Die Anzahl der Haustransaktionen ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Spielt auch gar keine Rolle, wie viel verkauft werden. Es liegt nicht an einem Mangel an Käufern, sondern analog wie in Deutschland gibt es einfach keine Angebote auf dem Markt. Keiner will VERKAUFEN.
So schreibt der Artikel von reuters folgendes: A near-record low number of homes are for sale. Das Angebot war historisch bei etwa 2 bis 4 Millionen Angeboten, aktuell werden 1 Million Häuser angeboten in den gesamten USA. Dass es vor 2-3 Monaten etwas höher war, liegt an der Saisonalität. Das sieht jeder, der sich den Chart auf reuters anschaut. Ein klarer Trend zu immer und immer weniger Häusern auf dem Markt.
Dazu muss man folgendes wissen: Unsere Experten hier denken ja, es wird immer und immer mehr gebaut und das Angebot wird immer größer. Tatsächlich haben Häuser ja wirklich eine begrenzte Nutzungsdauer. Ja, wirklich. Man geht etwa von 100 Jahren aus, d.h. etwa 1% der Häuser fallen aus dem Markt. Die werden entweder abgerissen oder verfallen einfach. Damit überhaupt der Wohnraum erhalten bleibt und nicht verknappt, müssen also etwa X Häuser überhaupt neu gebaut werden.
X schreibe ich hier bewusst als X - genau weiß man das nicht. 1% ist eine grobe Annahme. Bei 140 Millionen Häusern sind das 1,4 Mio. Häuser Neubau pro Jahr, damit das Angebot nicht fällt. 7 Millionen pro 5 Jahre.
Google bitte: Number of housing units built in the United States from 1920 to 2019
2005 bis 2009 wurden 7,9 Mio Häuser gebaut. Also 0,9 Mio Häuser mehr als um den Bestand zu wahren.
2010 bis 2019 insgesamt nur 8,9 Mio. Häuser statt 14 Mio. Häuser in diesem 10 Jahres Zeitraum. Daher mangelt es für Käufer an Wohnraum. Es mangelt, auch in den USA, an Neubauten um den Bestand zu wahren.
In Deutschland wurden in den 1990er Jahren noch gebaut. 1995 war der Peak bei MFHs: 312.500 Wohneinheiten pro Jahr. Der Peak bei EFHs war einige Jahre später: 237.200 Wohneinheiten pro Jahr.
Aktuell sind wir bei 143.100 statt 312.500 Wohneinheiten bei MFHs und 103.100 statt 237.300 EFHs. Zwischendrin waren es 20 Jahre noch deutlich weniger Fertigstellungen.
42,8 Mio. ist der Bestand an Wohneinheiten - 428.000 Wohneinheiten pro Jahr wären notwendig, um nach der 1% Regel nicht zu schrumpfen. Gebaut wurden nur 340.000 Wohneinheiten.
Der Bestand an Wohneinheiten schrumpft also. D.h. tlw. gibt es noch Abbruchbuden usw. welche als Wohneinheiten geführt werden, faktisch geht man davon aus, dass ca. 1% des Wohnungsbestand faktisch durch Alterung (100 Jahre) aus dem Bestand verschwindet.
Dazu kommt noch, dass manche abgehängte Gegenden in Deutschland (Ost, NRW, ländliche Gebiete) noch Wohneinheiten haben, welche nicht aus Altersgründen sondern faktisch herausfallen.
Das ist der Kern des Problems. Das Angebot, USA wie Deutschland, verknappt sich faktisch. In den USA müssten mehr als 1,4 Mio. Häuser pro Jahr gebaut werden - bei uns mehr als 400.000 Wohneinheiten pro Jahr.
Und das führt zu immer mehr ungewollten Generationen-Wohnungen. Da wohnen 3 Generationen in München in der 70 qm Bude. Traurig, aber die Realität.
Es wird aufgrund der Baupreise und des Förderchaos erwartet, dass 2022 und 2023 deutlich weniger Baufertigstellungen geben wird als in den Vorjahren. Das Problem verschärft sich also.
DIESER Faktor überlagert alles, was ihr hier diskutiert. Zinsen, Inflation, Zyklus - alles egal. Die Leute geben auch 70% vom Netto, wenn sie aus der 3-Generationen-70-qm-Bude in München ausziehen können.
Es gibt zu wenig Wohnraum. Der Neubau kompensiert nicht mal die altersbedingten Abgänge. Und es wird schlimmer.
Und natürlich will keiner verkaufen. Es mangelt an Alternativen zum Kauf. Selbst zur Miete. Und eigentlich will man eher aufstocken, um etwas für die Kinder zu haben, statt zu verkaufen. Wenn jetzt nicht massiv gebaut wird, dann werden wir diese ungewollten Mehr-Generationen-Haushalte bald nicht nur in wenigen Ballungszentren haben, sondern deutschlandweit.
Der Markt ist doch nicht blöd. Die Preise haben sich aufgrund realer Angebots- und Nachfrage-Situationen deutschlandweit so gebildet. Klar gibt es den München-Aufschlag, aber auch in der Provinz steigen die Preise rasant. Doch nicht, weil der Markt blöd ist, sondern weil es an Wohnraum mangelt - überall.
WiWi Gast schrieb am 20.04.2022:
In den USA fällt die Zahl der Hausverkäufe bereits den zweiten Monat in Folge.
Die Nachfrage ist aufgrund der steigenden Mortgage Rates und der hohen Inflation mit sinkender Kaufkraft gesunken.
Noch ist der Median bei den Häuserpreisen auf einem All-Time High, aber die Preise werden den sinkenden Transaktionen noch folgen.
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