Hallo.
Ich (w,28) arbeite derzeit in einem Job, bei dem ich keinerlei Aufstiegschancen habe und der mich persönlich auch nicht weiterbringt.
Daher würde ich gerne in eine ganz andere Richtung gehen und berufsbegleitend Steuerrecht (B.A.) studieren. Mich interessiert das Fach und auch wenn es schwierig wird, bin ich davon überzeugt, dass ich es packe. Das Bachelor-Studium dauert 7 Semester, ich wäre dann schon fast 32. Da mein jetziger Job und mein erstes Studium mit Steuerrecht nichts zu tun hat, frage ich mich, ob ich mich jemand in dem Alter ohne Berufserfahrung überhaupt einstellt. Zeit für Praktika bliebe aufgrund meiner Vollzeitbeschäftigung auch keine. Gibt es Erfahrungen dazu?

Das ist schwierig. Beim Bachelorabschluss bist du schon etwas älter. Wenn du berufsbegleitend studierst, wird es wohl länger als 7 Semester dauern. Das allein ist an sich noch kein K.O.-Kriterium, du wirst dann aber mangels Praktika überhaupt keine Praxiserfahrung haben. Und da du ja sagst, dass du was komplett anderes machen willst, gehe ich mal davon aus, dass deine bisherige Arbeit auch nicht im BWL-Bereich angesiedelt.
Was für ein Studium hast du denn absolviert und in welchem Bereich arbeitest du denn? Vielleicht kannst du dich in diesem Bereich fortbilden? Ansonsten würde ich eher zum WiWi-Bachelor an der FernUni Hagen raten.

Ich habe Linguistik studiert und arbeite im Moment in der Verwaltung (Hochschulplanung) an der Uni Duisburg-Essen. Mein aktueller Job hat also schon etwas mit BWL zu tun, aber eben nicht viel mit Steuerrecht. Ich fürchte, dass mich ein WiWi-Bachelor jedoch nicht viel weiterbringt, da zu allgemein. Nun setzte ich mich schon viele Wochen mit dem Thema Steuerrecht auseinander, um zu schauen, ob mir das überhaupt liegt und ärgere mich, dass ich nicht von Anfang in diese Richtung gegangen bin...

verstehe, dass du dich spezialisieren willst, aber mir ist echt kein ganzes Studium des Steuerrechts bekannt, das halbwegs renomme hat.
es gibt llm s in der Richtung, die aber recht teuer sind und fuer jemanden ohne Vorkenntnisse wohl auch nicht das richtige.
evtl wäre es tatsächlich erfolgsversprechender, wenn du normal bwl studierst und dich dann über Praktika spezialisierst.

Ich bin da anderer Meinung. Das Renommee der Hochschule spielt in der Steuerberatung keine große Rolle. Am Ende soll man ja dich einstellen und nicht deinen Professor oder deine angeblich so tollen Kommilitonen. Wichtig ist hier, dass der Studiengang überhaupt Möglichkeiten bietet, einen in der Bewerbung erkennbaren Schwerpunkt auf Steuern oder Rechnungswesen zu legen. Das ist nicht überall der Fall. Die meisten BWL-Profs hassen Steuerlehre auch, da sich ständig was ändert und das Fach daher viel Arbeit macht. Außerdem spielt es in der Wissenschaft kaum eine Rolle. Wer beruflich nicht ständig damit zu tun hat, blickt da langfristig auch nicht wirklich durch.

Dass ein allgemeiner BWL- oder Wiwi-Bachelor in deiner Situation nicht zielführend ist, sehe ich auch so. Bei einem Studium, das auf Steuerrecht ausgerichtet ist, hast du den Vorteil, dass der Stoff so ausgewählt wurde, dass er für Mitarbeiter in Steuerkanzleien o. ä. sinnvoll ist. Jetzt mit Ende zwanzig noch über alles mögliche über Marketing, Personalführung oder Logistik zu lernen, wäre Zeitverschwendung, wenn man schon weiß, wo man arbeiten möchte.

Ob dich später jemand einstellt? Naja, es gibt derzeit noch viele verschiedene unterschiedliche Kanzleien. Nicht alle bieten Bedingungen, um viele Bewerber anlocken zu können. Aber selbst bei den eher unbeliebten Kanzleien wird es ohne einschlägige Berufserfahrung schwer. Ich habe eher die Befürchtung, dass du nach diesem Studium evtl. irgendwo unterkommst, das Gehalt und die sonstigen Rahmenbedingungen aber schlechter sind als in deinem aktuellen Job. Es ist also wirklich riskant. Einen anspruchsvollen Job kannst du mit diesem Studium auch nur machen, wenn du auch noch das Steuerberaterxamen schaffst. Ansonsten heißt es Steuererklärungen oder Buchhaltungen in den PC klopfen. Und dafür ist wäre eine Ausbildung sogar besser.

Vielen Dank für die bisherigen Antworten!

Mal angenommen, ich würde jetzt einen Cut machen und mich komplett in Richtung Steuerberatung orientieren, dann vermute ich, dass eine duale Ausbildung zur Steuerfachangestellten mit begleitendem Studium am sinnvollsten wäre? Auch mit Blick auf das Steuerberaterexamen wäre dies wohl die bessere Variante. Oder lieber Vollzeitstudium mit Tätigkeit als Werkstudentin? Die Frage stellt sich, weil ich befürchte, mit meinen Voraussetzungen keinen Ausbildungsplatz mehr zu bekommen.

Wenn man schon studiert hat, dann wird man in einer Ausbildung wohl sehr unglücklich. Man hängt dann mit 18-jährigen Greenhorns rum. Das macht doch keinen Spaß. Du hättest halt am Anfang die Augen besser aufhalten sollen. Jetzt ist der Zug wohl schon etwas abgefahren.

Doch Ausbildung wäre gut. Falls deine bisherige Berufserfahrung im kaufm. Bereich war, könntest du theoretisch direkt nach der Ausbildung auf das Steuerberater Examen lernen, da die Erfahrung idR angerechnet wird. Ausb. kannst auch auf 2 J. verkürzen meines Wissens. Studium wäre Unsinn. Bis du das fertig hast, kannst du schon im Job sein und dich auf das Examen vorbereiten. Das solltest du aber nochmal von einer Steuerberater kammer bestätigen lassen mit der Anrechnung der bisherigen Berufserfahrung

Sofern Du wirklich StB werden möchtest, kommst Du an einem Studium kaum vorbei. Nur mit einer Berufsausbildung ist die Praxisphase zu lang (10 Jahre). Dein Linguistik-Studium hilft nicht weiter, da das StBerG nur wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Studiengänge anerkennt.

Folgende Studiengänge kommen in Betracht:

Jura: Bei Deinem Alter würde ich das nicht machen. Da bei Juristen nur das 2. Staatsexamen irgendeinen Wert hat, würdest Du wohl erst mit 35 Jahren in den Beruf einsteigen. Eine gute steuerliche Ausbildung haben Juristen in der Regel auch nicht.

Diplom-Finanzwirt: Duales Studium mit Ausbildung in der Finanzverwaltung, dauert drei Jahre. Nach weiteren drei Jahren kannst Du das StB-Examen ablegen. Vorteil ist, dass Du fast nur Steuerrecht machst (im Gegenzug natürlich auch sehr einseitig). Außerdem wirst Du bezahlt. Andererseits musst Du bei vorzeitigem Ausscheiden aus dem öffentlichen Dienst die Vergütung zumindest teilweise zurückzahlen (evtl. übernimmt das auch ein StB, der Dich anstellen möchte). Gut ist auch, dass Du evtl. im öD bleiben kannst. Die Bezahlung ist zwar nicht übermäßig toll, gerade für Frauen ist es aber oft attraktiv (kaum Druck, Teilzeit).

BWL: Hier gibt es natürlich viele Fragen zu beantworten. Möchtest Du berufsbegleitend studieren? Reicht Dir der Bachelor? Möchtest Du parallel zum Studium eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten machen? Wie stark möchtest Du Dich auf Steuern spezialisieren?

BA Leipzig, BA Dresden. Duales Bachelorstudium.
Habe ich auch gemacht und danach ein Master angeschlossen. Mittlerweile bin ich bei den BIG4