Ich bin der Meinung, dass man in der Praxis die vorher gelernte Theorie gut anwenden und vertiefen kann. Aber um sich ein Basiswissen anzueignen, sollte man lieber einen Kurs besuchen oder sich zu Hause mit einem Buch hinsetzen und das in Ruhe durcharbeiten. Ich würde z. B. behaupten, dass man in 3 Stunden zu Hause mit einem Excel-Buch mehr lernt als in 3 Jahren Berufsausbildung, wo es immer nur schnell schnell schnell gehen muss.
Wenn du also von Steuern noch sehr wenig Ahnung hast, dann wird es es nicht ausreichen, dass du in einer Steuerabteilung arbeitest. Die gesetzlichen Regelungen muss man sich erst mal in Ruhe aneignen. Bei der Arbeit hast du dazu weder Zeit noch Ruhe. Und "Jugend forscht" will auch keiner bezahlen.
Ich würde allerdings behaupten, dass die Anforderungen gerade bei den Big4 in Tax gar nicht so riesig sind. Bei den Big4 hast du eben den "Vorteil" bzw. den "Nachteil" (wie man es sehen will), dass du in einer Fachabteilung arbeitest, die nur immer eine bestimmte Art von Problemstellungen bearbeitet. Du hast also die Chance, dich relativ schnell einzuarbeiten, weil du immer wieder mit denselben Problemstellungen konfrontiert wirst. Ein allzu großes steuerliches Überblickswissen ist da gar nicht notwendig. Und alles, was halbwegs anspruchsvoll ist, wird sowieso von deinem Vorgesetzten (Manager) entschieden. Du musst bei den Großen keine Mandanten eigenständig betreuen. Für Anfänger sind gerade die großen Gesellschaften daher sehr gut geeignet.
Ich würde dir also Mut machen, direkt vom Bachelor in die Praxis zu gehen! Bewirb dich bei den großen Gesellschaften. Die wissen dann schon, ob für die Tätigkeit ein Bachelor ausreicht oder nicht. Die Gefahr, dass du auf eine Stelle kommst, für die du zu wenig qualifiziert bist, ist sehr gering.
Dir sollte aber klar sein, dass du während der Arbeit in deiner Freizeit dein steuerliches Wissen sowieso verbessern musst (egal ob Bachelor oder Master). Und warte damit lieber nicht bis ein Jahr vor dem Examen. Dann ist es in der Regel zu spät.
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