WiWi Gast schrieb am 24.06.2023:
Ich muss hier mal Dampf ablassen. Das also als Warnung, dass einiges überspitzt sein könnte.
Ich studiere jetzt Elektrotechnik im 5. Semester. Nach dem Abi (1,2) habe ich zwischen Physik und E-Technik überlegt und dann Etech genommen, weil das direkter zum Arbeitsmarkt führt. Nach dem Abi hatte ich kein konkretes Berufsbild vor Augen und mir war nicht direkt klar, was mir am Beruf wichtig ist. Ich wollte nur was mit Mathe und Physik machen.
Ich habe mich jetzt sehr lange Zeit hier im Forum umgesehen und mir geht es gar nicht mehr gut. Der Eindurck, den ich von Mint jetzt habe, ist, dass es in D. echt am A*sch ist. Mit der Zeit ist mir klar geworden, dass ich mich von der Mathematik und Physik sowieso irgendwann verabschieden muss, weil diese Inhalte aus der Uni eh nicht mehr gebraucht werden im Beruf.
Was mir am Beruf jetzt wichtig ist, ist, dass ich irgendwann mal sehr gut verdiene (120k bis 150k). Und ich will, dass mein Beruf einen Sinn hat oder ich zumindest in einem Bereich mitwirke, der einen Sinn hat. UB erzielt mMn vielleicht den höchsten Profit für die Unternehemensspitze. Ich brauche aber einen Sinn für die Menschen. Sollte ich eines Tages weniger fachlich arbeiten, ist das jetzt nicht so schlimm für mich. Und ja, Geld ist mir wichtig. Ich habe einfach keine Lust, mir finanziell Sorgen zu machen. Und vielleicht ist Geld nicht alles, aber alles kostet Geld!
Wenn ich mit Leuten darüber geredet habe, hatte ich immer eher das Gefühl, man versucht mich zu beschwichtigen. Ich habe einfach das Gefühl, dass meine Freunde aus der Schule, die (Fach)Ärzte und Anwälte werden, alle eines Tages ein gemütlicheres Leben für mehr Geld haben werden, was ich auch werden hätte haben können, wenn ich mich nach dem Abi für Jura oder Medizin entschieden hätte.
Ich habe sehr lange hier im Forum nach Gründen gesucht, dass meine Entscheidung für mich doch die bessere war, aber ich habe mittlerweile echt das Gefühl, ich war vor 5 Semestern ein naiver, dummer Abiturient und werden den Rest meines Lebens den Preis dafür bezahlen.
Was meint ihr? Sollte ich das Fach wechseln oder ist es wirklich nicht so schlimm und ich habe mich hier vom Forum vergiften lassen?
Ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen. Mir geht es sehr ähnlich wie dir, da ich ebenfalls Elektrotechnik studiere (bin aber schon im Master und fast fertig) und im Nachhinein mir das Leben als reiner Ingenieur nicht vorstellen kann.
Ich hätte zwei Vorschläge für dich:
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(so hätte ich es Rückblickend gemacht) Wechsel den Studiengang zu Wirtschaftsingenieurswesen mit Fachrichtung Elektrotechnik, so weit ich weis bietet das z.B. die RWTH Aachen an. Da kannst du dir schon sehr viel anrechnen lassen, musst aber natürlich die BWL Fächer nachholen. Ich würde mich auch nicht davon abschrecken lassen, dass du dann vielleicht 1 oder 2 Semester länger studierst, dass ist in dem Studienbereich oft die Regel.
- Zieh den Bachelor durch und mache einen Master mit Wirtschaftsbezug, z.B. Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure an der Fernuni Hagen.
Du hast ja auch schon die Unternehmensberatung als Gehaltstechnisch exzellentes Feld angesprochen. Mein Plan ist es in einer UB oder im Inhouse Consulting zu starten und irgendwann mal in die Linie/Industrie zu wechseln. Fakt ist, dass man als Fachingenieur ohne Personalverantwortung eigentlich keine Chance hat 6-stellig zu verdienen.
Durch die Erfahrung im UB kann man da oft ein paar Sprossen der Karriereleiter überspringen. Anhand deines Abiturs würde ich jetzt annehmen, dass deine Noten auch im Bachelor sehr gut sind, damit sollten dir dann die Türen offen stehen. Versuche vielleicht auch mal ein Praktikum, falls du es nicht schon gemacht hast, in einer UB zu machen.
Und was ich dir noch mitgeben will: Über 150k im Jahr zu verdienen ist sehr schwer und ist in Deutschland deutlich über Mediangehalt ( ca. 45k). Ich kann das auf jeden Fall verstehen, dass man sich solche Ziele steckt, ist bei mir nicht anders. Du solltest auf jeden Fall wissen, dass dieses Ziel mit vielen Opfern im Privatleben einhergeht, gerade auch in der Unternehmensberatung. Da muss man dann natürlich am Ende selber Wissen, ob es das einem Wert ist.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen :)
PS: Und das Forum heißt halt wiwi-treff. Die Wirtschaftswissenschaften werden hier natürlich von vielen Beweihräuchert. Klar hat BWL etc. viel Potential, aber MINT halt eben auch. Für mich macht es die Kombination aus beidem. Also nicht immer verunsichern lassen.
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