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Weltwirtschaftlicher Preis 2016 für Mario Monti, Friede Springer und Oliver E. Williamson

Das Institut für Weltwirtschaft Kiel hat die Preisträger des zwölften Weltwirtschaftlichen Preises 2016 bekannt gegeben. Der italienische Wirtschaftswissenschaftler und Ministerpräsident Mario Monti, die deutsche Verlegerin Friede Springer und der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Oliver E. Williamson werden als Vordenker einer weltoffenen, marktwirtschaftlichen und sozialen Gesellschaft mit dem Weltwirtschaftlichen Preises 2016 geehrt.

Weltwirtschaftlicher Preis 2014

Preisträger des Weltwirtschaftlichen Preises 2016 - Kategorie Wissenschaft:

Oliver E. Williamson
Oliver Eaton Williamson, geboren am 27. September 1932 in Superior/Wisconsin, USA, ist ein amerikanischer Wissenschaftler, der bis zu seinem Ruhestand Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Jura an der Universität Berkeley in Kalifornien lehrte. Williamson ist einer der bedeutendsten Forscher im Bereich der Institutionenökonomie, für seine Erkenntnisse zu Transaktionskosten erhielt er 2009  den Wirtschafts-Nobelpreis.

Portrait-Foto Oliver Eaton Williamson, Preisträger Weltwirtschaftlicher Preis 2016 in der Kategorie Wissenschaft.

Der Sohn zweier High-School-Lehrer machte 1955 zunächst einen Abschluss als Ingenieur und arbeitete für General Electric (GE). Drei Jahre später begann er das Ph.D.-Programm in Betriebswirtschaft an der Universität Stanford. Zu seiner Überraschung entdeckte er bei mathematischen und statistischen Anwendungen viele Gemeinsamkeiten zu seiner Tätigkeit als Ingenieur, empfand viele Modelle aber als unzulänglich. Insbesondere die bis dahin gemachten Annahmen zu Transaktionskosten erschienen ihm wenig einleuchtend. Transaktionskosten gemäß neoklassischer Theorie mit Null anzunehmen wäre das Gleiche, wie als Ingenieur ohne Reibung oder Luftwiderstand zu rechnen.

Williamson promovierte 1963 an der Graduate School of Industrial Administration in Pittsburgh und ging anschließend als Forscher und Dozent an die Universität Berkeley in Kalifornien. Vor allem in seiner Funktion als Berater der US-Kartellbehörde, wo die vertikale Integration bei Unternehmen (z.B. die Fusion eines Rohstoffproduzenten mit einem Rohstoffverarbeiter) pauschal als wettbewerbsfeindlich bewertet wurde, wurde ihm klar, dass in der ökonomischen Theorie passende Annahmen zu Organisations- und Vertragskosten von Unternehmensentscheidungen fehlten. Williamson ging an die Universität von Pennsylvania und begann intensiv zu Transaktionskosten und vertikaler Integration zu forschen. Zu seinen berühmtesten Veröffentlichungen zählen die Bücher Markets and Hierarchies (1975) und The Economic Institutions of Capitalism (1985), worin er die Eigenschaften der verschiedenen Institutionen (Markt, Vertrag, Unternehmen) sowie deren Transaktionskosten analysiert. Als Aufgabe des Staates sieht Williamson vor allem an, die Transaktionskosten zu minimieren. Wie bei Zahnrädern die Reibung und der Schlupf minimiert würden, müssten bei Tauschpartnern potenzielle Missverständnisse und Konflikte minimiert werden.

Williamson entwickelte die Forschungen des Wirtschaftsnobelpreisträgers von 1991, Ronald Coase, weiter. Dieser hatte erkannt, dass sich Unternehmen bilden, weil dort die Transaktionskosten geringer ausfallen als an freien Märkten. Williamson stellte nun fest, je komplexer sich die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen einzelnen Vertragsparteien gestalten und je größer die gegenseitige Abhängigkeit etwa durch Besonderheiten der gehandelten Dienstleistungen oder Waren ist, desto schwieriger fällt es, die Geschäfte über den Markt abzuwickeln. Williamson beantwortet damit auch die Frage, wann Fusionen und Übernahmen von Unternehmen sinnvoll sind, weil der Markt nicht effizient ist, und wann Outsourcing die bessere Entscheidung ist. Für diese Erkenntnisse erhielt er den Wirtschaftsnobelpreis.

Williamsons Arbeiten fanden viele praktische Anwendungen, von der Deregulierung der Energiemärkte bis zur Personalpolitik in Unternehmen. Williamson ist verheiratet und hat fünf Kinder.


Bildquelle: © Jim Block

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