Jonas123 schrieb am 06.10.2022:
Ich möchte mich beruflich neu orientieren, mich dabei auch finanziell verbessern und strebe ein berufsbegleitendes Fernstudium im Bereich Informatik an. Man hört ja ständig von horrenden Gehältern über 100k, die in der IT-Branche auch ohne Studium gezahlt werden, bzw. von Selbstständigen, die von remote von überall in der Welt aus arbeiten und mit Mitte 40 in Rente gehen. Informiere ich mich im Internet über Gehälter, weisen die entsprechenden Seiten allerdings nur Gehälter zwischen 50k und 80k aus.
Was ist denn nun ein realistisches Gehalt nach Fernstudium und Branchenwechsel (derzeit Gymnasiallehrer) mit ca. Ende 40? Werden ältere Informatiker als Berufseinsteiger überhaupt eingestellt, wenn es mit der Selbstständigkeit nicht klappen sollte?
sorry aber das klingt für mich typisch nach lehrer - null plan wie es in der wirtschaft läuft. habe ich das richtig verstanden? du möchtest deinen 4k netto (entspricht rund 80k brutto für normale leute) lehrer-job bei rund 25 unterrichtsstunden im monat aufgeben und an der fernuni informatik studieren um dich dann selbstständig zu machen und dich 'finanziell zu verbessern'. hast du wenigstens vorerfahrung? also bist du informatik lehrer? oder irgendwie sowas wie mathe / physik?
aus meiner wahrnehmung.
Der markt ist aktuell gut insbesondere für leute mit ausbildung. wenn du also fachinformatiker bist und erfahrung mitbringst, kannst du für einen 'nicht akademikerjob' sehr gut verdienen. vermutlich mit erfahrung die von dir oben genanngen 50-80k. in einzelfällen sicher auch mehr. das alles in anstellung.
für akademiker ist der markt auch ok, solange du dich in bereichen, wie projectmanagement oder consulting aufhältst. dort wo es eher um business und planung geht wird auch ordentlich verdient. in den konzernen kommt man da auf bis zu 120k mit viel erfahrung und sehr gutem abschluss.
der markt ist auch gut, wenn du ein senior software engineer oder developer mit massig arbeitserfahrung in renommierten softwarekonzernen bist. dann kannst du dir den arbeitgeber meist aussuchen. Aber in anstellung wirst du es immer schwer haben über die 100k grenze zu kommen - einfach weil fachliche tätigkeiten in der entwicklung in deutschland nicht besonders gut vergütet werden und IT als kostenstelle gesehen wird. ausserdem gibt es die tarifstrukturen, die es schwierig machen, einzelpersonen mit herausragender fachqualifikation ein abteilungsleitergehalt zu zahlen - auch wenn sie es sicher verdient hätten.
darüber brauchst du dir aber keine sorgen machen, denn für leute ohne viel erfahrung ist der markt sehr umkämpft. und um an die wenigen guten stellen zu kommen, die gut bezahlt und interessant sind (beispielsweise in der bosch-entwicklung) muss man meist topnoten, ausland und einen astreinen lebenslauf mitbringen. ohne das wird es schwer. Wenn Bosch eine stelle als datascientist ausschreibt in süddeutshcland bekommen die 100 bewerbungen von promovierten mathematikern/ physikern und informatikern mit aufgebohrten lebensläufen, die hungrig sind und sich beweisen wollen. mit denen darfst du dich dann messen.
wie es für freelancer ist kann ich nicht genau beurteilen, aber auch hier ist es schwer sich zu beweisen. du fängst nicht einfach mit deinem masterzeugnis an über agenturen kunden zu suchen. du brauchst schon spezifisches know how in einem gefragten bereich, das man meist nicht eifnach in der uni lernt.
ich würde fast wetten, dass du mindestens 5-10 jahre arbeit nach deinem infostudium brauchst bis du wieder dein aktuelles lehrergehalt hast, wenn du das überhaupt je mals wieder erreichst.
wenn es dir rein ums finanzelle geht, studier lieber jura und mach einen prädikatsabschluss - da hast du die dicke kohle sicher. informatik ist dafür mit sicherheit der falsche studiengang.
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