Studie: Arbeitsmarktreformen in England und Deutschland
»Die Arbeitsmarktreformen in England und Deutschland weisen frappierende Ähnlichkeiten sowie entscheidende Unterschiede auf«, so lautet das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeit und Technik aus Gelsenkirchen.
Studie: Arbeitsmarktreformen in England und Deutschland
Gelsenkirchen, 20.09.2004 (idw) - Von der Pflicht zur »aktiven Beschäftigungssuche« über den Begriff »Jobcenter«, verschärfte Zumutbarkeitskriterien bis zur »Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe«: die aktuellen Arbeitsmarkt-Reformen in Deutschland und die - schon Jahre vorher begonnenen - in England weisen frappierende Ähnlichkeiten auf. Die britischen Erfolge lassen hoffen, aus dortigen Fehlern könnte man lernen, neue, hausgemachte Probleme vermeiden. Der neue IAT-Report 2004-04 »Hartz oder Harrods? - Reformen der Arbeitsförderung im Vereinigten Königreich« schildert die britische Entwicklung, vor deren Hintergrund sich die politische Diskussion um Hartz IV besser verstehen lässt.
Wie Dan Finn, Professor für Sozialpolitik an der Universität Portmouth, und PD Dr. Matthias Knuth, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts Arbeit und Technik darin aufzeigen, erscheint das britische Aktivierungsregime außerordentlich erfolgreich:
- Die standardisierte Arbeitslosenquote wurde von 1993 bis 2001 von 10% auf 5% halbiert,
- die Erwerbstätigenquote in Vollzeitäquivalenten stieg von 58,6% (1993) auf 62,2% (2001),
- der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung sank auf weniger als ein Drittel des Rekordwerts von 1993.
Ein weniger positives Bild ergibt sich dagegen, wenn man die Gesamtheit der Sozialleistungen betrachtet: Bezogen auf die Bevölkerung im Erwerbsalter beziehen in Großbritannien mehr Menschen Sozialhilfe oder Leistungen wegen Arbeitsunfähigkeit als in Deutschland. »Vieles spricht dafür, dass das striktere britische Aktivierungsregime Erwerbslose in andere Sozialleistungen verdrängt hat, während in Deutschland der Anteil der gesundheitlich Beeinträchtigten unter den registrierten Arbeitslosen sehr hoch ist«, so die Autoren.