WiWi Gast schrieb am 21.09.2022:
Es kommt auch noch dazu das Brennstäbe nicht unbegrenzt vorhanden sind. Sollte die ganze Welt versuchen ihren Bedarf mit Atomenergie zu decken, hätten wir genug für 10 Jahre. Scheint mir alles nicht so sinnvoll aber da lass ich mich gerne eines besseren belehren. Ich bin WiWi und kein Physiker, kann sein das ich hier fundamentale Fehler gemacht habe.
Es geht aber nicht darum, dass die ganze Welt ihren ganzen Energiebedarf mit Atomenergie deckt, sondern es geht um die Nutzung von Atomenergie als Teil des Energie-Mix.
Die simple Tatsache ist, dass wir zur Zeit als Land weder unsere Klimaziele noch unsere Energiegrundsicherung im Griff haben. Meiner Ansicht nach könnte Atomenergie bei beidem helfen, indem sie uns eine Unterstützung beim Übergang liefert.
Gegen die Atomenergie spricht meiner Ansicht nur das Risiko der Kernenergie, einschließlich der Endlagerung. Dafür spricht, dass wir durch das Verfehlen der Klimaziele nach unserem jetzigen Wissen zu einer garantierten Umweltkatastrophe beitragen. Dazu kommt, dass wir uns unabhängig von unserer Entscheidung nicht von vollständig von den Risiken der Kernenergie abkoppeln können, da Nachbarländer diese weiter betreiben.
Das ist am Ende eine politische Entscheidung und da hat die Mehrheit der Bevölkerung vor einigen Jahren befürwortet, dass wir aus der Atomenergie aussteigen. Mit den Folgen müssen wir jetzt leben. Vielleicht haben wir auf Dauer Vorteile, aber zumindest kurzfristig haben wir eine Wohlstandsverlust durch höhere Energiepreise und das betrifft natürlich immer den ärmeren Teil der Bevölkerung besonders. Das war aber auch zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits klar.
Okay also geht es darum Kernenergie in einem Mix mit erneuerbaren Energien einzusetzen, quasi um die fehlende Zuverlässigkeit von den erneuerbaren Energien auszugleichen? Würde ich zumindest die vielen Ausfälle in Frankreich dieses Jahr gegen halten wollen.
Mit der Klimakrise kann ich dir soweit zustimmen, das wir aktuell unsere Klimaziele verfehlen und auf eine Umweltkatastrophe zusteuern. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Kernenergie hier tatsächlich die Lösung ist. Neben den von dir erwähnten Risiken, die für sich allein schon eine Abwägung wert wären, frage ich mich ob kernenergie tatsächlich dafür ausreichen würde. Wenn ich CO2 neutral sein möchte, reicht es ja nicht nur die Stromerzeugung CO2 neutral auszugestalten, sondern ich muss parallel alle anderen Prozesse ebenfalls so umstellen, daß sie im Zweifel mit Strom laufen, da fallen mir neben Industrie Prozessen (die ich ehrlich gesagt eh nicht verstehe), sofort das Auto und die Heizung ein, ich bin aber sicher da gibt es noch viel mehr. Das bedeutet, der Stromverbrauch wird ebenfalls nochmal deutlich steigen. Das bedeutet, die Atomenergie wird wahrscheinlich als alleinige Lösung nicht funktionieren (ich verweise hier nochmal darauf, daß auch hier die Ressourcen endlich sind und übrigens ist Russland hier auch ein wichtiger Exporteur)
Der Schlüssel liegt wahrscheinlich eher darin, den Verbrauch stark zu reduzieren. Ich gebe dir aber recht, das man hier tatsächlich abwägen kann.
Ob wir dadurch kurzfristig wirklich mehr Wohlstand gehabt hätten weiß ich auch nicht. Neue Atomkraftwerke bauen, wäre nicht billig gewesen. Atomenergie ist sehr stark subventioniert worden. Das war ein politische Entscheidung und keine marktwirtschaftliche Entscheidung. Erneuerbare Energien sind beispielsweise deutlich günstiger, laut der Tagesschau etwa 100€ je Megawatt Stunde. Es wäre aber mit Sicherheit sinnvoller gewesen die alten Atomkraftwerke nicht vorzeitig still zu setzen und den Betreibern noch hohe Abfindungen zu zahlen.
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