WiWi Gast schrieb am 05.04.2022:
WiWi Gast schrieb am 04.04.2022:
Natürlich ist die Inflation ein wichtiges Argument. Hat hier niemand in Economics im Studium aufgepasst?
Als Arbeitnehmer stellst du deine Arbeitskraft gegen Bezahlung zur Verfügung. In unserer Gesellschaft dient Geld als Tauschmittel, aber grundsätzlich verkaufst du deine Arbeitskraft für eine gewisse Anzahl von anderen Produkten, Dienstleistungen,… welche du dir durch deinen Lohn (Einsatz deiner Arbeitskraft) leisten kannst. Wenn jetzt die Preise für dein Bündel aus Produkten und Dienstleistungen steigt, dann bekommst du bei gleicher Arbeitsleistung weniger Produkte für deinen Lohn.
Einfaches Beispiel. Lohn = 10 und du kaufst 5x Produkt 1 und 5x Produkt 2. Jedes Produkt kostet 1. Bei beispielsweise 20% Inflation, kosten beide Produkte jeweils 1.2. Bei gleichen Lohn könntest du dir nur noch 5 x Produkt 1 (für 6 Einheiten) kaufen und nur noch 3x Produkt 2 (für 3.6 Einheiten). Folglich hat sich dein Lebensstandard verschlechtert. Um dies abzufedern, muss dein Lohn entsprechend steigen, ansonsten stellst du deinem AG deine Arbeitskraft günstiger als früher zur Verfügung.
Um dich nicht unter Wert bzw schlechter zu verkaufen, als vor der Inflation, muss dein Gehalt entsprechend nach oben angepasst werden. Nur so erhältst du in der Theorie die gleichen Produkte und Dienstleistungen für deinen gleichen Arbeitseinsatz.
Ich hatte das in meiner letzten Verhandlung genutzt und so zusätzlich zur Lohnerhöhung für die neue Stelle auch einen 4.5% Ausgleich für die Inflation bekommen
Du brauchst als Drittsemester hier niemanden die Inflation erklären.
Mal abgesehen davon, dass die Inflation in Deutschland die letzten 10 Jahre bei 0,5% - 1,8% lag (Corona Jahre 21-22 ausgenommen).
Die momentane Inflationsrate kommt aufgrund gleichzeitiger extremer Weltereignisse zu Stande ist aber eher temporär als mittel- oder langfristig.
Sollte sich hier keiner langfristiger Trend abzeichnen wird dir keine vernünftig wirtschaftende Firma einen Ausgleich i.H der aktuellen Inflation gewähren.
Man stelle sich mal vor die Situation + Inflation flacht im Laufe des Jahres ab, Lieferketten laufen wieder , aber jede Firma hat ~5-6% mehr Personalkosten...
Ob die Inflation mittelfristig wieder abflaut, weiß doch aktuell kein Mensch. Weder wissen wir wie sich der Ukraine Krieg entwickelt, noch ist der genaue Kurs der EZB klar. Grundsätzlich ist je nach Zeitraum aber Deflation eigentlich kein Thema in DE.
Das Personalkosten steigen ist für viele AG's das normalste der Welt und das Inflation in keiner Art und Weise zu einer Lohnsteigerung führt, sehe ich auch nicht. Dann würden die Reallöhne ja kontinuierlich sinken, während in der Realität das Gegenteil der Fall ist. Ich kann mir vorstellen, daß es Mittelständler gibt, die sich mit aller Macht gegen einen Inflationsausgleich wehren aber in größeren Unternehmen ist es durchaus normal das die Löhne alle 1-2 Jahre um ein paar Prozentpunkte steigen ohne, das die AN zwangsläufig produktiver sind. In der UB geht das meinetwegen mit den normalen Erhöhungen + fancy Titel unter.
Und jetzt kommt mir nicht mit Aufträgen die vor Jahren abgeschlossen worden sind. Wer solche Verträge schließt und in seine Kalkulation nicht berücksichtigt, das seine Personalkosten steigen und er wahrscheinlich auch für Material mehr bezahlen muss hat ganz andere Probleme.
Natürlich heißt das nicht, das die volle Inflation ausgeglichen wird und auch nicht unmittelbar. In allen Unternehmen, die auch nur halbwegs Personalführung machen, gibt es ein Jahres Gespräch, hier kann man das Thema meiner Ansicht nach durchaus anbringen (mehr mit Rückblick aufs vergangene Jahr) oder die Gewerkschaften bringen es an.
Am Ende des Tages sind wir alle Nutzen Maximierer und ich muss sagen, ist es mir eigentlich auch egal ob das Unternehmen die Inflation wirklich selbst trägt oder nicht. Selbst wenn der AG die Lohn kosten zu 100% an den Kunden weitergeben könnte, müsste ich mir im Gespräch anhören, das es dem AG so schlecht geht und er mir nicht mehr bezahlen kann, nur um dann auf der nächsten Aktionärsversammlung neue Reckordgewinne zu verkünden. Dann muss ich es entweder schlucken oder einen AG suchen der mir den Ausgleich bezahlt. Aktuell glaube ich nicht dass man als AN völlig Chancenlos ist.
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