Wäre es dumm, in den nächsten 2 Monaten zu kündigen?
Servus und frohes Neues,
ich arbeite seit April bei einer Tier3-UB. Ehrlich gesagt bin ich nur dort eingestiegen, weil ich nach dem Master bei allen anderen (MBB, Tier2-UB) an den Interviews gescheitert bin bzw. nicht eingeladen wurde. Ich habe mich seit kurzem bei allen wieder beworben, es stehen Gespräche bei zwei Tier2-UB an und ich warte noch auf Rückmeldung von 2 MBBs und noch einer Tier2-UB.
Ich werde mir für Februar und März zur Vorbereitung unbezahlten Urlaub nehmen und die Gesprächstermine entsprechend planen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn eine Zusage dabei rauskommt und ich wechseln kann. Jedoch bin ich momentan eher dafür, auch dann nach dem Unpaid Leave zu kündigen, wenn gar kein Angebot rausspringt. Hauptsächlich sind es folgende Gründe, die mich dazu bewegen:
1.) Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf meinen jetzigen Arbeitgeber und mir macht es momentan überhaupt keinen Spaß, dort zu arbeiten. Es ist nicht der Beraterjob an sich, mich fasziniert diese Branche nach wie vor, jedoch haben meine bisherigen Tätigkeiten fast nichts mit analytischen Fähigkeiten zu tun, sondern es sind zu 90% Tasks, die bei anderen, größeren Beratungen an Drittanbieter outgesourced werden. Klar, die z. B. effektive Durchführung von Cold-Calls und Sourcen von Industrieexperten zu beherrschen ist hilfreich und ein sehr nützliches Skill, jedoch fragt man sich nach dem 100. Mal fast schon, ob diese Tätigkeiten tatsächlich das hohe Gehalt rechtfertigen. Ich habe auch mehrfach bestätigt bekommen, dass es in den ersten 2 Jahren nicht besser wird.
Zudem wares in den letzten Wochen so, dass ich fast ausnahmslos, wenn kein Proposal-Work anstand, für jeweils 1 Woche vom einen Auslandsprojekt zum anderen rübergeschoben wurde, nur um mir durch Gespräche mit irgendwelchen random "Industrieexperten" eine halbwegs glaubhafte Storyline für den deutschen Markt zusammenzubasteln. Ich konnte bei den kurzen Aufenthaltszeiten bei den jeweiligen Projekten weder was mitnehmen noch mit meinen Vorgesetzten eine Connection aufbauen.
Die Stimmung ist zudem schlecht und der Ton eher rau, und viele haben nicht ansatzweise die Führungs- und Sozialkompetenzen, die normalerweise in einer UB zu erwarten sind. Ich kann mich mittlerweile fast nicht mehr selbst motivieren, sodass mein Konzentrationsvermögen, und dementsprechend auch meine Leistungen, darunter leiden.
2.) Ich möchte für August 2022 in ein JD/MBA-Programm an einer Top-Uni in den USA (Harvard, Stanford, Columbia, UPenn etc.) aufgenommen werden (das sind 4-Jährige weiterführende Studiengänge, die sowohl einen MBA-Abschluss als auch einen Juris-Doctor-Degree beinhalten). Seitens der Law-Schools ist ein Top-Score in einem Test namens LSAT erforderlich, für den ich 4-6 Monate Lernzeit einplanen würde. Selbst bei einer Zusage von einer der oben genannten Beratungen würde ich also einige Monate später anfangen zwecks LSAT-Vorbereitung.
Jedoch wären es, im Falle eines Jobwechsels nach März, zum Startzeitpunkt insgesamt nur 22-23 Monate Berufserfahrung, die ich (zumindest auf dem Papier) mitbringen würde. Dies wäre wahrscheinlich hinsichtlich der Bewerbung seitens der Business Schools für den MBA-part problematisch. Zum anderen frage ich mich auch, im Falle dass ich keine Zusage von den anderen UBs bekomme, wie die Zeit nach dem LSAT sinnvoll zu überbrücken ist. Aufgrund meines technischen Studienbackgrounds kommen eher Trainee- oder Vollzeitstellen bei DAX30-Corporates oder Stellen an Forschungsinstituten infrage. Ich würde die Stellen zwar nur für weniger als 1 Jahr besetzen, jedoch frage ich mich, ob dies nicht eine Schwachstelle im Lebenslauf (es sind ja wahrlich keine Top-Jobs) hinsichtlich meiner JD/MBA-Bewerbungen wäre.
3.) Ich habe vor kurzem eine Initiative gegründet, der ich mich in nächster Zeit etwas mehr widmen möchte. Zudem gibt es noch ein paar Themengebiete, über die ich aus eigenem Interesse gerne mehr lesen würde, und momentan fehlt mir einfach die nötige Energie dazu.
Zur Frage wie ich über die Runden komme: ich würde meinen jetzigen Mietvertrag kündigen und die eher unpopuläre Lösung wählen, bis zum nächsten Jobstart für ein paar Monate bei meinen Eltern zu wohnen. Das Geld für Vorbereitungsmaterialien und für die Finanzierung meiner Initiative wird aus eigenen Ersparnissen kommen (ich habe seit meinem Jobbeginn eher sparsam gelebt und es haben sich daher so einige Tausend Euro angehäuft).
Wäre es eurer Meinung nach und basierend auf den oben genannten Gründen nicht besonders intelligent, zu COVID-Zeiten seinen Job zu kündigen, obwohl man evtl. keine feste Alternative haben wird?
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