Würde mich über Erfahrungsberichte von Leuten aus der Steuerberatung freuen. Wie sieht ein typischer Tag aus? Welche Fähigkeiten sollte man als Student habem? Sind juristische oder wirtschaftliche Kenntnisse wichtiger bzw. hält es sich die Wage?
antwortenLeider sehr schwer zu beantworten; jeder Tag und jede Stelle sind anders. Dies betrifft auch die Anforderungen an den jeweiligen Absolventen. Eine "typische" Schilderung ist hier schwer möglich. Ich kann hier exemplarisch mal einen Arbeitstag schildern, wie ich ihn als Berufsanfänger teilweise erlebt habe (falls ich mich noch recht erinnere):
08:00 Kaffee holen, Mails beantworten
09:00 Steuererklärung eines Mandanten bearbeiten
11:30 Teammeeting
12:30 Mittagspause
13:00 Spezielle steuerliche Fragestellung bearbeiten
15:00 Aktenvermerk hierzu verfassen
15:30 Rückfrage eines Mandanten bearbeiten
16:30 Steuererklärung weiter bearbeiten
18:00 Feierabend
Die Studierten befassen sich fast nur mit Jahresabschlüssen und zugehörigen Steuererklärungen, komplexen privaten Steuererklärungen (z. B. umfangreich V + V mit unübersichtlicher Finanzierung, beispielsweise in Fremdwährungen) sowie ggf. noch mit Beratung (Erstellung Businessplan, Vorteilhaftigkeit Kauf / Leasing, steuerliche Auswirkung Gehaltserhöhung / Gewinnausschüttung. u.ä.), Einspruchsbearbeitung und Entwürfen von Finanzgerichtsklagen und vergleichbarem.
Je nachdem, wie gut der Betrieb organisiert und profitabel ist, dies jeweils 8 Stunden werktäglich, ansonsten je nach Arbeitsanfall und Dringlichkeit beispielsweise wegen Banktermin, strafbewehrter Offenlegungsfrist oder Verspätungszuschlägen bei versäumtem Abgabetermin auch mit - teilweise erheblichen - Überstunden.
antwortenIch vergaß: hin und wieder begleitet man eine Betriebsprüfung, darf zu einem Betriebsprüfungsbericht Stellung nehmen oder fertigt eine Erbschaftsteuererklärung an.
Dies alles kommt aber eher seltener vor.
antwortenZu den Kenntnissen und Fähigkeiten: sehen Sie sich an, was im Vorjahr gemacht wurde und das tun Sie ebenfalls.
Hierbei handelte es sich um die Einführung in ein Prüfungsmandat, bei dem ich der Einfachheit halber Jahresabschlußerstellung und Prüfungshandlungen aus Kostengründen parallel bearbeiten durfte.
antwortenAllgemein empfiehlt sich bei Steuerberatungsgesellschaften ein Blick ins Unternehmensregister.de, da in Betrieben mit dreistelligen Guthaben auf dem Geschäftskonto am Jahresende und Krediten an die Geschäftsführung die Personaldecke in der Regel so dünn ist, so daß Überstunden regelmäßig vorkommen bzw. ein stiller Zwang zur Mehrarbeit herrscht.
Anders als in der Industrie, wo teilweise stundenlanger Leerlauf im Rahmen eines Arbeitstages üblich sein kann.
Leider habe ich meine Karriere noch in der internetlosen Zeit vor der allgemein Offenlegungspflicht begonnen ... ;-(
antwortenZudem: Branchenunüblich hohe "Vorräte" oder "angefangene Arbeiten" können auch ein Hinweis auf bilanzielle Verlustkaschierung sein.
antwortenManchmal darf man auch Darlehensverträge anfertigen, wenn der Chef als Liquidator einer Gesellschaft aus dem Liquidationserlös einer von ihm geleiteten Immobilien - GbR an der er selbst beteiligt ist Darlehen immerhin zu unüblich hohen Zinssätzen gewährt ;-)
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