WiWi Gast schrieb am 03.01.2021:
Hat jemand Informationen dazu wie die [Überstunden-] Regelungen im FS bereich der vier gelebt werden?
Deloitte FSI, München und Frankfurt:
ALLE Stunden, in denen man arbeitet, werden auch aufgeschrieben.
Wenn Arbeit anfällt, sollte man auch zu Verfügung stehen, aber temporäre Extremfälle von 60h eigentlich auch nicht überschritten. Wenn weniger Arbeit anliegt, kann man maö weniger Arbeiten. Hierbei darf man ausdrücklich auch ins Minus gehen, wenn absehbar ist, dass man es später wieder reinarbeiten wird. Ich nehme z.B. meinen Weihnachtsurlaub immer über "Freizeitgewährung" und starte jedes Jahr mit irgendwas zwischen -120 und -40 Stunden in die Busy Season.
Zum Geschäftsjahresende im Mai wird das Jahres-Stundenkonto wieder auf Null gesetzt. War man negativ, ists egal (übertreiben sollte man es natürlich nicht), war man positiv verfallen 100 (Professional) bzw. 120 (Senior) Stunden ohne Gegenleistung. Die zusätzlichen Stunden sollten aber in der Regel die geleisteten belastbaren Stunden 1:1 erhöhen und somit springt ein etwas höherer Bonus raus - also ganz für die Katz war es dann auch nicht.
(Wer 100 Überstunden gemacht hat, die nicht belastbar waren, sollte mal dringend über seine Effizienz nachdenken.)
Nur was man über die 100/120 Stunden hinaus hat, kommt dann auf das offizielle ÜBERstundenkonto, was man in Rücksprache mit dem Vorgesetzten abbauen kann.
Die GF betont aber immer wieder, dass es bewusst so gewollt ist, dass die Stunden unterjährig und auch schon im Voraus ausgeglichen werden können. Kurz: Wer zum Geschäftsjahresende Überstunden hat, hat schlecht geplant. Die Regelung über 100/120 Stunden soll lediglich Extremfälle auffangen,
Aus der Praxis kann ich sagen, dass ich immer zwischen -20 und +30 Stunden meine Geschäftsjahre beendet habe. Die Regelung wird also auch tatsächlich so gelebt.
Ich kenne aber natürlich auch Kollegen, die ihr GJ mit +200 beenden - warum die das machen, weiß der Teufel; die Vorgesetzten (die ich ja selbst aus Projekten kenne) verlangen das nicht.
Was man hier einfach beachten sollte:
In den Big4 wird euch kaum mal jemand gewaltsam vom Arbeiten abhalten. Oft weiß der Chef ja auch garnicht wie lang ihr arbeitet. Wenn der Chef sagt "mach das bis nächsten Freitag fertig!", dann muss man eben auch mal antworten "ich brauch dafür noch mindestens noch 80 Stunden - Freitag wird unrealistisch. Soll ich was weglassen oder verschieben wir die Deadline?".
"Da müssen wir jetzt durch..." kommt dann zwar schon auch mal als Antwort, aber eben auch nur ca. 2 bis 3mal im Jahr und nicht jedesmal. Und selbst dann lässt sich meist noch Unterstützung und/oder ein Kompromiss vereinbaren.
Wer hingegen im vorauseilenden Gehorsam konstant Überstunden sammelt um es ja immer jedem Recht zu machen, wird so oder so in der WP-Branche nicht glücklich werden. Egal ob der Chef oder der Mandant: Irgendwer wünscht sich immer Unmögliches und wer da nicht Nein-sagen lernt, ist aufgeschmissen. WP-Assisstent soll auf den WP vorbereiten - ohne Eigenverantwortung (und dazu gehört auch das Wort "Nein") wird das nix.
Die Überstunden-Regelung bei Deloitte gibt meines Erachtens sowohl theoretisch als auch praktisch gelebt faire Jahresarbeitszeiten her, ohne dass man hierfür großartig kämpfen müsste. Den Jahresausgleich im Blick behalten muss man aber schon selbst. Das sollte aber eigentlich machbar sein. ;)
Schöne Grüße,
Manager FSI Deloitte
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