefahren dass man nur warten kann dass sie bald die Rente erreichen. Einige jüngere Abteilungsleiter würden gerne in Ihrem Bereich was verändern, können aber nicht da sie hoffnunglos gegen Windmühlen ankämpfen müssen. Ich persönlich kann dies nachvollzihen da ich mir auch immer nur Sprüche anhören musste nach dem Motto ".. mach das so, haben wir schon immer so gemacht!". Wenn ich Fragen zum Hintergrund hatte kam die Antwort"..das ist halt so!". Ich glaube das viele selber nicht wissen was sie genau machen und deshalb Angst vor Veränderung haben. Für mich persönlich ist das sehr unbefriedigend, da ich nunmal nicht nach Schema F arbeiten möchte sondern schon die Zusammenhänge kennen möchte.
Im Projektgeschäft sollte man meinen dass man sich Gedanken um den Ablauf eines solchen macht. Hier allerdings funktioniert das nach dem Prinzip, erstmal machen mal und gucken was passiert. Und wie ihr euch sicherlich denken könnt gibt es im Verlauf und insbesondere nach Lieferung nur noch ein heiden Chaos. Ich könnte noch sehr viel mehr berichten aber ich denke das bisher gesagte vermittelt euch schon mal einen guten Eindruck. Dies sind ganz objektive Schilderungen da ich die Frustration schon vor längerem abgelegt habe.Nach diesem kleinen Abriss über die Zustände hier, sollte nun auch ein jedem klar sein, dass man es nicht mit VW, Audi, etc. vergleichen kann.
Zu meinem geplannten Ablauf und was draus geworden ist.
1 Einsatz: Wochen Fertigung
Ziel: Produkt besser kennen lernen
Was draus geworden:
Es war sehr informativ, habe viel lernen können, es hat Spaß gemacht.
2 Einsatz: Tagesgeschäft/Direktvertrieb
Ziel: Produktverständnis weiter ausbauen, Kunden kennen lernen
Was draus geworden:
nach 6 Wochen vorzeitiger Abteilungswechsel mit Rücksprache meines Vorgesetzten. Ich habe mich bemüht mich einzubringen, wurde jedoch nicht beachtet sondern mich selbst überlassen. Aussage der Mitarbeiter, keine Zeit dir jetzt was zu erklären.
3 Einsatz: Projektabwicklung
Ziel: Mitarbeit bei Projekten, obwohl es schon vermessen ist das ganze so zu betiteln aber egal!
was draus geworden:
Sporadisch wurden mir mal ein paar fleißarbeiten gereicht, die normalerweise aus dem ERP hätten exportiert werden können aber ich war dankbar dass ich überhaupt was zu tun hatte. Wenns mal richtig gut für mich lief, durfte ich mich um ein paar Probleme kümmern die entstanden sind. Dazu musste ich dann endlos viele Abteilungen abklappern und mir die Infos besorgen und alles mit dem Kunden ins reine zu bringen, welches mir auch immer gelungen ist. Das hat richtig Spaß gemacht jedoch war es so selten dass es kaum der Rede wert ist. Insgesamt betrachtet habe ich mich 70% selbst mit persönlichen Themen (Englisch aufbessern, Wikipedia lesen usw.) befasst als dass ich was produktives tun durfte.
4 Einsatz: es sollten hier noch Abteilungen folgen
was draus geworden:
mir wurde von einem Arbeitskollegen beiläufig auf dem Flur mitgeteilt dass das Programm bis zum Januar ausgesetzt sei.
Ab Januar war ich dann sporadisch halbtags in anderen Abteilungen, durfte mich neben Arbeitskollgen setzen die mir dann sehr lustlos geschildert haben was deren Aufgabenfeld ist.
Heute: Ich sitze hier und berichte euch von meinem "Traineeprogramm".
Nebenmir gibt es noch einen 2 Trainee, ihm widerfährt genau das gleiche Schicksal wie mir. Darüber hinaus habe ich nun im Verlauf erfahren, dass in den vergangenen 2 Jahren 3 Absolventen das Unternehmen nach 1 Jahr wieder verlassen haben. Ich kann sehr gut nachvollziehen warum.
Meine Frage an euch, läuft so ein Traineeprogramm ab?
Im Sommer dieses Jahres läuft mein sogenanntes "Traineeprogramm" aus, ich werde es bis dahin eisern durchziehen und möchte danach selbstverständlich in einem anderem Unternehmen arbeiten. Ich frage mich nur, wie ich es begründen kann dass ich nach dem Programm nicht in dem Unternehmen bleiben möchte. Wirft es ein schlechtes Bild auf mich wenn ich danach sofort das Unternehmen wechseln will? Von meinem Abenteuer "Trainee" in diesem Unternehmen kann ich ja schlecht dem Personaler berichten, der wird dann wahrscheinlich glauben dass ich ihn für dumm verkaufen möchte.
Gruss
P.s.: O-Ton der Mitarbeiten: " Hier im Unternehmen XXX ist es anders als in anderen." Na das kann man wohl sagen.
antworten