Promotion weiter machen vs. Einstieg in ein Unternehmen
Hallo Zusammen!
ich bin momentan Promotionsstudent an einem quantitativen Lehrstuhl (Data Science) und überlege, ob ich die Promotion abbrechen und in die Wirtschaft zu einem mittelständischen Unternehmen wechseln sollte.
Nun zu meinen Beweggründen und Eckdaten:
Ich habe Anfang letzten Jahres meinen Master in VWL mit den Schwerpunkten Data Science, Statistik, Datenanalyse etc. mit 1,7 an einer Non Target Uni abgeschlossen. Zudem habe ich 3 Praktika gemacht: 1x Beratung und 2x im Bereich Data Science / Data Analyst.
Ich hatte schon während meines Masters überlegt zu promovieren, weil mir das Forschen und die empirische Arbeit sehr viel Spaß gemacht haben und ich schon länger mit einem Doktor geliebäugelt hatte. Ich habe mich letzten Endes aber dagegen entschieden, um erstmal Berufserfahrung bei einem Unternehmen zu sammeln.
Während der Corona - Krise war die Bewerbungsphase dann allerdings eher ernüchternd. Bei ca. 60 -70 Bewerbungen gab es nur Absagen, ohne überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Schlussendlich habe ich die jetzige Promotionsstelle angenommen, um meiner Leidenschaft nachzugehen (zu dem Zeitpunkt dachte ich, es soll vielleicht so sein, dass ich eine Promotion mache) und um nicht länger arbeitslos zu sein.
Die Arbeitsatmosphäre ist super, der Prof. unterstützt mich, wo es nur geht, und er beteuert immer wieder, dass ich die Promotion mit genügend Fleiß und Ausdauer meistern werde. Das große Manko ist aber, dass ich mit der Thematik - komplexe Algorithmen des Machine Learnings, und weitere Themen der hohen Mathematik an meine Grenzen stoßen. Ich bin nun knapp über ein Jahr angestellt und kann mir diese komplexe Mathematik, die hinter diesen Algorithmen steckt einfach nicht beibringen. Ich verstehe viele Sachen teilweise nicht und es frustriert mich einfach. Die Motivation sinkt deswegen erheblich. An der Uni hatte ich immer sehr gute Noten, was Mathe und Statistik angeht, aber eine Doktorarbeit in dem Bereich ist, wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste eine komplett andere Dimension. Ich denke, da kommt zum Vorschein, dass ich eben nur VWL studiert habe und nicht Mathe etc. Als ich die Stelle angetreten bin, habe ich noch gedacht, dass ich mir die Theorie selber beibringen könnte und dass es irgendwann einfach "klick" machen würde, aber mittlerweile bin ich da eher skeptisch. Aus meinem Frust heraus, habe ich mich nun bei 4 Unternehmen beworben, weil ich dachte, es würde eh nichts werden, wie im meiner letzten Bewerbungsphase. Die Situation ist aber zu meinem Erstaunen eine gänzlich andere:
ich habe mittlerweile von einem mittelständischen Unternehmen eine Zusage bekommen. Die Stelle ist im Bereich Data Science (ähnlich wie beim Praktikum) und man muss eher anwendungsorientiert arbeiten. Also keine neuen Algorithmen entwerfen (wie bei der Promotion) , sondern bestehende anwenden. Bereits während meines Praktikums hat mir so eine Arbeit Spaß gemacht. Das Unternehmen bietet 50k jährlich bei einer 40h Woche.
Einerseits würde ich die Promotion gerne durchziehen, weil es schon lange mein Traum ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu in der Lage bin. Außerdem möchte ich meinen Chef nicht enttäuschen. Anderseits ist die neue Stelle eine super Möglichkeit, um irgendwo einzusteigen. Hier ist aber auch die Frage, ob ich überhaupt gut genug dafür bin. Kann ja immer passieren, dass man eine neue Stelle antritt und es passt trotzdem nicht.
War jemand in einer ähnlichen Situation und könnte mir bitte Tipps geben, ob er oder sie auch so viele Probleme mit der Doktorarbeit hatte und es am Ende doch geschafft hat? Wie ordnet ihr das Jobangebot ein? Sind 50k für mein Profil in dem Bereich zu viel, zu wenig? Ich bin für jegliche Tipps und Anregungen dankbar!
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