Moin - Dein Post hätte von mir sein können. Kann dich sehr gut verstehen.
Ihr habt schon ein Kind und du weißt daher wohl, wie das erstmal so läuft. Am Anfang ist die krasse Anstrengung für euch Eltern ja eher nachts zu sehen. Es ist ja auch davon abhängig, wie alt Kind 1 dann ist.
Bei uns sind die beiden fast 4 Jahre auseinander. Nummer 2 ist gerade 3 geworden. Selbst mit der Erfahung von Kind 1 war ich ehrlich gesagt dann etwas "überrascht", wie anstrengend dann der Alltag wirklich wurde, als sich Nummer 2 vom Baby zum Kleinkind entwickelte :) Ist ja natürlich immer auch sehr abhängig vom Kind, aber es ist schon nicht leicht, wenn sich einer immer um beide Kinder alleine kümmern soll und man kann einfach beiden Kindern schwer gerecht werden.
Ich schilder dir mal grob unseren "Familienalltag":
- Unser Sohn wird bald 7, noch in der Kita immer bis 14.30 Uhr; wird demnächst eingeschult; 1 bis 2x/Woche Fußballtraining, aktuell noch 1x/Woche Schwimmkurs
- Unserer Tochter ist gerade 3 geworden; war bei einer Tagesmutter immer bis 14.15 Uhr, kommt nächste Woche in die Kita; 1x/Woche Eltern-Kind-Turnen
- Meine Frau ist Lehrerin, arbeitet 50%,hat aber leider regelmäßig auch nachmittags Konferenzen etc. und in der Abizeit ist mit den Korrekturen von Teilzeit auch nichts zu sehen
- Ich arbeite im Projektmanagement bei einem Automobilkonzern; ca 90-100k Gehalt p.a. abhängig vom Bonus
Jetzt mal zur Mathematik: Bei uns gibt es jede Woche an 3-4 Nachmittagen schon Kinder-Termine und es ist einfach deutlcih weniger stressig, wenn man nicht immer beide mit zu diesen Terminen schleppen darf. Und Haushalt, Orgakram etc. gibt es ja auch noch.
Ich will jetzt nicht weiter aufholen, aber ich möchte dir nur sagen: Die richtig anstrengende Zeit kommt erst noch, wenn die Kinder beide größer sind. Und dann ist all das natürlich eine Frage des eigenen Anspruchs. Ich selbst bin ein jemand, der es immer extrem vermisst hat, das Papa nur im Büro war und ich setzte mich da wahrscheinlcih selbst sehr unter Druck, ein Vater sein zu wollen, der auch im Alltag der Kinder präsent ist. Ich habe natürlich auch Kollegen, die all diese tollen "nächsten Schritte" machen und viel arbeiten und flexibel sind und die aber - so wie ich das wahrnehme - gar nicht so rihtig die Zeit mit den Kindern dann vermissen. Für Kinder da sein und beruflich flexibel schließt sich nunmal gegenseitig aus. Es ist leider ein Entweder-Oder.
Wie haben wir das gelöst? Ich bin vor 2 Monaten auf 80% Teilzeit gegangen. Ich habe dadurch gefühlt noch mehr Stress als vorher im Job, aber ich kann immerhin mit bestem Gewissen nachmittags mal frei machen. Ich arbeite in der Regel 2 lage Tage (10h) und dann 3 echt kurze, wo ich dann die Kinder abhole und auch das Nachmittagsprogramm durchziehe. Ich finde es super so, aber ehrlich gesagt, sind mir dir 80% Arbeit auch immernoch viel zu viel :)
Karrieretechnisch wird sich da bei mir nichts mehr tun, aber das ist auch in Ordnung so. Ich finde Zeit für die Kinder, für meine Freunde, 3x/Woche Sport auch viel wichtiger für mich. Mein Job ist interessant und abwechslungsreich - ich möchte gar keine Menschen führen und der typische Karrierekram "Du mussst dich entwickeln wollen" etc. widert mich mittlerweile ziemlich an. Ich bin Ende 30 und man lebt nur einmal: Für mich schließen sich Kinder und Karriere aus. Für andere nicht. Ist mir aber dann egal :)
Fazit: Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hatte das vorher 1 Jahr lang, 100% Job, dann mit Stress zum Abendessen zu Hause gewesen und das Kinder-Ins-Bett-Bring-Programm ist auch sehr anstrengend und nicht unbedingt die geilste Zeit, die man mit den Kindern verbringen kann. Ich glaube, ich war irgendwann kurz vorm Burnout. Man gibt extrem viel, hat abends ab 21 Uhr mal "Freizti" und wird beidem (Kinder + Job) gefühlt nicht gerecht. Und unserer Beziehung hat es auch nicht gut getan.
Jetzt mit Teilzeit ist das alles immernoch anstrengend, aber man hat wenigstens mal etwas mehr zeitlichen Spielraum.
Ich kann dein Vorhaben daher aus eigener Erfahrung nur befürworten - kann dir aber auch sagen, dass du wahrscheinlich nach 1 Jahr NICHT zu 100% zurückkehren werden möchtest. Ich habe mittlerweile die Meinung, dass ein 100%-Job im Doppelverdienderhaushalt mit kleinen Kindern eigentlich ne echt dumme Idee ist. Der Tag hat halt nur 24h und mit Kindern ist halt 20 uhr Abendessen einfach zu spät :)
WiWi Gast schrieb am 25.07.2024:
Wir erwarten unser zweites Kind und ich überlege meine Stundenanzahl auf 6 Stunden am Tag für ca. 1 Jahr zu reduzieren. Da ich auch daheim immer etwas mithelfen werde und meine Tage in der Arbeit relativ stressig sind weiß ich aktuell keine andere Lösung. Mein Job fordert mich bei einem 8 Stunden Tag doch relativ oft eher 9 bis 10 Stunden und auch im Homeoffice kommt es eher selten vor, das ich nicht arbeite (hier ließt man ja oft von den DAX Menschen die nur 3 Stunden am Tag etwas zu tun haben). Ich weiß, dass ich mich damit karrieretechnisch auf das Abstellgleis fahre, finanziell ist Reduzierung problemlos möglich. Meine Frau möchte auch sofort nach der Geburt wieder einige wenige Stunden von zu Hause arbeiten.
Wie habt ihr das gelöst? Ich weiß das beide Elternteile Teilzeit für beide Nachteile bedeuten. Aber mir ist ein 8 bis 10 Stundentag plus 2 bis 3 Stunden Beschäftigung mit den Kindern einfach auf Dauer zu anstrengend.
antworten