Ich habe bis Ende 2019 bei einem Mittelgroßen (ca. 5.000 Mitarbeiter) Tier1-Automobilzulieferer gearbeitet, der bei praktisch allen großen OEMs aber auch anderen Tier1 als Lieferant drin war. Die Technologie und das Know-How sind sehr speziell, vergleichsweise hohe Margen (>10% Ebit, für Automotive hervorragend) sind möglich, es werden aber auch hohen Stückzahlen benötigt aufgrund hohen Werkzeug- und Set-up-Kosten. 15% vom Umsatz wurden zudem mit Industriekunden wie Siemens, Stäubli, Kuka etc gemacht.
Dann kam die Dieselkrise, die OEM Kundenbedarfe brachen ein. Der Vorstand hat eine Strategieabteilung von MBB ins Boot geholt. Resultat: Alle Industriekunden raus, volle Konzentration auf Automotive. Also die genialen Strategen, die Highperformer von MBB, haben die Strategie entwickelt sich voll auf die ohnehin schwächelnde und ungewisse Automotive Industrie zu konzentrieren. Industriekunden, teils mit Margen bei Ebit >20%, wurden gekickt „mangels Volumen“.
Dann kam zum Diesel noch Greta und Corona und die Werke laufen jetzt in einer Schicht und Kurzarbeit, statt wie zuvor in 3-Schicht + Zusatzschichten am Wochenende.
Zukunft (leider) ungewiss. Nach Kunden wie Siemens würde sich die Firma heute die Finger lecken.
Zum Glück hab ich rechtzeitig den Absprung geschafft und hab jetzt ne schöne Führungsposition bei Siemens.
In meinen 10 Jahren Berufsleben habe ich mit einigen Beratungen zu tun gehabt, Tier 2, Tier 1 – alle durch. Ich habe da bisher ausschließlich heiße Luft Verkäufer getroffen. Standard Lösungen und ppt Tools werden für teuer Geld verkauft, ohne dass die Problematik richtig betrachtet oder gar verstanden wurde.
Naja, Beratungen suchen ja „Beraterpersönlichkeiten“ – Viel schwätzen, wenig Substanz dahinter.
Einzige positive Ausnahmeerfahrung war mit Porsche Consulting, aber die laufen bei wiwi treff ja nicht mal als Tier 2.
ExBerater schrieb am 14.01.2020:
Meine Herren. Wenn man das Chaos in der eigenen Strategie mancher Beratungen über Jahre mitverfolgt, fragt man sich, wer überhaupt noch zu Beratungen gehen sollte um sich ausgerechnet von DENEN, bei der Strategiedefinition helfen zu lassen. Es ist geradezu grotesk.
Ich habe mich (als nicht IT- und Accenture Experte) schon immer gefragt, was denn der Unterschied zwischen Accenture Strategy und Accenture Management Consulting ist, da ja nun mal diese beiden Begriffe in Geschäftsleben weitestgehend als Synonyme verwendet werden.
jetzt wird es also zusammengelegt, und das direkt unter einem neuen absurden Wortungetüm von einem Namen - damit auch jeder der Agierenden sein Steckenpferd im Namen behalten kann.
Ähnliches Chaos sieht man überall in den Beratungen: Rebranding Booz/Strategy&,, fragwürdige Firmenübernahmen wo nach einiger Zeit alle Resourcen von Bord gehen,...
antworten