Compensation Days gibt es tatsächlich unabhängig davon, ob du im PE arbeitest oder nicht.
Bain‘s PE Practice ist mit Abstand die Größte im DACH Raum unter allen Strategieberatungen. Dementsprechend ist der „PE Ringfence“ relativ stark institutionalisiert - u.a. mit eigenen Working Norms.
Die Regel im PE Ringfence sieht grob wie folgt aus:
Zwischen Montag und Donnerstag liegt die Regelarbeitszeit bei 9-22 Uhr. An einem dieser Tage darf sich jeder eine „Early Night“ nehmen - d.h. um 18-19 Uhr den Stift fallen lassen. Wenn man z.B. Mittwochs um 18:30 im Vereinssport sein will, kommuniziert man dies dem Manager zu Projektbeginn. Dementsprechend „managed“ er dann die Workload-Verteilung. Freitag geht es bis 18 Uhr.
Das Ganze klappt zunehmend gut - mal mehr, mal weniger. Jeden Montagmorgen bekommt jeder Bainie einen anonymen Umfragelink zu seinem Projekt. Hierin wird u.a. gefragt, ob die Regelarbeitszeiten eingehalten wurden (oder auch wie gut man lernt, wie wertgeschätzt man sich fühlt etc.). Die Umfrageergebnisse werden im Team konsolidiert und einmal wöchentlich mit Managern und Partnern besprochen. Sind sie über 2-3 Wochen schlecht, schaltet sich HR ein und das ist eine Situation, die kein Partner und Manager will (geht in ihren Review und damit in ihren Bonus).
Es kommt natürlich vor, dass es „harte“ Wochen gibt, in denen die Early Night entfällt oder in denen man dann doch bis 12-1 Uhr sitzt. Wenn das 1-2 Wochen lang passiert, bekommt man idR einen Compensation Day dafür. Bei Bain kommen diese Arbeitszeiten im PE wesentlich seltener vor als bei z.B. „den Grünen“ (oder worst Case wohl Berger - „Blau“ macht wohl eher weniger PE), soweit ich das aus Erzählungen von Bekannten aus anderen Beratungen beurteilen kann. Das liegt daran, dass die Manager, Partner etc. oft „PE Profis“ sind (also genau wissen, was zu tun ist) und mit dem Team auf Basis von sehr viel Erfahrung effizienter ins Ziel kommen. Es ist natürlich trotzdem eine Menge Arbeit in kurzer Zeit alle wichtigen Analysen zu fahren, die PE Funds dabei helfen eine solide Investitionsentscheidung zu treffen. Daher ist es wichtig, dass man ein Leadership hat, das weiß wie man eine Due Diligence richtig abspult - highest quality at „minimum“ required time. Solch ein Leadership hat Bain und darum gehen PE-affine Berater/Absolventen u.a. auch präferiert zu Bain.
Zusätzlich wird versucht, nach einem PE-Projekt (meist eine Due Diligence) mindestens 2-5 Tage downtime zu haben - also z.B. auf Proposals für Kundenakquise zu arbeiten (bis 20h max.).
Aktuell ist das wohl nicht einfach, weil Bain sehr stark wächst (insb. im PE), wie mir ehemalige Kollegen berichten. Die Hiring-Maschinerie läuft entsprechend, es dauert aber etwas, bis ausreichend viele starke Leute gefunden werden um die Belastung besser verteilen zu können - die Eintrittsbarrieren sind halt weiterhin sehr hoch im Interview und die richtigen Leute zu finden ist ja schon seit einiger Zeit ein Problem für alle Beratungen/ Unternehmen.
Entsprechend wurde die Compensation wohl zum Start 2022 deutlich hochgefahren, die Modelle für 1-2-monatige Zusatz-Leaves pro Jahr gibt es weiter und einige Bonus-Komponenten inzentivieren (sehr stark) dazu, nach der Associate-Zeit direkt noch etwas zu bleiben. Dazu kommt eine erstaunlich positive und humorvolle Kultur unter Associates und Consultants (u.a. in der PE Practice, wo man über die vielen schnellen Projekte auch sehr viele Leute kennenlernt über die Office-Gemeinschaft hinaus). Das ist natürlich subjektiv :)
Am Ende bleibt es ein sehr interessanter, dafür auch zeitintensiver Job. Ich denke jede Person, die bei MBB startet, weiß worauf sie sich einlässt und dass sie eine Entscheidung für einen hohen zeitlichen Fokus auf die berufliche Entwicklung trifft. Compensation Days sind natürlich positiv und helfen zum Herunterfahren - easy going ist es alles nicht.
Euer Ex-Bainie, der zufällig auf diesen Thread gestoßen ist :) hoffe es gibt einen halbwegs guten Eindruck für alle Beratungsinteressierten!
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