Wie steht ihr dazu? Gehört das vielleicht sogar schon zum guten Ton?

(Natürlich stellt sich die Frage nur bei einem positiv verlaufenen Vor-Ort Termin, der das Interesse an dem Job bestärkt hat)

Du kannst dich doch nach dem Vorstellungsgespräch mündlich bedanken. Da brauchst du kein extra Schreiben formulieren. In großen Unternehmen "zieht" das meistens nicht. Ebenfalls ist fraglich, ob das Schreiben bei der Person ankommt, und falls es ankommt, ob es gelesen wird. Entscheider, meist Leiter von Fachabteilungen haben sehr viel am Hals, was wiederum heißt, dass kaum Zeit für Nebensächlichkeiten bleibt.
Bei kleineren Unternehmen kann es sogar vorkommen, das man Sympathien weckt.

Dort laufen im ZWeifel 100 Leute für die Position auf. Deinem Gegenüber ist es i.d.R. egal ob Du ein Dankesschreiben verfasst, sie werden den Absender nicht mit Deiner PErson übereinstimmen können, ausser vielleicht Du sendest ein Bild mit.

Im Familienbetrieb oder kleinen Mittelständler könnte es allerdings positiv aufgenommen werden.

Viel besser ist es, wenn Du zum Abschluss des Gesprächs nochmal sagst, dass es Dir sehr gefallen hat (ggfs. die enstpr. Gesprächspunkte, nochmal betonen) und Du Dich freuen würdest, eine positive Nachricht zu erhalten. Das muss dann aber auch authentisch rüberkommen und nicht wie vor dem Spiegel auswendig gelernt.

Man kann es ja auch in Form einer kurzen Email machen. In den USA sind Dankschreiben Standard...

Klar, als ob irgendein Unternehmen für eine Stelle 100 Bewerber zum VG einlädt. 10 sind da realistischer und da kann man es sehr wohl zuordnen.

Die Frage ist, was zum Ende des VG vereinbart wurde. War es erst ein Kennenlerngespräch und wurdest Du gebeten, nach einigen Tagen Bedenkzeit Dein Interesse an der Stelle nochmal zu bestätigen? Dann solltest Du das auch tun.

Heißt es hingegen "wir melden uns bei Ihnen", dann ist eine Danksagung eigentlich nicht nötig bzw. üblich. Wenn man nach 3 Wochen noch nichts gehört hat, kann man natürlich mal freundlich "nachhaken" und das mit einem kurzen, emotionslosen Dank für das freundliche und aufschlußreiche Gespräch verbinden.

Man darf nicht vergessen: Ein Arbeitsvertrag ist keine Prüfung wie an der Uni. Es geht nicht darum, dass der eine die Vorgaben macht und der andere sie erfüllt. Sondern darum, dass beide Seiten einander finden müssen. "Auf Augenhöhe" heißt nicht, dass man herablassend und arrogant mit seinem Gesprächspartner umgeht, aber auch nicht, dass man für jeden Schritt dieser Anbahnung in eine unterwürfige Dankbarkeitspose gehen muss. Ein freundliches Vorstellungsgespräch ist kein Almosen, sondern eine ganz normale unternehmerische Tätigkeit zur Personalgewinnung.