Du darfst auch nicht vergessen, dass wir hier von einem Bachelor reden. Das heißt ein wenig Steuern bzw. Rechungswesen - als ein Fach von vielen - im Grundstudium, oft gerade mal 1 Semester und dann ein Semester Schwerpunkt. Mit viel Wohlwollen also einmal 6 x 45 Minuten die Woche für ca. 3 Monate und dann noch einmal 12 x 45 Minuten die Woche für ebenfalls 3 Monate. Und in vielen Bachhelor-Studiengängen nicht einmal das.
Im Gegensatz zum Diplom bleibt auch alles radikal an der Oberfläche. Ich kenne noch die alten Prüfungen beim Diplom, wo nach 3 (!) Semestern im Grundstudium am Ende eine 5-stündige Prüfung abgelegt werden musste, in dem jeweils ein zusammenhängender Fall einer kompletten Einkommenssteuer (und Unternehmenessteuer) mit sehr vielen Fallen bearbeitet werden musste und die Leute zu 50% - 60% durchflogen. Beim 'Rechungswesen war es ähnlich. Es waren knallharte Aussiebfächer.
Ich bejubele das übrigens nicht und gebe übrigens zu, dass ich das damals schlecht fand, denn der Zeitdruck und die Aufgabenfülle war enorm, ganz besonders, wenn man bedenkt, dass ich gar nichts mit Steuern/ RW machen wollte, aber Steuern, wie RW, war eines der Fächer, bei denen ausgesiebt wurde. Etwas, was ich extrem unfair fand.
Heute schreibt man ein kleine Prüfung mit Einzelfällen, die nur Standard-Aufgaben nach Schema F hatten. Das ist mir wiederum zu wenig. Ich kenne die Prüfungen von meinem jüngsten Bruder (12 Jahre jünger).
Beim Rechnungswesen bucht man in der Prüfung ein wenig - ohne Kontenrahmen - beim Bachelor. Wirklich nur der absolute Standard. Das ist das gleiche Niveau wie in der kaufmännischen Realschule oder der Berufschule (ich habe über den 2. Bildungsweg studiert und habe eine Lehre; daher weiß ich das).
Wichtig: Ich meine hier natürlich die Berufsschule und die Realschule, als ich sie besucht habe. Aber kann sich das so verändert haben?
Wer in der Berufsschule aufgepasst hat bzw. im kaufmännischen Bereich der Realschule war, besteht die Prüfung, die überwiegen aus einfachstem Buchen wie in der Realschule, in der man das ja immerhin 4 Jahre macht, besteht. Das sagt viel aus. Neuer Stoff kommt da kaum hinzu. Vielleicht gerade mal 25 - 30%.
WiWi Gast schrieb am 01.08.2018:
WiWi Gast schrieb am 31.07.2018:
Meine Steuerberaterkammer führt durchaus viele Seminare (für Berufserfahrene!) durch mit Inhalten, die man so sicher nicht im Studium finden würde. Dass bei den angehenden Bibus das Niveau auch nicht so hoch ist, glaube ich dir. Aber vom Umfang her wird der Bibu insgesamt schon mehr Wissen vermitteln als einzelne Module in einem Studium. Angehende Bibus haben wenigstens noch ein paar Jahre echte Berufserfahrung und ein gemeinsames Berufsziel, auf das man den Lehrplan abstimmen kann.
Das Problem ist doch, dass Thema externes Rechnungswesen (also Buchhaltung) für einen wissenschaftlichen Studiengang sehr, sehr wenig hergibt. Controlling ist konzeptioneller und kann stärker reflektiert werden. Aber was willst du im externen Rewe wissenschaftlich untersuchen? Höchstens Bilanzbetrug / ethische Gesichtspunkte könnte man wissenschaftlich reflektieren. Dass Buchhaltung überhaupt in Wiwi-Studiengängen vorkommt, ist historisch ein Kompromiss gewesen. Man wollte den Absolventen wenigstens ein bisschen berufspraktisches Wissen mitgeben.
Und an der FH ist die Situation etwas besser, da die FHs mehr der Lehre verpflichtet sind, die Dozenten häufiger aus der Praxis kommen und man nicht immer einen Forschungsbezug haben muss. Aber auch hier arbeitet man mit Studenten, die in der Regel keine oder sehr wenig Berufserfahrung haben. Das Wissen kann hier einfach nicht tief sein. Zudem kann die FH auch nicht davon ausgehen, dass alle Studenten in einem Studiengang Bilanzbuchhalter werden wollen. Deshalb ist der Stoff allgemeiner gehalten.
Beide Hochschularten bereiten sehr schlecht auf die spätere Berufspraxis vor. Das scheint aber auch in anderen Bereichen so zu sein. Ich habe z. B. auch von Finance-Studiengängen gehört, die keinerlei Excel-Kenntnisse vermitteln. Ja, kann man sich auch selbst aneignen, zeigt aber, wie weltfremd viele Studiengänge sind - selbst in so praktischen Fächern wie BWL.
antworten