Re: Investmentbanker
Da ich als "Insider", wie ihr es nennt, auch einen ganz guten Einblick in die Branche habe, möchte ich nun auch mal das eine oder andere Wort übers Investment Banking verlieren.
First of all:
Investment Banking ist nicht gleich Investment Banking. Wenn man von Investment Banking spricht, meint man die Investment Banking Division (IBD) einer Bank, die meist (von Bank zu Bank tatsächlich unterschiedlich) aus M&A, DCM, LevFin (hier habe ich meinen Analyst Stint verbracht), ECM besteht. Es gibt also eine Unterteilung in die genannten Product Groups. Außerdem gibt es oft auch Industry Groups (z.B. Tech Banking (TMT), Nat. Resources, Energy etc.), die wie der Name schon sagt, auf eine bestimmte Industrie spezialisiert sind.
Trading, Sales und Research dagegen haben nicht viel mit der IBD oder dem Investment Banking zu tun. Daher ist der Markets Bereich auch durch die "Chinese Wall" (die CW soll verhindern, dass Insiderinfos [z.B. von einer bevorstehenden Übernahme] in den Markets Bereich dringen) getrennt.
Nun zum eigentlichen Thema:
Die Industrie ist extrem von Vorurteilen geprägt. Seien es positive (tolle Arbeit, nur die besten Leute, etc.) aber auch negative (nur Egoisten, rauer Umgangston, nur Gold Digger ohne Persönlichkeit).
Um mal chronologisch die Behauptungen durchzugehen:
1) VWLer, Ingenieure, Mathem. kommen besser als BWLer an: Stimmt schlichtweg nicht. BWLer machen immernoch den größten Anteil aus, da kannst du sagen was du willst. Bei mir im LevFin waren geschätzt 50% aus dem BWL Bereich, die restlichen 50% waren VWLer, Ingenieure, WiMas und sogar Juristen.
2) Das mit der Privatuni lass ich mal unkommentiert, da ich von einer staatlichen komme und keinen Vergleich (wie du vermutlich auch) habe. Es ist allerdings ein Fakt, dass die Privaten und die anderen üblichen besseren Unis (Mannheim, HSG, etc.) natürlich eine Menge Leute im IB haben. Allerdings konnte ich auch von einer staatlichen Uni ohne großen Namen im IB landen, also hyped das mit der Uni bitte nicht zu sehr.
3) Ja, man kann tatsächlich um 17 Uhr abhauen, wird dies aber - wie gesagt wurde - nicht lange machen ;)
4) Mein Motiv ins IB zu gehen war nicht primär das Geld. Natürlich war es auch ein großer Faktor, das wird auch niemand verneinen können. Was jedoch auch lockt, ist, dass man enorm viel in kurzer Zeit lernt (Accounting, Valuation, Arbeiten unter Hochdruck, Attention to Detail), Einblicke in unterschiedliche Industrien (sofern man in einer Product und nicht Industry Group ist) bekommt und - das für mich wichtigste - man wirklich tolle Exit Optionen hat, wenn man seinen Analyst Stint in der IBD beendet hat. Daher bereue ich es auch nicht, den Umweg übers LevFin gegangen zu sein.
5) Eins darf man bei der ganzen Sache nicht vergessen. Ja, >80h Arbeit ist extrem, allerdings sitzt man nicht die volle Zeit in seinem Büro. Man hat auch viel Downtime zwischen durch, während der man einen Cafe trinken, seine Besorgungen machen oder einfach irgendwo anders abhängen kann. Man sollte nur immer sein BlackBerry dabei haben und im näheren Umkreis sein.
Zuletzt noch: Wenn man so lange Woche für Woche zusammenarbeitet, entsteht ein wirklich toller Spirit unter dem Junior Statt (Analysts + Associates) da man einfach einiges zusammen durch macht. Hierdurch habe ich wirklich tolle Freundschaften geschlossen, die ich nicht missen möchte.
So, das war jetzt enorm viel, allerdings denke ich, dass es mal Zeit würde, das eine oder andere Gerücht aus der Welt zu schaffen.
Just my 2 cents.
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