WiWi Gast schrieb am 25.04.2021:
Bin bei einer Kommunalverwaltung... Aussicht bis A13, aber danach ist wohl auch nicht mehr drin...geht mir aber nicht ausschließlich um das Gehalt..ich denke die Aufstiegsmöglichkeiten sind bei einer Behörde einfach stark begrenzt, auch bei konstant guter Leistung.
Bin als nicht-Jurist mit einschlägiger Promotion und Berufserfahrung bei einer Big Four auf einer E 14 Stelle eingestiegen. Nach 2 Jahren und mehrfacher Verlängerung des teilweise befristeten Arbeitsvertrages habe ich mich vom nachgeordneten Bereich in ein Landesministerium retten können, bin also höhengleich gewechselt. Befristung adé, dafür Arbeit für 3, insgesamt sehr schlechte Grundstimmung und Null Aussicht auf eine Beamtenstelle oder interne Wechselmöglichkeit. Jede Fortbildung muss hart erkämpft werden und wird nur genehmigt, wenn die Führungskraft im Urlaub ist, Ihr versteht... Lieber einen Juristen als drei andere scheint hier das Motto zu sein.
Ich bin zwar promoviert und im sog. höheren Dienst eingruppiert, verdiene aber weniger als auf einer A12 Position. Ich würde lieber auf einer niedrigeren Stufe verbeamtet werden, als dem Druck der Obrigkeit im hD als billiges Tarifpersonal (auch als Leiharbeit im öD bekannt) unter Ausnutzung der Hierarchie kleingehalten und gemoppt zu werden. Das Gehalt beim Wechsel in die Privatwirtschaft muss m. E. die Vorteile des Beamtentums schon zumindest zum Teil abbilden, daher kann ich hier die Zahl 120.000 k p.a. nachvollziehen, halte sie aber für zu niedrig.
Egal wie die Entscheidung ausfällt, ausschlaggebend sollte sein, ob man auf die Tätigkeit Lust hat und man sich persönlich weiterentwickeln kann. Übrigens durch Leistung habe ich in meiner 10 Jährigen Erfahrung im öD noch nie jemanden aufsteigen gesehen. Gute Leistung wird schon vom System her hier nicht belohnt, gilt allenfalls als Mitnahmeeffekt. Für mich persönlich ist auch nicht die Ziffer vor einem Statusamt oder der Entgeltgruppe entscheidend, sondern was man aus der Funktion/Aufgabe macht und für sich persönlich mitnehmen kann. Stichwort: Mit einem Lachen in die Kreissäge, würde mir persönlich eher nicht entsprechen, ich möchte Dinge voranbringen. Wie alles andere im öD (und bestimmt auch anderswo) ist auch dies abhängig von einzelnen handelnden Personen/ sog. Führungskräften. Letztere sind im öD meistens keine Leader, sondern vor allem Fachkräfte, wenn es gut läuft.
Habe mich daher ebenfalls entschieden, mir einen neuen AG zu suchen, weil ich mich auf meiner derzeitigen und auch der letzten Position im öD nicht annähernd in dem Grad persönlich und fachlich weiterentwickeln konnte, wie ich mir das vorstelle. Als tarifentlohnter Arbeiter zweiter Klasse ist man gehaltsmäßig sowieso indifferent zwischen öD und Privatwirtschaft. Häufig ist man bei letzterem auch technisch, fachlich und menschlich nicht so abgehängt wie in dem Behördensumpf des „Über sticht Unter“. Ich persönlich strebe nicht an jemals wieder in den öD zurückzukehren, auch nicht auf die Ebene der Kommunalverwaltung, in der es m. E. Sehr spannende Aufgaben gibt, die aber allesamt in Anbetracht der hoheitlichen Aufgaben einfach viel zu niedrig entlohnt werden. Eine Führungskraft einer Mandantin hat mir einmal einen Satz gesagt, der mir seither in Erinnerung geblieben ist: „Wertschöpfung kommt von Wertschätzung.“ Die einfachste Wertschätzung, dafür muss man kein Personaler sein, ist das Gehalt.
Allen viel Erfolg und vor allem Freue an den Dingen die Ihr tut.
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