Wechsel ÖD in priv. Wirtschaft sinnvoll?
Hallo zusammen,
ich bin seit geraumer Zeit in einer Zwickmühle und hoffe jemand hat einen guten Ratschlag für mich.
Ich 28, ausgebildeter Fachinformatiker, unbefristet im öffentlichen Dienst, mit 5 Jahren Berufserfahrung und aktuell Personalrat für noch mindestens 4 Jahre. Meinen Arbeitgeber erreiche ich in 10 Minuten mit der S-Bahn. Die Fahrkarte wird vom AG bezahlt.
Meine Arbeit ist recht "entspannt" (Im Schnitt vermutlich effektiv 10-15 Stunden Arbeit pro Woche und die restlichen 25-30 Stunden bezahlt absitzen, weil keine Arbeit mehr da ist). Ich wäre hier gerne bereit 30-40 Stunden draus zu machen, jedoch nicht mehr.
Meine Kollegen sind soweit auch top, super Team. Jedoch fast alle, außer die älteren, in der selben Zwickmühle wie ich.
Notwendige Überstunden lege ich mir selber und die Work-Life-Balance ist top.(Gleitzeit, 30 Tage Urlaub, eigene Arbeitszeiteinteilung)
Aktuell liegt mein Gehalt bei ca. 50.000€ im Jahr.
Das sichre Endgehalt meiner aktuellen Tätigkeit beträgt 61.000€ im Jahr, hierfür müsste ich noch ca. 15 Jahre absitzen.
Das realistische Endgehalt (nach dem üblichen Aufstieg) liegt bei ca. 67.000€ in ca. 20 Jahren.
Erfahrungsgemäß steigt dieses um ca. 3% pro Jahr durch den TVöD und die wöchentliche Arbeitszeit wird vermutlich über die Jahre auch noch auf 35 Stunden heruntergehen.
Meine Führungskräfte sind jedoch die letzten Jahr offenkundig recht unfair mit mir umgegangen und überhaupt nicht einsichtig, wodurch sich ein kleiner drang zu wechseln entwickelt hat. Diese gehen jedoch auch in den nächsten 5-6 Jahren alle in Rente.
Ich habe die letzte Zeit mal meinen Marktwert gecheckt.
Das übliche Gehalt für einen IT-Administrator mit meiner Erfahrung in privaten Tarifgebunden Betrieben (IG BCE / IG Metall) liegt wohl bei ca. 60.000€ - 65.000€ / Jahr bei einer 35 Stunden Woche.
Das wären bei meiner aktuellen Situation natürlich sofort 20-30% mehr. Die Endgehälter steigen dann jedoch nicht so stark.
Meinen Recherchen nach ist mit maximal 70.000€ - 75.000€ / Jahr am Ende in der priv. Wirtschaft (IG Metall/IG BCE) zu rechnen.
(Welches nur noch ~10% mehr wären)
Alternativ müsste man eine neuere, komplexere Tätigkeit oder Personalverantwortung übernehmen.
Aus meinen 10-15 Stunden effektiver Arbeitszeit werden aber vermutlich definitiv mindestens 35 Stunden bzw. eher mehr in einem priv. wirtschaftlichen Unternehmen.
Außerdem gibt es eine erneute 6 monatige Probezeit, ggf. sind die neuen Kollegen unsympathisch, die Arbeitsbedingungen schlecht und die Arbeitssicherheit einer Unkündbarkeit außer aus wichtigem Grund ist auch weg. (Personalrat)
Dazu kommen die Risiken von Outsourcing der IT oder Bankrott der Unternehmen und der Aufwand sein Gehalt regelmäßig zu verhandeln, falls kein Tarifvertrag existiert und ggf. sind die neuen Chefs auch nicht das gelbe vom Ei.
Jetzt bin ich in der Zwickmühle, dass ich für mehr Geld auch gerne mehr leisten würde, dies jedoch in meinem Unternehmen nicht möglich ist.
Ich jedoch auch meine Sicherheiten und bislang schon gute und gesicherte Position nicht unbedingt riskieren würde um temporär mal etwas mehr zu verdienen. (Die Bezahlung für sehr Berufserfahrene ist im ÖD ja relaltiv vergleichbar, lediglich die Bezahlung innerhalb der ersten 15-20 Jahre hingt deutlich hinterher)
Wenn ich es realistisch betrachte, müsste der neue Arbeitgeber mir ja ...
...den Verlust der Unkündbarkeit bis zur Rente
...die erneute Probezeit
...die neue erhöhte Arbeitsmenge (>35 Stunden/Woche gegenüber aktuell 10-15)
...das Risiko der Privatwirtschaft (Insolvenz, Outsourcing, etc.)
...das Risiko dass ich mich im neuem Team nicht wohl fühle
Damit sich ein Wechsel für mich lohnen würde.
Daher die Fragen:
-
Würdet ihr euch in der Situation beim AG bleiben und die Zeit einfach absitzen oder lieber das Risiko wählen und in die priv. Wirtschaft wechseln.
- Wenn ihr wechseln würdet, wo wäre da bei euch die finanzielle Schmerzgrenze für die Aufgabe der ganzen Sicherheiten ?
Ich habe da aktuell an >70.000€ (13 Gehälter) bei 35 Stunden/Woche in einem IG BCE/IG Metall Betrieb oder >85.000€ bei 40 Stunden/Woche bei einem Betrieb ohne Tarifvertrag gedacht. Ich denke das wäre keiner bereit zu zahlen aber alles darunter wäre es sicher nicht wert.
Wie seht ihr das ?
Gruß
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