WiWi Gast schrieb am 28.08.2020:
He, ich habe jetzt einen ziemlich fordernden Chef. Und in meinen früheren Jobs wurde ich immer wieder kritisiert wegen mangelndem Selbstbewusstsein. Und ich frage mich jetzt im neuen Job, wie ich mich meinem Chef gegenüber verhalten soll, wenn ich die (nicht realistischen) Vorgaben für bestimmte Aufgaben nicht schaffe: unterwürfig sich entschuldigen? Ich habe Angst, dann wieder als zu wenig selbstbewusst zu gelten. Aber andererseits habe ich die Aufgabe ja nicht perfekt erfüllt...
Ich kenne auch bei mir Kollegen, die mit sehr schüchternen Neueinsteigern nicht klar kommen. Das Problem ist, dass der Umgang mit einem schüchternen Menschen mehr Bemühung des Chefs erfordert. Er muss Dinge selbst nachfragen, zwischen den Zeilen lesen, empathisch sein - das macht Arbeit. Meist wollen schüchterne Menschen nicht anecken, weil sie niemandem unangenehm sein wollen, aber diese zusätzlichen Erfordernisse sind dann eben leider gerade unangenehm.
Warum? Weil Vorgesetzte meist viel gleichzeitig im Kopf haben und "ich versuche zu verstehen, was der nette aber viel zu schüchterne Kollege sich nicht zu sagen traut" addiert noch ein weiteres Problem hinzu. Die meisten Vorgesetzten haben es lieber, wenn man ihnen Probleme abnimmt, statt neue zu kreieren.
Deshalb:
Frühzeitig klar und konstruktiv kommunizieren, was du bis wann umsetzen kannst - und was nicht.
Wenn dein Chef realistische Ansagen ("Ich denke nicht, dass ich das in der Zeit schaffe") von dir nicht akzeptiert, dann ergänzen um "Ich werde mein Bestes geben - ich wollte Sie nur frühzeitig informieren, damit Sie besser damit planen können. Ich würde Thema X erst einmal priorisieren, damit wir das garantiert fertig bekommen. Passt das für Sie/dich?" ergänzen.
Zeig, dass DU weißt, was du kannst und das deine Einschätzung und Worte Gewicht und Verlässlichkeit haben. Wie laut und selbstbewusst du die hingegen vorträgst, ist hingegen zweitrangig. Versuch einfach nicht zu rätselhaft und kompliziert für den anderen zu sein, sondern kommuniziere offen. Empathisches Gedankenlesen ist anstrengend.
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