WiWi Gast schrieb am 02.08.2019:
Nur eine (!) Veröffentlichung?
Nun ja - das ist die Mindestanforderung. Genauso wie an vielen deutschen Unis.
Ich habe mir das Promotionsprogramm nur kurz angesehen, aber folgende Punkte sind mir aufgefallen:
- Die zu belegenden Kurse sehen nach Grundlagenkursen aus und sind sehr breit gefächert - wozu, wenn man bei seiner Diss eher in die Tiefe gehen will?
Ja. Es sind Grundlagen - und die sind breit gefächert. In etwa so wie bei einem deutschen geleiteten Promotionsstudiengang (Vollzeit). Diese Vorlesungen haben auch nichts direkt mit dem Dissertationsthema zu tun (geht ja auch nicht bei so vielen verschiedenen Disziplinen). Aber glaubt mir, sie sind Gold wert, um sich nochmal so einiges ins Gedächtnis zu rufen, was man im Laufe der Jahre wieder verdrängt hat. Hier gilt wie so oft: jeder zieht das daraus, was er will.
- Die Kurse sind fast ausschliesslich von Assistenzprofessoren gehalten. Assistenzprofessor wird man nach der Habil, teilweise direkt nach dem PhD. Natürlich hat man da etwas Ahnung von Wissenschaft, aber es ist nicht vergleichbar mit einem Full Prof.
Ja, das stimmt. Genauso wie an einer normalen deutschen Präsenzuni, wo ein großer Teil der Vorlesungen von Dozenten, Doktoranden etc. gehalten wird. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass in Polen der Associate Professor nicht ganz das gleiche ist wie der deutsche Assistenzprofessor (hat wohl was mit der Bezahlung zu tun). Aber wie gesagt: da bin ich kein Profi.
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Ganz wichtige Unterscheidung: Das Promotionsstudium dauert 3 Jahre, NICHT die Promotion. In deren FAQs wird darauf nochmal ausdrücklich hingewiesen. Ich würde eher von einer Promotionsdauer von mindestens 4-5 Jahren ausgehen.
Genau so ist es!
- Der Preis erscheint mir etwas hoch.
Ja - stimmt. Allerdings immer noch ein Schnäppchen zu: 21.950,- (FOM); 28.320,- (HFH); ca. 22.000,- Pfund (FHM)
Ich verstehe nicht, weswegen externe Promotionen schwer zu bekommen sein sollten? Am Lehrstuhl an dem ich promoviert habe hatten wir durchgehend 2-3 Externe. Man muss einfach einen Doktorvater finden und ihm klar machen, welchen Benefit er von eurer Betreuung hat. Da er euch nicht oder nur bedingt in der Lehre bzw. Administratives einsetzen kann:
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Geht bei der Themenwahl auf seine Kernthemen ein und zeigt ihm auf, dass ihr quasi "gratis" einen Teil eines Themas beackern könnt, wozu er möglicherweise aus Zeitgründen nicht kommt, es aber trotzdem spannend fände,
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Vereinbart eine Zielmenge an Publikationen,
- Bietet Gastvorträge in Vorlesungen an. Es ist eben wie immer quid pro quo.
Das habe ich alles hinter mir. Bei mir war es so, dass fast keiner der Profs überhaupt externe haben wollte - manchmal steht das sogar auf der website. Und wenn, dann war es nur über den persönlichen Kontakt möglich - an der Fernuni ist das schwierig. Wahrscheinlich hängt es auch vom Fachgebiet ab. Ich kenne Ingenieure, die sogar von ihren alten Profs gefragt wurden, ob sie nicht extern promovieren wollen. Und als ich später versucht habe, am Lehrstuhl eine Stelle zu bekommen (also nichtmal extern), war dann die Antwort, dass die anderen BewerberINen genauso qualifiziert seien. Da war für mich klar, dass es für mich keine Möglichkeit gibt zu promovieren.
Was die Hochschullandschaft in Polen angeht: Aus meiner Erfahrung ist sie viel besser, als es Hochschulrankings vermuten lassen und ich kann es jedem Bedenkenlos empfehlen, an den Unis in Warschau, Lodz, Krakau, Breslau, oder Danzig zu studieren oder zu promovieren.
Danzig selbst - sowie seine Umgebung in Trojmiasto - ist sehr schön und in jedem Fall Ausflüge Wert.
Das stimmt!
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