Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 5
Das Projekt M.
»Herr Geiger, ich will die Sache ganz unvermittelt auf den Punkt bringen. Sie wissen, bei einem Projekt dieser Größenordnung können wir uns keine Ausfälle leisten. Zuviel hängt für unsere Firma von diesem Projekt ab. Ich will diese Brücke!« John Seymour, der Projektleiter, hatte Klartext gesprochen, und er war niemand, der das Gespräch mit seinen Untergebenen einfach so suchte. Es musste schon einen Anlass geben, der dringenden Klärungsbedarf verlangte. Sie nannten ihn »Die Klinge«, und das kam nicht von ungefähr. Seymour war ein Karrierehengst. Was er sich in den Kopf setzte, das bekam er. Er war ein Macher. Aber einer von der üblen Sorte. Zumindest hatte Philipp das so für sich entschieden. »Was ihre Person angeht, Herr Geiger, so war ich bisher überaus zufrieden mit ihrer Arbeit. Das sollten Sie wissen.« Das Wort »bisher« hatte er auf der ersten Silbe extrem forsch betont und auf der zweiten Silbe extrem lang gedehnt. Es war klar, was Seymour damit bezweckte. So unmissverständlich sprach sonst selten einer mit ihm. Wenn er je einen Kredit gehabt hatte, so hatte er ihn jetzt nicht mehr.
»Aber mein junger Freund, passen Sie auf sich auf!« Seymours Augen hatten sich zu engen Schlitzen zusammengezogen, wirkten so scharf wie Rasierklingen. »Ich wewewerde sie nicht entttäuschen, Sir.« Und da war es. Der Alptraum. Das Stottern, das seine Angst verriet. Das musste Seymour registriert haben, doch tatsächlich ließ er sich nichts anmerken. Zumindest nicht in dem Maße, als dass es Philipp besonders aufgefallen wäre. Doch auch das, und Philipp wusste darüber sehr wohl Bescheid, gehörte zu einem wie Seymour dazu. Das Pokerface. Sich niemals und zu keinem Zeitpunkt in die Karten schauen lassen. Das war eins der Gesetze der Macht. »Was tun Sie momentan, womit sind Sie gerade beschäftigt?« »Ich bbbin immer noch dabebei, die Trägerelemente B und C auf ihre Tragfffähigkeit hin zu beberechnen.« »Und das haben Sie im Griff?« »Ja, es läuft.« Philipp schluckte, ihm war heiß. Was hatte er zum jetzigen Zeitpunkt schon im Griff?