Der KPMGler schrieb:
Nein, Partner bin ich leider nicht. Dafür fehlt mir noch ein
Schritt.
Unabhängig davon: ich bin kein Prüfer, ich bin Berater. Wir
haben den Anspruch, uns mit den Top-Beratern dieser Welt zu
messen.
Das klappt in einigen Bereichen besser, in einigen schlechter.
Es ist auch eine Sache der Arbeitseinstellung.
Ich verlasse Montagsmorgens mein Haus. Wenn ich das Taxi zum
Flughafen steige, fängt meine Arbeitswoche an. Am Donnerstag,
wenn ich vor meiner Wohnung wieder aus dem Taxi aussteige,
ist der Großteil vorbei. Dazwischen ist alles quasi
Arbeitszeit, unterbrochen von gelegentlichem Sport, Essen und
Schlaf.
Man kann dieses Modell für sich akzeptieren, oder halt nicht.
Ich verurteile weder das eine noch das andere und würde auch
darum bitten, das sich hier irgendjemand eine solche
Verurteilung anmaßt.
Es ist rein theoretisch, wenn hier irgendjemand davon redet,
dass Arbeitszeiten >20.00Uhr ineffizient sind, das man
danach eh nix mehr gebacken bekommt, kein Gehalt dieser Welt
das rechtfertigt, bla bla bla.
Ich biete jedem gerne an, eine Woche auf meinen Projekten zu
verbringen. Banken sind einem solch hohen Leistungsdruck
ausgesetzt bei gleichzeitig minimaler Personaldecke, dass nur
durch große Mengen externer Berater das Geschäft geschafft
werden kann.
Auch interne Kräfte, wie z.B. mein Projektverantwortlicher
Bereichsleiter, kommt morgens um 08:30 und ist sehr häufig
noch bis 21-22Uhr in der Bank vor-Ort. Weil er es geil
findet? Weil er meint sich profilieren zu müssen? Nein, weil
es schlicht die Workload erfordert!
Das ist bei guten Beratern nicht anders. Nur die schlechten
setzen auf Facetime. Der Rest hat schlicht so viel Arbeit!
Und die ganz guten haben sogar Spaß daran! Und die Kollegen
brauch ich! Also gerne CVs an kpmglagerung@googlemail.com
senden!
Ich verurteile nicht deine Arbeitsweise. Ich arbeite auch durchaus gerne lange an spannenden Projekten. Man ist dann so "elektrisiert", dass man um 20:00 Uhr auf die Uhr schaut und sich wundert, dass es schon so spät ist, ohne erschöpft zu sein. Man geht um 22.00 nach Hause und ist bereits um 6.00 Uhr hellwach, weil man richtig Lust hat, weiter zu machen. Ich kenne das. Leute, die ihre Arbeit nicht spannend finde, können das nicht verstehen. Das finde ich absolut ok.
Was ich kritisch finde, ist das ständige Bedürfnis von manchen Abteilungen, sich mit dem Branchenprimus messen zu müssen. Das funktioniert nur, wenn man sich auch tatsächlich messen kann. Wenn es dabei "lediglich" um die Qualität der Arbeit ginge, wäre das vollkomen richtig. Diesbezüglich kann sich auch ein kleiner Steuerberater mit der gesamten Tax-Abteilung der Big4 messen. Kritisch wird es, wenn Prestigeprojekte über das Budget geholt werden, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wer die Budgeteinbußen tragen wird. Das geht meist zu Lasten der Mitarbeiter, die in der Hierarchie ganz unten stehen. Wenn du als Senior Manager? den Workload hast, finde ich das absolut i.O. Wenn deine Assis ebenso lange da bleiben müssen, finde ich das nicht fair. Obwohl Verträge über 40 h/ Woche geschossen werden, planen Partner bewusst mit 55/60 Std Bereitschaft, extrem häufig ohne Rücksprache mit den Mitarbeitern. Bezahlen wollen die Unternehmen das aber nicht. Ich soll so lange arbeiten wie die Top-Berater und mir für Mai-Juli abends nichts mehr vornehmen? OK, ich persönlich wäre wirklich bereit dazu. Können eure Leute dann aber fest davon ausgehen, dass sich KPMG auch bei der Bezahlung am Gehalt der Top-Berater misst? Es wäre neu für mich, wenn ein Absolvent im Advisory bei KPMG 60k, exkl. Spesen im ersten Jahr verdient.
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