"Klar sollte es etwas sein, das eine Stärke ist" -> nein, sollte es nicht. Warum auch? Ich stelle diese Frage auch in Vorstellungsgesprächen. Und zwar will ich damit sehen, ob ein Bewerber eigentliche eine realistische Selbsteinschätzung hat oder eben nicht. Ihr würdet das auch fragen, wenn Ihr einmal mit jemandem gearbeitet habt, der sich alles zutraut, aber am Ende doch nicht alles erledigt bekommt. Gerade dieser fassadenartige Perfektionismus der Bewerber ist es doch, den man im Gespräch durchbrechen will. Was spricht gegen eine angemessene Ehrlichkeit mit sich selbst?
Also liefert Eurem Gegenüber eine realistische Selbsteinschätzung mit Stärken UND Schwächen. Dafür müsst Ihr einfach nur auf Euer bisheriges Leben zurückblicken und feststellen, wann Euch mal etwas nicht gelungen ist. Dann sucht Ihr den Grund dafür und legt euch zurecht, wie Ihr diese Schwäche mittelfristig aus dem Weg räumen könnt (oder es sogar schon getan habt).
Dieses Standard-Gelaber "ich esse gern Schokolade", "ich komme immer 20 Minuten früher zu Terminen aus Angst vor Verspätung" oder "ich bin so verdammt ungeduldig" könnt Ihr euch sparen. Wenn Ihr im Berufsleben WIRKLICH erfolgreich sein wollt, werdet Ihr euch sowieso mit Euren Stärken und Schwächen auseinander setzen müssen, und zwar fast jedes Jahr aufs Neue. Spätestens wenn Ihr mal Führungsverantwortung habt, wird Euch jede noch so kleine Schwäche fein säuberlich auf dem Tablett serviert, und zwar von Euren eigenen Mitarbeitern. Die sind nämlich nicht zimperlich mit Führungskräften, die sich als perfekt verkaufen, aber hinter der Fassade einen Haufen Fehler und Schwächen mit sich herum tragen.
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