WiWi Gast schrieb am 18.02.2020:
Ich mische mich hier auch mal ein.
Bin Vater eines 2-jährigen Sohnes und ich hatte auch ein ganzes Jahr Elternzeit genommen - wir hatten den Rollentausch also komplett und so lange einer von beiden Elternzeit hat, war das alles noch unstressig. Sau anstrengend, aber nicht zeitlich stressig.
Bevor ich ein Kind hatte, fand ich den Gedanken, Kinder so früh in Betreuung zu geben, extrem schwierig. Ich hatte das auch mehr oder weniger verurteilt. Ich denke mittlerweile anders.
Wir haben unseren Sohn dann mit 18 Monaten in die Krippe gegeben. Mit 12 oder 14 Monaten hätten wir persönlcih viel zu früh gefunden. Anfangs waren mir auch die 18 Monate zu früh, aber Kinder machen in diesem jungen Alter so unfassbar schnell Entwicklungssprünge, dass Welten zwischen 14 und 18 Monaten liegen. Werden alle bestätigen können, die selbst Kinder haben. Jedenfalls finde ich, dass sich alles irre schnell ändert. Mit 14 Monaten ist es absolut toll, wenn Mama/Papa Vollzeit da sind. Spätestens mit 24 Monaten ist das aber nach unserer Erfahrung schon ganz anders: Der Kleine war dann schon so groß, dass es für ihn absolut nicht sinnvoll gewesen wäre, wenn er den ganzen Tag weiter in der häuslichen Umgebung ist. Und ja: Bis 14 Uhr in der Krippe ist was anderes, als bis 17 Uhr.
Wie ist es bei uns? Unser Sohn ist jetzt fast 2,5 Jahre. Er ist täglich ab 8:30 Uhr in der Krippe und wird dort zwischen 14:30 und 15:15 Uhr abgeholt. Meine Frau arbeitet 60% und ich Vollzeit. Kann den einen Satz oben bestätigen: Ich hätte auch niemals gedacht, dass wir in die alten Rollenmuster fallen. Zum Schluss ist es nicht unsere Einstellung dazu, sondern der "Zwang" der Arbeitswelt. Ich arbeite im Projektmanagement... klar, könnte ich fragen, ob ich auf 80% reduzieren kann. Aber mit welchen Effekt? Der Workload würde nicht daran angepasst - genau so wenig wie er aktuell auf 100% angepasst wird. Ich habe Phasen, wo ich effektiv 30h arbeite und alles schaffe - und Phasen, wo mir eine 50h-Woche nicht reicht, um meine Arbeit gut zu erledigen. Was soll ich da reduzieren? Dann lieber freitags Homeoffice und wenns passt, an dem Tag schonmal Hausarbeit erledigen, Sport machen und Einkaufen gehen. Meine Frau ist Lehrerin - bei ihr steht Workload und x%-Stelle in direktem Zusammenhang. Zusätzlich wird sie von keinem Chef doof angeguckt, wenn Sie Teilzeit arbeitet. Somit ist das Thema leider klar bei uns. Wäre ich auch Lehrer, würden wir beide einfach 70% arbeiten.
Zum Thema Stress: Ich glaube, mit 1,5 Vollzeitstellen rechnen mit Kind(ern) ist realstisch. Und selbst das ist schon stressig. Ich erkenne auch oft den Vorteil des 1-Verdiener-Haushalts... Aber andererseits möchte ich keien Frau haben, die "nur zu Hause sitzt" und meine Frau würde das sebst auch absolut nciht wollen.
Wie geht es dem Kleinen damit? Er geht extrem gerne in die Krippe und wenn wir ihn abholen, dann turnt er da strahlend rum. Wir haben das Gefühl, dass die Krippenzeit ihm gut tut - aber ja: So 100% sicher kann man sich nicht sein. Bin manchmal auch am Zweifeln, ob wir das "Richtige" machen.
Um mal zwei Missverständnisse aufzuklären, nirgendwo habe ich behauptet, dass man Kinder ab 12 oder 14 Monate in Betreuung geben sollte. Nein, natürlich erst dann, wenn Interesse am Spielen mit anderen Kindern besteht und diese soziale Komponente auch ausgelebt wird. 18 Monate kann passen, wenn sich das Kind schnell entwickelt hat. Bei anderen Kindern kann es auch später sein. Spätestens mit 2,5 Jahren spielen aber auch Spätentwickler gerne mit anderen Kindern in der Gruppe.
Und nirgendwo habe ich behauptet, dass man die Kinder 17h holen soll. Unsere werden ganz normal 15h geholt nach Mittagsschlaf und kleinem Snack. Und das ist kein Problem bei 2x Vollzeit.
Auch mit 5 Jahren gibt es bei uns noch den Mittagsschlaf. Und ja, da hat man Abends natürlich mehr Zeit miteinander. Das ist doch was gutes. 8-11:45 wird zusammen gespielt im Kindergarten, dann Mittag, Mittagsschlaf und Vesper und 15:00 kann man die Kinder erholt und bereit für Nachmittagsaktivitäten abholen. Gegen 21h geht es ins Bett, durch 2h Mittagsschlaf also etwa so, wie wenn ein Kind ohne Mittagsschlaf 19h ins Bett geht.
Und dann ist es natürlich so, dass unsere Kinder schätzungsweise 120-150 Tage von 365 Tagen im Jahr in die Kita gehen, also weniger als jeden zweiten Tag. Ich habe 30 Urlaubstage und 25-40 Kranktage pro Jahr (wenn die Kinder krank sind, stecken wir uns häufig an). Meine Frau hat öfter unter der Woche frei und die Großeltern wollten auch oft mit den Kindern Tagesausflüge machen (stets so getimt, dass es Tagen waren, wo wir beide arbeiten waren).
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