Re: Lebenshaltungskosten mit Familie und Hausfinanzierung
Das ist ja ein interessanter Thread. Besonders interessant finde ich, dass die meisten mit ihrer individuellen Lebenssituation recht zufrieden scheinen, aber die Zufriedenheit anderer wiederum überhaupt nicht nachvollziehen können. Eigentlich verwunderlich, sind doch die individuellen Präferenzen, Möglichkeiten und Voraussetzungen sehr verschieden.
Ich kann jede hier geschilderte Prioritätensetzung nachvollziehen:
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Ich kann Kleinstadtmenschen nachvollziehen, die keinen Vorteil im engen, lauten und hektischen Leben in der Großstadt sehen und die dort erzielbaren Gehälter nicht als attraktiv ansehen, da sie das Mehr an Einkommen direkt in ein Mehr an Wohnfläche investieren würden und unterm Strich nicht mehr hängen bleibt.
- Ich kann Großstadtmenschen nachvollziehen, die den Mehrwert eines hohen Einkommens in ihrer Tasche spüren und einen Weg gefunden haben, das Leben in der Großstadt in Summe subjektiv attraktiv zu gestalten.
Zur Diskussion steuere ich folgende Gedanken bei:
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Einige Dinge sind in der Großstadt teurer als anderswo (vor allem Grundstücke und Wohnfläche, aber auch Restaurantbesuche, Kino, Dienstleistungen, einige Lebensmittel je nach Region). Andere Lebenshaltungskosten sind exakt gleich teuer wie überall sonst: Unterhaltungselektronik, Bekleidung, Autos, Fahrräder, Strom, Telefon, Internet, Computer, Musikinstrumente, Luxusartikel, Bücher, Möbel etc.).
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Es gibt Dinge, die es fast nur in der Großstadt gibt - flächendeckend besonders schnelles Internet, einige Kulturangebote auf besonders hohem Niveau, bestimmte Geschäfte für hochwertige Produkte (Luxusbekleidung zum Beispiel), Schulen mit einer bestimmten Schwerpunktsetzung, auch die Öffnungszeiten vieler Geschäfte sind nicht überall so verbraucherorientiert wie in Ballungszentren.
- Wer besonders stark die Produkte mit unterschiedlichem Preisgefüge nachfragt (weil er z.B. ein flächenintensives Hobby hat oder gerne viel Wohnfläche haben will), dessen Leben wird in der Großstadt verhältnismäßig teuer. Wer hingegen mit wenig Platz zufrieden ist und z.B. ein Berufsleben hat, das ihn viel reisen lässt, der hat in einer großen Stadt eventuell das angenehmere und problemlosere Leben. Wer Fläche hat, muss diese auch bewirten bzw. reinhalten, verantworten etc.
Ich persönlich komme aus einer kleineren Stadt mit hoher Flächenverfügbarkeit und lebe nun in einem Ballungsgebiet. Die Flächen, die meine Verwandten in der Heimat bewohnen, könnte (oder wollte?) ich mir hier nie und nimmer leisten. Ich brauche diese enormen Flächen auch gar nicht und hätte keine Zeit, um mich um den Garten und das ganze Drumherum angemessen zu kümmern.
Besonders amüsiert hat mich der extrem vorurteilsbehaftete Beitrag, in dem Stadtbewohnern pauschal Umwelt-Ignoranz vorgeworden wurde und der Stadtbevölkerung eine pauschale CDU-Begeisterung. Der Beitrag ist nicht nur sehr tendenziös geschrieben, sondern zudem grundfalsch, denn Bio-Supermärkte spriessen gerade in großen Städten wie Pilze aus dem Boden und die CDU-Wählerschaft ist eher unter der Landbevölkerung besonders zahlreich. Und über die Motivation der üblichen Thailand- und Südafrika-Urlauber verlieren wir besser kein Wort - meine Erfahrung nach werden in diesen Urlauben oft auch versteckte Herrenmenschen-Phantasien ausgelebt, weil man sich ja dort fürs kleine Geld so abartig viel leisten kann... Der CO2-Ausstoß ist dieser Gruppe meist vollkommen gleichgültig.
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