ExBerater schrieb am 26.06.2023:
Zwei Anmerkungen.
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Es fasziniert mich wenn ich sowas lese. Zeigt doch wie wenig strukturiert und organisiert ein solcher Großkonzern sein kann - oder sogar der Generalbevollmächtigte persönlich. Denn wenn man den Laden und seinen Bereich im Griff hätte, würde man nicht 1+6 Leute brauchen die regelmäßig so lange arbeiten müssen. Dazu stehe ich, mit meinen rund 20 Jahren Berufserfahrung in diversen Unternehmen.
- Ganz richtig was Absolventen angeht. Ich finde es im höchsten Maße verwerflich, wenn es noch Unternehmen gibt, in denen der Vorstand sich beliebig einen "Auserwählten" aussucht, und nur weil der für ihn einen guten Job macht, geht er an allen normalen Karrierepfaden und internen ACs vorbei. Früher gab es das oft (und daher stammen viele der alten VVs die teils dann ARs geworden sind und die deutsche Industrie "leider" geprägt haben), aber heute sollte das hoffensichtlich nicht mehr so sein
Zu 1: Das Problem ist nicht "der Laden", sondern die "Berichtspflichten". Mein Generalbevollmächtigter berichtet an Konzernvorstände, an Aufsichtsräte und an Betriebsräte in unterschiedlichem Maße und muss alles politisch aufgebauscht und entspannend über die Bühne kriegen. Gleichzeitig informiert er ständig 30.000 eigene Mitarbeiter. Dazu braucht er ein Backoffice zur Kommunikation: Einerseits erstellst du quasi im Tagesrhythmus Vorstandsunterlagen und parallel ebenso täglich Videos, Beiträge, eine Mitarbeiterzeitung, Veranstaltungen etc. für deine Mitarbeiter.
Wer, wenn nicht dir Direktberichtende sollten das denn deiner Meinung nach erledigen?
Nach einer gewissen Zeit vertraute er mir und hat im Morgenbriefing einen Abriss über die vorbereiteten Mitarbeiterinformationen und die abgestimmten Vorstandsunterlagen erhalten. Effizienter würde es nur gehen, wenn die für die Unterlagen Verantwortlichen diese Unterlagen auch selbst erstellen, aber wenn du einen guten operativen Beriech-/Abteilungsleiter hast, heißt das noch lange nicht, dass er die Hochglanzfolie für einen Vorstand erstellen kann und auch dafür hast du dann eben ein Backoffice. Wie gesagt, wir sind ein Großkonzern und unser Bereich ist immer noch größer als andere Konzerne...
Zu 2: Dass du heute bei irgendeinem Konzern um ACs herum kommst, glaube ich nicht und habe ich auch nicht geschrieben: Bei uns gibt es Durchsprachen auf Führungskräfteebene und dort werden Beförderungen in die Wege geleitet. Wenn sich darin aber das Gremium z.B. massiv gegen mich ausgesprochen hätte, wäre mein Chef mit dem Wunsch einer Beförderung meiner Person auch nicht durchgekommen. Aber wenn du einen Mentor hast, wird der dich natürlich anders pushen als "irgendeinen" guten Nachwuchs. Das steht aber aus meiner Sicht in einem fairen Verhältnis zu meiner Mehrleistung im Vergleich zu Kollegen in der Linie und ist auch im Konzern relativ transparent. Ein guter Teil unserer Vorstände war selbst im Laufe seiner Karriere einmal Assistent.
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