Hallo Leute,

ich werde in wenigen Wochen mein Abitur in Bayern abschließen. Der Notenschnitt im Abi wird ? wenn alles glatt läuft ? voraussichtlich im Bereich 1,5 bis 1,6 liegen. Ab Oktober möchte ich dann hier in München an der LMU ein BWL-Studium beginnen. Praktika habe ich bisslang nur als Schüler gemacht; dabei war ich für gerade mal zwei Wochen in einer lokalen Bank im Kundengeschäft sowie eine Woche in der BayernLB.

Meine Frage ist nun, ob es für einen "Normalsterblichen" mit meinem Lebenslauf realistisch gesehen Chancen gibt, später in einer Tier 1 Beratung (McKinsey, BCG, Bain, etc.) oder Investmentbank unterzukommen?

Gerade wegen meiner "schwachen" Praktika ? und wegen meiner noch fehlenden Auslandserfahrung ? mache ich mir Sorgen, keine weiteren Praktika im Studium und somit später dann auch keinen Job in den Top-Firmen zu bekommen, die Ansprüche sind dort ja extrem hoch.

Mir fällt es außerdem sehr schwer, ein Praktikum für meine Zeit zwischen dem Abi und dem Studienbeginn zu finden; die meisten Firmen im UB und IB nehmen nämlich anscheinend nur Bachelor-Studenten... Wenn ihr da vielleicht auch ein paar Tipps habt, wäre ich euch sehr dankbar.

Tja, wie du schon richtig erkannt hast, ist deine Ausgangslage nicht rosig.
Mittelmäßiges Abi, eher schwache Praktika (und auch nur zwei).
Keine Auslandserfahrung.
Es ist aber noch nicht alles verloren!

Am besten solltest du zusehen, nicht in München zu studieren,
sondern an einer Privatuni wie WHU oder EBS. Dort machst du
auf jeden Fall ein Auslandssemester (verpflichtend) sowie ein
Auslandspraktikum und mindestens 3 Inlandspraktika im IB und UB.

Außerdem muss aufgrund deines mäßigen Abis dein Bachelor
sehr gut (<1,3) werden, um die Regel Abi+Bachelor+Master<4 einzuhalten.
Stichwort Master: Den solltest du an einer Top Uni in UK (Oxford, Cambridge, LSE, LBS)
oder den USA (Columbia, Yale, Harvard) machen. Da die US Unis meist nur MBAs anbieten,
solltest du davor noch 2-3 Jahre in IB (London oder NY, nicht FFM)
oder UB (da geht auch Deutschland) gearbeitet haben.

Soweit, so gut. Einen Haken scheinst du aber noch übersehen zu haben.
Für die Top-Jobs, v.a. in UB, brauchst du neben all dem auch etwas ganz besonderes, einen USP.
Bist du beispielsweise mal Bundessieger bei Jugend musiziert oder Jugend forscht geworden?
Bist du in irgendeiner Jugendnationalmannschaft (egal welche Sportart)?
Hast du die Trinkwasserversorgung in einer afrikanischen Stadt aufgebaut?
Irgendetwas in der Größen- ordnung brauchst du im CV, um bei den großen UBs eingeladen zu werden,
denn die suchen Leute, die neben akademischer Exzellenz einen echten "Impact" haben.
Falls du nichts derartiges vorweisen kannst, musst du das neben dem Studium noch nach- holen,
um eine Chance zu haben.

Zum Thema Praktikum in IB/UB zwischen Abi und Studium finden.
Das wird mit der LMU schwierig bis unmöglich.
Du solltest bei deinen Zielen wirklich an WHU oder EBS gehen.
Mit einer Zusage von einer der beiden stehen dir dann
auch die Türen für Praktika vor Studienbeginn offen.

Du siehst, du hast einen weiten Weg vor dir.
Ich wünsche dir dafür alles Gute.

LMU ist eine super Ausgangslage auch für UB und IB, mit den Top staatlichen macht man nie etwas falsch. 1,5 Abi ist auch ordentlich und vor Studienbeginn brauchst du noch keine Praktika.
Folgender Fahrplan: gute Noten holen, Auslandssemester, früh mit Praktika / Werksstudent beginnen, tritt noch einer Initiative bei und wenn alles gut läuft hast du eine gute Ausgangslage für UB und IB.

Der erste Post ist ja mal totaler Blödsinn.

Du bist gerade aus der Schule und gehst an eine der besten stattlichen Unis Deutschlands. Natürlich hast du Chancen...

"Der erste Post ist ja mal totaler Blödsinn."

Der erste Post ist nicht Blödsinn, sondern exzellenter Humor in Reinform. Châpeau. Immer an der Grenze zur Übertreibung, ab der es nicht mehr witzig gewesen wäre, aber immer kurz davor wieder umgekehrt. Bei den Schwächen hätte ich noch "Bayern" aufgeführt, das hätte die Sache noch besser gemacht. :)

Zur Ausgangsfrage: Ich wundere mich über solche Fragen inzwischen nicht mehr. Der Mittelstand hat Abstiegsängst in Deutschland. Viele Kinder sollen die ungelebten Träume ihrer Eltern verwirklichen und werden mit einem Leistungsdruck ins Leben geschickt, den es vor 20 Jahren so nie gegeben hätte. Vielen Menschen heutzutage geht es besser als je zuvor und anstatt diesen Wohlstandszuwachs in Lebensqualität zu wandeln, machen sie sich das eigene Leben zur Hölle. Viel Spaß.

An den Threadersteller: Du stehst am Anfang Deiner akademischen Laufbahn, hast noch alle Möglichkeiten im Leben vor Dir und kannst alles erreichen, was Du erreichen willst. Aus irgend einem Grund hast Du dir in den Kopf gesetzt, dass Du mal "etwas werden" willst und wirfst deshalb mit den Begriffen "Tier 1 Beratung", "Investmentbanking" etc. um dich. Du weißt doch gar nicht, was man in diesen Berufen macht und ob das überhaupt das richtige für Dich ist.

Mein Tipp: Mach ein gutes Studium, suche dir parallel regelmäßig anspruchsvolle Praktika und vergiss nicht 1 oder 2 Semester im Ausland. Aber hämmere Dir keine Ziele in den Kopf, die Du noch gar nicht haben kannst, da Du doch noch gar nicht weißt, was Dich glücklich macht und welche Optionen das Leben für Dich bereithält. Das Schicksal will es so, dass Du diejenigen Dinge, die Du unbedingt erreichen willst, nicht erreichst. Dafür andere Dinge.

Du scheinst ja eine Dax-Führungskraft zu sein. Es beruhigt mich zu lesen, dass Leute mit so einer "gesunden" Lebenseinstellung in Verantwortung sind und unser Wirtschaftsleben dort und hier im Forum entsprechend prägen!

Wenn ich so etwas lese, wird mir ganz komisch zumute.
Und es ist bezeichnend für die Einstellung der neuen Generation.
Lasst uns hoffen, dass die Lebenseinstellung der neuen Generation nachher nicht zu einer flächendeckenden Depression/Burn-Out führt.

Also diese Wischi Waschi Haltung mit Sorge um die Jugend ist schon echt nicht mehr feierlich!
Früher wurde dir auch nichts geschenkt und diese Underperformer Kultur an den staatlichen und immer dieses Rumgejammer bringen niemanden weiter, besonders nicht dich als Student (bzw zukünftiger Student). Setzt euch hin und gebt Gas, holt euch die guten Noten und dann wird das auch was mit Beratung!

Die Jugend von heute will doch nur noch im Start-Up arbeiten bis sie merken, dass es nichts anderes ist als UB/IB nur mit deutlich weniger Gehalt und gleichen Arbeitszeiten. Man glaubt natürlich, man hat das Patent für das neue Facebook 2.0 und wird schön von den Venture Capitalgebern getrieben.

Am Ende sehnt man sich dann nach dem DAX-Job, weil die WLB doch so gut ist und man will natürlich auch abends noch in den örtlichen Dackelclub.

Der erste Poster hat teilweise schon recht.
Es muss zwar keine Privatuni sein (obwohl die es um einiges einfacher macht),
aber in Bezug auf Noten und Engagement hat er völlig recht.
Top Noten und Praktika sind natürlich Pflicht, aber um dann auch
eingeladen zu werden braucht man diese personal achievements für die der
erste Poster ja schon ein paar Beispiele genannt hat.

Also was ich ja gehört habe, ist gerade das IB Placement der LMU zur Zeit sogar deutlich besser als das der EBS, die nach dem noch nachwirkenden Finanzskandal deutlich an Position verloren hat.