erst mal: sehr löblich, dass das hier im Forum sachlich diskutiert wird und nicht gleich irgendwelche Trollbeiträge kommen.
Hier meine Erfahrungen.
Bin 32, 39h Woche, 30 Urlaubstage, 70k Brutto bei 100%, in meinem Fall also rund 3300 netto.
Hab Ende letzten Jahres mit meinem Teamleiter gesprochen und den Vorschlag gemacht 2016 auf 90% zu gehen (etwas über 3000 netto jetzt). Bei uns ist das Modell möglich, dass man 100% arbeitet, also 39h Woche, und die Differenz in zusätzlichen Urlaubstagen bekommt.
Also 30*90%=27 Tage wegen Teilzeit plus 26 Tage (bei 80%=vier-Tage-Woche, also 52 Tage frei im Jahr, bei 90% 52/2=26) macht also 53 Urlaubstage p.a.
Mein Vorschlag war, dass ich mir in der Regel freitags Urlaub nehme. Er erinnerte mich dann daran (wusste das nicht), dass das Gesetz vorsieht, dass man zwei Wochen (idR 10 Werktage) am Stück Urlaub nehmen muss (!) und normal Urlaub machen will ich ja auch trotzdem. Bleiben also 43 Urlaubstage nebst einem zwei-Wochen-Urlaub.
Da ich ohnehin keinen Urlaub nehmen kann, wenn mein Kollege Urlaub nimmt (Vertreterregelung) bzw. idealerweise auch nicht, wenn er krank wird (und das passiert mit kleinem Kind häufiger als man denkt) und wenn man dann dran denkt, dass manche Wochen eh "kurz" sind (Karfreitag offensichtlich, aber auch andere Feiertage. Wenn Montag Feiertag ist, muss ich nicht Freitag wieder frei nehmen) sowie dass ich überhaupt kein Problem damit habe eben auch mal freitags zu kommen, wenn gerade ein Projekt kurz vor dem Abschluss steht oder so, dann kommt man (ich) mit gut 40 Urlaubstagen faktisch das Jahr über auf eine vier-Tage-Woche obwohl mal nicht auf 80% reduziert hat, sondern nur auf 90% und netto ist es wie hier ja auch schon angemerkt wurde noch mal etwas weniger auf das man verzichtet.
Zu dem ist man flexibel eben doch einen längeren oder einen zweiten Urlaub zu machen und halt einen Monat freitags zu kommen oder so.
Dazu kommt noch, dass es sowieso eine Gleitzeitregelung gibt. Der eine oder andere Tag mehr (als Gleitzeittag) kommt also ohnehin noch dazu. Nicht genommener Urlaub kann bei uns ins kommende Jahr mitgenommen werden und erst noch ein Jahr später würde er verfallen. Bei der Blockteilzeitregelung wird dann nicht genommener Urlaub aber ins Gleitzeitkonto gebucht, so dass man noch ein Jahr mehr Zeit hat.
Mein Teamleiter hatte kein Problem damit. Ist eine flexible Lösung (weil eben nicht stur vier Tage Woche und jeden Freitag nicht da, sondern ich sag in der Teambesprechung monatgs an, dass ich Freitag Urlaub nehme - wovon er aber auch ausgeht - und meine Vertretung da ist bzw. das mit ihr geklärt ist) und man hat gegenseitig genug Vertrauen, dass das eben mit Augenmaß genutzt wird. Also nicht nach dem Motto "ha! Es liegt gerade unangenehme Arbeit an, die vielleicht auch noch genau mein Sachgebiet und zeitkritisch ist, da nehm ich besser mal frei oder bin krank"...
Ich denke es kommt sehr auf die Teamstimmung und die Arbeitsatmosphäre an, wie das aufgenommen wird. Bei uns herrscht generell eine sehr gesunde work-life-balance. Wenn es dann doch mal mehr gibt, dann ist aber weder unter den Kollegen noch zwischen Chef und Kollegen ein Misstrauen a la "der will jetzt nicht arbeiten und drückt sich" vorhanden.
Das Jahr ist noch jung, aber bislang bin ich sehr glücklich mit dem Modell und es hat mich durchaus auch motiviert für die Arbeit. Es ist eben ein Stück weit ein Vertrauensbeweis und Zeichen einer guten Stimmung, dass sowas geht. Zudem habe ich nach den mehrjährigen Erfahrungen mit Gleitzeittagen und Co nicht die Befürchtung, dass ich faktisch doch jeden Freitag da wäre. Wenns bei uns um Urlaub oder Gleitzeittage geht war vom Chef immer die Ansage: Frag nicht mich, frag deinen Vertreter. Wenn der da ist, ist es mir recht.
Zum Thema Karriere - ist mir egal. Personalverantwortung strebe ich nicht an, mir macht mein Job Spaß (nicht dass ich jetzt vor Freude aus dem Bett springen würde, dass ich zur Arbeit darf, aber ich glaube wenn man nach sechs Jahren im Job noch sagen kann, dass man gerne hingeht, nette Kollegen hat und alles ganz entspannt ist, hinreichend abwechslunsgreich und man in angenehmem Maße Neues lernt, dann ist das schon ganz schön was wert) und das Gehalt ist in Ordnung für quasi null Stress.
Insgesamt sehe ich aber nicht (gibt bei uns viele die in den absurdesten Weisen Teilzeit, Home Office, Elternzeit, Nebentätigkeiten und sonst was kombinieren), dass es bei uns für die Karriere wirklich hinderlich wäre. Also selbst wenn jemand sich dann für Höheres bewirbt. Vor allem in unserer IT sind mega-flexible Modelle in allen Hierarchiestufen gängig und deswegen auch akzeptiert. In anderen Bereichen weniger, aber dennoch. Es kommt eben vor allem drauf an ob man trotzdem noch gute Arbeit abliefert. Home-Office würde ich mir zum Beispiel gar nicht zutrauen.
Man kann aber sicher auch nicht sagen, dass es für eine steile Karriere förderlich wäre. Ich will mal so sagen: In der ganzen Liste weicher Faktoren die für Leute, die aufsteigen wollen wichtig sind (habe ich sichtbare Projekte, kann ich mit den nächsten Hierarchiestufen gut und und und), liegt die Frage ob man gerade Teilzeit macht hinsichtlich der Bedeutung im unteren Mittelfeld.
So. Länger geworden als ich dachte. Sorry.
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