Introvertiertheit/Extrovertiertheit hat wenig damit zu tun, ob man Witze macht, aus sich herauskommt oder ein "normaler" Mensch ist. Da die Menschen in dieser Frage ca. 50/50 verteilt sind, stellt sich die Frage nach Normalität sowieso nicht. Die Unterscheidung "introvertiert/extrovertiert" sagt ja nicht, ob Du mit Menschen klarkommst, sondern ob im Zentrum Deiner Aufmerksamkeit v.a. Du selbst oder andere Menschen stehen.
Offensichtlich finden es Deine bisherigen Chefs wichtig, dass im Kundenkontakt der Kunde sich im Mittelpunkt fühlt und das auch dem Berater anmerkt. Diese Anforderung ist verständlich, denn im Beratungsgeschäft zahlt der Kunde viel Geld für die Zuverfügungstellung von Experten. Wenn diese Experten dann so wirken, als würden sie nicht auf den Kunden eingehen, ist das schlecht zu vermarkten.
Wenn man wirklich introvertiert ist, ist das eine Persönlichkeitseigenschaft, an der man nicht viel ändern kann. Man ist, wie man ist. Introvertiertheit ist kein Mangel, sondern kann auch eine Stärke sein. Ich kenne einige Berater, die introvertiert sind, aber sehr erfolgreich. Weil sie kommunikative Fähigkeiten haben, mit denen sie trotzdem überzeugen.
Du reagierst auf das Feedback von außen durch Beschreibung Deines Selbstbilds, welches aber offensichtlich nicht der ausschlaggebende Faktor ist. Entscheidend ist das Fremdbild.
Überlege mal selbst, anhand welcher Faktoren Du die kommunikativen Fähigkeiten anderer Menschen einschätzen würdest. Mir würden da einfallen:
- Wie "aktiv" hört jemand zu? Spüre ich eine Reaktion auf das, was ich sage?
- Blickkontakt? Mimik? Gestik?
- Stimmlage, Lautstärke?
- Inhalt meiner Statements: Was steht im Mittelpunkt? Etwas, das ich selbst gerade denke? Oder etwas, das der andere gesagt hat?
- Wie führe ich Gespräche? Richte ich mich anhand des Gegenübers aus oder ziehe ich selbst meine Linie durch?
- Habe ich eigentlich wirklich alle Menschen im Blick, die an einem Gespräch teilnehmen? Oder geht es mir eigentlich immer nur um die Inhalte? Bekomme ich die menschlichen Reaktionen mit, die zwischen den Zeilen in einem Gespräch stattfinden?
Also: Es hat mit Entertainment höchstwahrscheinlich nichts zu tun, sondern eventuell mit Deiner Wirkung auf andere Menschen. Dein Vorgesetzter hat eigentlich die Aufgabe, mit Dir an Deinen Stärken/Schwächen zu arbeiten. Deshalb sollte er auch in dieser Frage ein detailliertes Feedback geben und konkrete Wege vorschlagen, wie Du an dir arbeiten kannst.
Mache dich aber zunächst mal von den Gedanken frei, dass
a) Deine bisherigen Chefs tatsächlich Introvertiertheit meinen, wenn sie Deine Wirkung auf andere beschreiben
und
b) Du an dieser Eigenschaft etwas ändern musst.
antworten