DerSportbwler schrieb am 10.05.2021:
Übersehe ich was? Und was wäre euer Ansatz, um das zu ändern?
Mein Ansatz: Unternehmenssteuern (inkl. GewSt.) reformieren und 10% SV-Beiträge für Unternehmen einführen, SV-Abgaben-Tarif für Arbeitnehmer ganz neu aufsetzen. Damit schafft man auch wieder eine echte Mittelschicht.
Hmm gute Frage. Meine Ansatzpunkte wären:
Rentenversicherung:
Rentenpunkte hätten nach meinem Konzept keinen konstanten und festen Wert mehr. Stattdessen erhöht jeder zusätzliche Rentenpunkt zwar die Rentenansprüche, jedoch wird der absolute Zuwachs immer geringer (in der Mikroökonomie würde man wohl vom abnehmenden Grenznutzen sprechen). Damit könnte man Personen mit wenigen Rentenpunkten mehr Rente zahlen, finanziert durch Gutverdiener (mit vielen Rentenpunkten), die dadurch etwas weniger Rente erhalten. Damit erhält man einerseits das Leistungsfähigkeitsprinzip (wer mehr einzahlt, bekommt auch mehr raus), aber es besteht kein linearer Zusammenhang mehr zwischen Ein- und Auszahlung.
Außerdem sollte die RV mit kleinen Schritten beginnen, sich vom alleinigen Umlageprinzip zu lösen, und zumindestens einen kleinen (und über die Zeit zunehmenden) Teil auch in Aktien oder anderen langfristigen Anlageformen zu investieren.
Kapitalertragssteuer:
Ich hätte grundsätzlich nichts, wenn die Besteuerung hier auch wieder mit dem persönlichen Steuersatz erfolgen würde (ggf. unter Anerkennung einer prozentualen Pauschale ~30% zur Kompensation der Gewinnbesteuerung auf Unternehmensebene).
Allerdings sollte das ganze dann auch mit höheren Freibeträgen zur Entlastung von Kleinsparern einhergehen - wie im europäischen Ausland auch.
Einkommenssteuer:
Eventuell ein wenig Feintuning beim Steuertarif, konkret: Rechtsverschiebung des Tarifs, finanziert durch eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes um ein paar Prozentpunkte.
Vermögenssteuer:
Die Idee einer einmaligen Abgabe bspw. zur Finanzierung der Corona-Lasten finde ich gar nicht sooo schlecht. Eine regelmäßig (jährlich) erhobene Vermögenssteuer würde jedoch zu aufwendig und wohl auch nicht sinnvoll.
Krankenversicherung:
Auch wenn ich PKV-versichert bin, fände ich es gerechter, wenn es ein staatliches Krankenversicherungssystem und eine -kasse gäbe. Da müsste man halt irgendwie dafür sorgen, dass die trotz fehlenden Wettbewerbs dennoch effizient und kostengünstig arbeitet. Meinetwegen können dann auch wirklich alle in diese eine KV einzahlen.
Diese Kasse sollte allgemeine Gesundheitsleistungen bieten, alles was darüber hinaus geht, ist privat zu versichern.
Um jedoch realistisch zu sein: Leider sind die Sozialversicherungen aufgrund der Generationenverträge und der Umlageprinzipien mir sehr schwerfällige Tankern zu vergleichen, die sich in ihrer Grundkonzeption nur sehr langsam und über viele Jahr(e/zehnte) hinweg anpassen (umsteuern) lassen > da hat effektiv kein Politiker die Ambition, Muße und Ausdauer etwas grundlegendes zu ändern.
Auch muss man sagen, man kann hier schnell Ideen schreiben, aber bei jedem Konzept muss auch überlegt werden, welche Auswirkungen ein neues Konzept auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite hat, und ob das nicht allein dadurch schon in Schieflage gerät. Ich denke in der Realität ist es also überhaupt nicht leicht, selbst wenn man wollte, solche Umverteilungskonzepte über Steuern und Abgaben umzusetzen.
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