hatkeineahnung schrieb am 18.09.2021:
[...] F&E ist in erster Linie ein Kostenfaktor und die meisten Unternehmen steigen auf das Apple-Modell um: Nichts selber entwickeln, nur zusammenbauen. [...]
Und genau diese Einstellung vieler Leute mit Businesshintergrund ist das Problem. F&E kostet und wird zusammengeschrumpft. Stattdessen optimiert man Logistik oder sonstwas. Damit bekommt man zwar jetzt sein Wachstum billiger hin, aber man zahlt das mit der eigenen Zukunft.
Man fängt an nur noch das vorhandene zu verwalten (ist ja billiger), und steht technologisch still. Das rächt sich, nur leider so, dass es nicht so eindeutig in den Zahlen korrelierbar ist wie die Einsparungen wenn man auf F&E verzichtet.
In den 90ern hat Daimler intensiv an Wasserstoffautos geforscht. Die Projekte wurden mit und mit eingestellt, weil sie keinen kurzfristigen Erfolg versprachen. Wo könnte Daimler heute stehen, wenn sie weiter so effektiv an Wasserstoff gearbeitet hätten?
In der Chemieindustrie werden zu großen Teilen die gleichen Produkte wie vor 30, 40 Jahren produziert. Auch hier wurde F&E abgebaut, weil man doch genug zum verkaufen hatte. Jetzt wundert man sich, warum die Chinesen diese alten Produkte billiger können als man selber und einem die Marktanteile wegnehmen. Nur wenige Neuentwicklungen sind nicht so leicht nachzumachen. Hätte man die hohe Forschungsleistung beibehalten, hätte man viel mehr solcher Alleinstellungsmerkmale und stände heute besser da.
Aber man spart lieber das Geld und hofft sich Entwicklungen einkaufen zu können. Bloß führt das zu weniger guten Entwicklungen. Die meisten Forscher und Entwickler sind genau das, Forscher und Entwickler. Keine Geschäftsleute. Sie wollen keine eigene Firma gründen um dann irgendwo Wagniskapital her zu bekommen um ihr Projekt umsetzen zu können. Mit dem Ausblick bei Erfolg den Millionenexit zu machen und ansonsten vor dem nichts zu stehen.
Sie wollen einen sicheren, gutbezahlten Job, der ihnen vor allem die Ressourcen gibt, an ihren Ideen zu arbeiten (das ist nicht wie bei Strategiepapieren, wo man einen Computer braucht und gut ist, du brauchst Labore, Prüfstände, Werkstätten, eine Menge teuren Kram). Jobs können können kleinere Firmen noch bieten, aber nicht die Ausstattung.
Die Spitzenforschung erfolgt dann nicht wo anders, sie erfolgt gar nicht mehr. Denn der Output eines Forschers bei einem großen Konzern, mit entsprechenden Mitteln und Ausstattung, ist deutlich höher als in der abgespeckten F&E Abteilung eines Zulieferers.
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